Organic
wurde. Unten in der Ecke stand „Sondersendung“, und die Bilder zeigten die Anlage von Eco-Energy. Er versuchte etwas zu verstehen. Es war von einem Unfall die Rede. Was ihr nicht sagt, dachte Leon und kaute weiter. Dieser verfluchte Alarm hatte ihm fast eine Herzattacke eingebracht. Es hatte nicht viel gefehlt, und sie hätten zwei „Unfälle“ zu beklagen gehabt. Er war immer noch stinksauer, dass ihm niemand was von dem Alarm gesagt hatte.
Leon nahm noch einen Bissen und wischte sich Zwiebelreste und Ketchup mit dem Handrücken ab. Als er mit einem Schluck Bier nachspülen wollte, zeigten sie ein Foto des Opfers, Dr. Sabrina Galloway. Nur bezeichneten sie sie nicht als Opfer. Fast hätte er sich verschluckt.
„... gesucht als Zeugin des Mordes an ihrer Kollegin. Der Name der Mitarbeiterin wird auf Wunsch der Familie nicht genannt. Ein zuverlässiger Informant sagte gegenüber ,News Watch 7’, dass das Opfer im Laborkittel und mit dem Namensschild von Dr. Galloway aufgefunden wurde. Allerdings wurden aus ermittlungstechnischen Gründen keine Informationen zur Ursache des Unfalls mitgeteilt. Und noch einmal, bisher wird Dr. Galloway lediglich als wichtige Zeugin im Zusammenhang mit einem ungeklärten Todesfall bezeichnet. Wer immer sie sieht oder etwas zu ihrem Verbleib mitteilen kann, ist verpflichtet, umgehend die Polizei unter der eingeblendeten Telefonnummer zu kontaktieren.“
Als der Sprecher erklärte, was und wo EcoEnergy war, hatte Leon sein halb aufgegessenes Abendessen von sich geschoben und schluckte bereits seine Magentabletten.
53. KAPITEL
„Ich habe gesehen, wie es passiert ist“, sagte Sabrina. Wenn ich der Polizei alles erkläre, werden sie sehen, dass es sich um ein Missverständnis handelt.“
Miss Sadie nickte und hörte zu, während sie in der Küche herumwirbelte und die Reste vom Abendessen wegräumte.
„Mir war klar, dass ich die Polizei anrufen sollte.“ Aber noch während sie die Worte aussprach, wusste Sabrina, dass sich irgendetwas an dieser Möglichkeit nicht richtig anfühlte. Jetzt erst bemerkte sie die kleine Kühlbox auf dem Küchentresen, in die die alte Dame jedes Mal, wenn sie daran vorbeikam, etwas hineinpackte.
„Ich finde, sie hätten keine Fahndung nach Ihnen herausgeben dürfen“, meinte Miss Sadie, während sie emsig weiter wischte, spülte, einpackte und immer wieder nickte. Das machte sie schon die ganze Zeit, seitdem Sabrina zu berichten angefangen hatte, was sie in Reaktor fünf gesehen hatte.
Sabrina war immer noch erschöpft, aber die Wirkung des Schocks ließ allmählich nach. Jetzt kamen die Fragen, auch wenn keine mit ihrer Geschichte oder ihrer Schuld zu tun hatte.
„Haben Sie irgendjemanden hier in der Gegend, bei dem Sie für ein paar Tage unterkommen können?“ Miss Sadie sprach immer noch leise und blieb völlig ruhig, als habe sie Sabrinas Bericht vom Mord gar nicht gehört.
„Ich ... äh ... ich habe Freunde in Chicago.“ Sie zögerte, aber Miss Sadie schüttelte den Kopf.
„Da werden sie als Allererstes nach Ihnen suchen.“ Sie legte die Zutaten für Sandwiches auf dem Küchentresen bereit, holte Mayonnaise aus dem Kühlschrank, dazu Brot, Schinkenaufschnitt, Käse und ein Glas Gurken. Sabrina fragte nicht nach, obwohl es ihr merkwürdig vorkam. Immerhin hatte Miss Sadie doch gerade erst die Reste vom Abendessen weggeräumt.
„Aber wird mich die Polizei nicht sowieso irgendwann finden, egal wo ich hingehe?“, fragte Sabrina und beobachtete Miss Sadies geübte Handgriffe, die das Schmieren von Sandwiches aussehen ließen wie hohe Kunst.
„Ich meine nicht die Polizei“, antwortete sie und sah Sabrina über die Ränder ihrer Brille auf ihrer Nasenspitze an. Sie hatte nicht einmal aufgehört, Mayonnaise zu verstreichen.
Erst in diesem Moment wurde Sabrina klar, wie recht Miss Sadie hatte. Die Polizei suchte sie, aber irgendjemand anderes wollte, dass sie starb.
Sie versuchte sich zu erinnern, wie der Mann ausgesehen hatte. Aber von unten war sein Gesicht nicht zu erkennen gewesen. Er hatte einfache blaue Hosen und ein kurzärmeliges weißes Hemd getragen, das ihn vor den hellen Rohren, Ventilen und Metallarmaturen fast unsichtbar hatte werden lassen.
„Was ist mit Ihrem Bruder?“, fragte Miss Sadie und holte Sabrina damit zurück in die Gegenwart der kleinen Küche.
Sie versuchte sich zu erinnern, was sie Miss Sadie von Eric erzählt hatte. Hatte sie ihr überhaupt etwas erzählt?
„Mein Vater hat behauptet, Eric lebe
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