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Organic

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Titel: Organic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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und öffnete die Tür.
    Abda wusste schon, dass er kein Wechselgeld und keine Quittung würde haben wollen, aber er fragte trotzdem und bedankte sich, als der Mann den Kopf schüttelte.
    Er lenkte sein Taxi zurück in den Verkehr, bevor jemand auf ihn aufmerksam wurde oder ihn heranwinken konnte. Dann erst merkte er, dass seine Handflächen feucht geworden waren und das Herz ihm bis zum Hals klopfte. Er fürchtete sich geradezu davor, in den Rückspiegel zu schauen, seine Furcht und Erregung waren fast so groß wie an dem Tag, als der große blonde Mann zum ersten Mal in sein Taxi gestiegen war.
    Aber schließlich zwang er sich doch hinzusehen und war augenblicklich erleichtert, als er den kleinen Briefumschlag mit dem vertrauten Wachssiegel mitten auf der Rückbank liegen sah.

13. KAPITEL
    Florida State Hospital
    Chattahoochee, Florida
    Sabrina erkannte den Mann kaum, der da zappelnd in seinem Lehnstuhl hockte, die Hände ständig in Bewegung, mit den Fingern auf die Lehne klopfte oder Löcher in die Luft stach. Seine Augen waren überall und wichen ihrem Blick dabei ständig aus. Sein Körper bewegte sich auf seinem Platz vor und zurück, als säße er in einem Schaukelstuhl. Sogar seine Zunge bewegte sich nervös, benetzte die Lippen, fuhr im Mund umher und drückte von innen gegen die Wangen, als wolle sie unbedingt heraus.
    Der Verkehr hatte Sabrina über eine Stunde aufgehalten, und sie war später als erhofft in Chattahoochee eingetroffen. Wenigstens hatte man die Lederbänder an seinen Handgelenken entfernt, bevor sie eingetroffen war. Die Medikamente schienen die letzten Reste seines einstmals so wachen Geistes zu zerstören. Entweder ließen sie ihn dahindämmern, oder sie machten ihn zu einem zuckenden Nervenbündel, als wäre es nicht ohnehin schon schlimm genug gewesen, dass er in der Realität nur noch begrenzt zu Hause war. Erinnerungen, Halluzinationen und Wunschträume überlagerten einander und bildeten eine Welt, zu der niemand anderes vordrang.
    „Es gab Erbsen zum Essen“, erzählte er Sabrina wie ein vierjähriger Junge, der den nächstbesten Gedanken herausplapperte.
    „Soll ich nächstes Mal einen Cheeseburger für dich hereinschmuggeln?“, fragte sie und hoffte auf ein Zeichen, auf ein Aufflackern des wachen Geistes, den sie kannte. Aber er sah sie nicht einmal an. Sein Blick irrte ziellos umher, als würde hinter ihr jemand Pingpong spielen.
    „Gestern war Eric hier“, sagte er dann so beiläufig, wie er die Erbsen erwähnt hatte.
    Im ersten Moment dachte sie, sie hätte sich verhört. Sabrina suchte seinen Blick, um herauszufinden, in welchem Bewusstseinszustand er sich gerade befand.
    „Er sah gut aus. Er ist drüben in Pensacola Beach.“
    „Dad, Eric ist irgendwo in New York oder Connecticut. Er ist nicht in Florida.“ Sie verstand nicht recht, wie er überhaupt auf die Idee kam.
    „Nein, nein, er hat einen neuen Job.“ Er lehnte sich vor und flüsterte, immer noch, ohne sie anzusehen. „Er ist auf Geheimmission. Ich darf niemandem erzählen, dass er hier war.“
    Sie zögerte einen Moment. „Eric war nicht hier, Dad.“
    Sie konnte die meisten seiner Halluzinationen ertragen, aber diese nicht. Ihr Bruder hatte sich seit mehr als zwei Jahren bei keinem von ihnen gemeldet. Aus freiem Willen. Er wusste nicht einmal von Chattahoochee.
    „Vielleicht hast du geträumt, dass er hier war, Dad.“
    Sie griff nach seiner Hand, um ihn zu stoppen oder ihn wenigstens zum Stillhalten zu bewegen. Aber er gewährte ihr nur ein paar Sekunden, dann entzog er sich ihr und zeigte wirr zur Decke.
    „Er wohnt über einem Bootshaus und beobachtet die Delfine in der Bucht.“ Der alte Mann wirkte nicht unruhig. Er sagte es ganz sachlich.
    Sie gab auf. Wenn es ihm ein wenig Trost verschaffte, zu glauben, dass sein einziger Sohn den ganzen Weg von New York hierhergekommen war, warum sollte sie ihm das verderben?
    „Er arbeitet für einen Kerl namens Howard Johnson.“
    Sie lächelte und nickte. Gleichzeitig biss sie sich auf die Unterlippe und dachte: Mein Gott, Dad, du fehlst mir so.
    Dann sah er sie plötzlich an, als könne er ihre Gedanken lesen. Und im selben Tonfall sagte er: „Vergiss die Gurken nicht auf dem Cheeseburger.“
    Sabrina setzte sich auf, hielt den Atem an und sah ihn forschend an. „Dad?“
    „Vielleicht auch ein paar Pommes?“
    Sie saß ganz still und wusste nicht, ob sie hoffen sollte.
    „Ganz bestimmt.“ Schließlich lächelte sie, blieb aber stocksteif sitzen. Sie

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