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Organic

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Titel: Organic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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in Pensacola Beach. Aber ich bin mir da nicht sicher. Als ich das letzte Mal von ihm gehört habe, war er irgendwo im Nordosten, in New York oder Connecticut.“
    Miss Sadie legte den Kopf schief und sah verwirrt aus, aber sie wartete auf eine Erklärung, anstatt neue Fragen zu stellen.
    Sabrina lehnte ihren Kopf im Stuhl zurück und schloss die Augen. Es schien so schwierig, die ganze Sache zu erklären, also sagte sie stattdessen: „Eric ist seit der Beerdigung meiner Mutter weder mit mir noch mit meinem Vater in Kontakt gewesen. Ich vermute, dass mein Vater ihn so gerne sehen würde und sich deshalb Erics Besuch einfach eingebildet hat.“
    Als sie die Augen wieder öffnete, sah Miss Sadie sie immer noch forschend an. Vielleicht, dachte Sabrina, versucht sie sich einen Reim drauf zu machen, was sie mit ihr anstellen sollte.
    „Meiner Erfahrung nach“, sagte die alte Dame schließlich, „liegt eine Menge Wahrheit in jeder Lüge. Vielleicht gilt das auch für solche Einbildungen.“
    Sie wickelte die Sandwiches in Butterbrotpapier, packte sie in eine leere Brotdose und legte sie in die Kühlbox. In eine braune Papiertüte, die Sabrina erst jetzt neben der Kühlbox auf dem Tresen bemerkte, steckte sie mehrere Dosen Katzenfutter. Dann stand Miss Sadie vor dem Kühlschrank und nahm einen Plastikbehälter aus dem Gefrierfach. Sabrina hatte keine Ahnung, was eigentlich noch fehlen konnte.
    Miss Sadie zog aus dem Behälter irgendetwas in Folie Verpacktes, das sie vorsichtig auswickelte. Sabrinas Augen wurden groß, als sie den Inhalt erkannte, denn es waren zentimeterdicke Bündel Geldnoten. Miss Sadie ging damit um wie mit einem Satz Spielkarten, sie zählte ein paar Zwanzig- und Fünfzig-Dollar-Scheine ab, schlug den Rest wieder in die Folie ein und packte ihn zurück in den Plastikbehälter. Bevor sie ihn zurück ins Gefrierfach stellte, konnte Sabrina noch das Etikett erkennen: „Schweineschnitzel“ stand darauf.
    Dann sah Miss Sadie Sabrinas Erstaunen und erklärte: „Meine letzte Arbeitgeberin war sehr großzügig zu mir. Als sie gestorben ist -“ Die alte Dame senkte voller Respekt den Kopf und fuhr dann fort: „Gott schütze Miss Emilys Seele.“ Sie sah Sabrina an. „Sie hat mir ein Drittel ihres Grundbesitzes vermacht. Ich bin eine bodenständige Frau und habe viel davon angelegt, aber alles wollte ich den Banken nicht anvertrauen. Das hier ist mein Notgroschen für schlechte Zeiten. Mein persönlicher Tresor.“ Sie schloss die Kühlschranktür wieder. Und dann wandte sie sich resolut wie immer Sabrina zu und sagte: „Ich glaube, wir sollten einen kleinen Ausflug nach Pensacola Beach machen.“

54. KAPITEL
    Tallahassee, Regionalflughafen
    Als Erster traf Abda Hassar auf dem Flughafen ein. Obwohl die anderen beiden nicht bei ihm waren, hatte er sich so angezogen, wie es Qasim detailliert vorgegeben hatte. Als er jetzt durch die Menge von Touristen und Geschäftsreisenden lief, war er dem jungen Freund dankbar für seine Aufmerksamkeit in Sachen Alltagskultur. Niemand schien Abda auch nur zu bemerken. Er mochte sich lächerlich vorkommen in Cargoshorts und Sandalen, mit einer Aktentasche aus Leder und in einem Hemd, das Qasim zufolge Tommy-Bahama-Shirt hieß – aber er passte perfekt zu den anderen.
    Auch wenn Abda es nur sehr ungern zugab, hatte Qasim doch genauso recht mit den Goldringen. Er hatte darauf bestanden, dass alle drei einfache Eheringe aus Gold trugen.
    „Ehemänner, Familienväter“, erklärte Qasim, „wirken sehr viel weniger verdächtig. Man wird uns anders behandeln, wenn man uns für Familienoberhäupter hält. Denn dann wird man es für viel weniger wahrscheinlich halten, dass wir so etwas Verwerfliches tun, wie uns für ein paar Jungfrauen im Jenseits selbst in die Luft zu sprengen.“
    Abda verwahrte sich gegen jeden Vergleich mit denen, die er als religiöse Eiferer bezeichnete, die keine Ahnung von Nationalstolz hatten, sich wenig scherten um das große Ziel jenseits ihrer selbstsüchtigen Wünsche. Er mochte die Vergleiche nicht, aber gleichzeitig überraschte es ihn nicht, dass Qasim abermals recht hatte. Am Reagan National Airport hatte Abda bemerkt, wie der Mitarbeiter bei der Sicherheitskontrolle kurz auf seinen Ehering schaute, bevor er ihn durchwinkte, ohne ihn für eine genauere Kontrolle beiseite zu nehmen. Kleine Details, aber Abda wusste, dass sie den Unterschied zwischen Erfolg und Scheitern ausmachten.
    Er kaufte etwas zu trinken und ein Sandwich und fand einen

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