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Organic

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Titel: Organic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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der andere Mann später nach einem Taxi Ausschau gehalten hätte. Wenn nur Abdas Fahrgast nicht zu spät gewesen wäre und er endlich nach Hause käme, um endlich ein bisschen zu schlafen, anstatt sich höflich einen Weg durch das merkwürdige frühmorgendliche Grüppchen von Obdachlosen und Kirchgängern zu bahnen. Hatten die Leute denn nichts Besseres zu tun?
    Abda erkannte einen der Angestellten an der Tür, ein Pakistani namens Okmar, der ihn immer freundlich behandelt hatte, wenn Abda zu ähnlich ungewöhnlicher Stunde auf seinen Fahrgast gewartet hatte.
    Er drückte sich an einer übel riechenden alten Frau vorbei, die einen langen Rock und ein weißes T-Shirt mit gelben Flecken trug. Die Frau warf ihm einen misstrauischen Blick zu und drückte ihren Müllbeutel fester an sich, als habe sie Angst, er könne ihn ihr wegnehmen. Abda ging weiter und unterdrückte seinen Ärger. Er hatte die Nase voll von einfach gestrickten, dreckigen Obdachlosen, die ihn als Kriminellen ansahen, nur weil er arabisch aussah. Stattdessen winkte er dem Hotelangestellten zu, als der in seine Richtung schaute.
    Okmar nickte ihm zwar nur zu, kam aber zum Absperrungsband.
    „Ist jemand krank geworden?“, fragte Abda, obwohl er genau wusste, dass es sich um jemand Wichtiges handeln musste, wenn so viel Aufhebens gemacht wurde. Aber das war nichts Ungewöhnliches in Washington.
    Okmar beugte sich zu Abda vor und antwortete im Flüsterton: „Da wurde jemand ermordet.“
    Abda erschrak. Sein Blick wanderte über das kleine Grüppchen und dann in die Hotellobby, um nach seinem Fahrgast Ausschau zu halten. Aber vielleicht hatte ihn die Polizeipräsenz veranlasst, einen anderen Ausgang zu nehmen.
    „Weiß man, wer der arme Teufel war?“, fragte er Okmar, weil der ganz offensichtlich noch mehr erzählen wollte.
    „Ein junger Mann. Angeblich ein Mitarbeiter eines Senators.“
    Abda nickte und mimte Erstaunen, obwohl das wohl nicht weiter erstaunlich war. Man konnte ja noch kaum irgendwo hingehen, ohne jemanden zu treffen, der für einen Senator oder Kongressabgeordneten arbeitete.
    „Hast du eine Ahnung, wie er umgebracht worden ist?“, fragte Abda nur wenig neugierig. Aber Okmars Augen weiteten sich, und er sah sich um.
    „Das haben sie nicht gesagt. Aber ich habe einen von ihnen sagen hören, es war ... wie heißt das noch?“ Okmar überlegte angestrengt, bis sich sein Gesicht aufhellte. Dann flüsterte er: „Schmutzig. So haben sie es genannt.“ Und er sah Abda an, als müsse dieser verstehen, also hob Abda vielsagend die Augenbrauen, um zu zeigen, dass er genau verstand.
    Dann schrillte eine Trillerpfeife. Okmar zuckte zusammen und eilte wieder zurück auf seinen Posten. Kurz darauf öffneten sich die Türen des Haupteingangs, und eine Trage wurde herausgebracht. Abda fiel auf, dass der schwarze Leichenbeutel fehlte und der Körper nur von Kopf bis Fuß mit einem weißen Laken bedeckt war. Er wusste nicht recht, was er erwartet hatte. Vielleicht hatte er einfach zu viele Krimis im US-Fernsehen gesehen.
    Er sah direkt auf die Rückfront des Krankenwagens, also blieb er stehen und beobachtete, was weiter geschah. Sein Fahrgast war wahrscheinlich längst vor dem ganzen Auflauf geflohen. Als die Trage in den Krankenwagen geschoben wurde, rutschte ein Arm des Toten unter dem Laken hervor. Ein Raunen ging durch die Menge, alle drängten sich vor, um besser sehen zu können. Abda wollte sich schon abwenden, als er etwas Metallisches am Handgelenk des Toten aufblitzen sah. Er erkannte das Goldarmband.
    Er mochte sich irren. Das war durchaus möglich. Aber es würde erklären, warum sein ansonsten stets pünktlicher Fahrgast sich diesmal verspätet hatte. Abda beschlich das Gefühl – die Amerikaner nannten es Bauchgefühl –, dass es für eine ganze Weile keine Gefälligkeiten mehr geben würde.
    Nein, Abda wusste vielmehr, dass es an der Zeit war, dass sie nach Florida fuhren.

31. KAPITEL
    Tallahassee, Florida
    Den Großteil des Sonntagnachmittags verbrachte Sabrina mit Erledigungen, darunter einem weiteren Besuch bei ihrem Vater in Chattahoochee. Ohne es zu merken, hatte sie ihn mit den anderen Besorgungen in einen Topf geworfen. Wann war ihr Vater zu einer Pflicht geworden?
    Dieses Mal fand sie ein Whataburger-Restaurant und kaufte für ihn einen Cheeseburger mit Gurken und Zwiebeln, dachte an die Pommes und nahm noch einen Schoko-Shake dazu. Die diensthabende Schwester schüttelte nur den Kopf, weil Sabrina die Tüte in ihrer

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