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Organic

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Titel: Organic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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vorbei zu den verschlossenen Sicherheitstüren, die sie von ihrem Platz aus bediente.
    „Da soll es irgendwo ein Problem geben“, rief er ihr über die Schulter zu.
    „Davon weiß ich nichts.“ Ihre Stimme klang zu hoch, als sie ihre Berge von Notizen, Nachrichten und Anträgen durchsah.
    „Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit“, sagte er mürrisch und sah geschäftig auf seine Armbanduhr. „Wenn ich mich nicht sofort darum kümmere, komme ich nicht vor dem Morgengrauen zurück. Ich hab noch vier andere Kunden außer Ihnen.“
    Er konnte sehen, wie sie nervös wurde. Es würde zu lange dauern, herauszufinden, von wem die Anfrage kam. Womöglich hätte sie dann zugeben müssen, dass sie es übersehen hatte. Und wenn sie ihn warten ließ und es dann Schwierigkeiten gab, weil so ein armer Patient – oder noch schlimmer, ein Arzt – bis zum nächsten Morgen warten musste, weil die Klimaanlage schon die ganze Woche nicht funktionierte, konnte sie das ihren Job kosten.
    „Sie müssen sich hier eintragen“, sagte sie schließlich und zeigte auf ein Klemmbrett mit Stift vor sich.
    Leon schüttelte ungeduldig den Kopf und kam zurück zum Tresen. Er sorgte dafür, dass es auch in seiner Tasche ungeduldig klapperte. Dann kritzelte er eine unlesbare Unterschrift an die Stelle, auf die sie zeigte. Das schien sie zufriedenzustellen, und sie winkte ihn durch. Diesmal hörte er das Klicken, als die Türen entsichert wurden, noch bevor er dort ankam.
    Nachdem er erst einmal drin war, wurde es einfacher. Wer es durch die Sperre geschafft hatte, gehörte hierher und wusste, wohin er wollte. Leon verschwand in einer Wäschekammer, die ihm Sonntagabend aufgefallen war. Er nahm sein Namensschild ab und steckte es in die Tasche. Dann nahm er eine dünne Strickjacke heraus, schlüpfte hinein und schob die Ärmel bis zu den Ellbogen hoch. Dann setzte er noch eine Hornbrille auf. Die kleine Zange steckte er in seine Hose. Die Tasche verbarg er hinter einem Stapel Handtücher, bevor er die Kammer wieder verließ.
    Leon verwandte nicht zu viel Zeit auf Verkleidungen. Wozu der Aufwand, wenn es so einfach war, vom Handwerker zum Besucher oder Bewohner der Klapsmühle zu mutieren?

65. KAPITEL
    Washington D. C.
    Jason glaubte ihm nicht.
    „Keine Sorge“, sagte Senator Adams schon zum zweiten Mal. „Das ist keine große Sache. Es wird andere Interviews geben.“ Er lief um seinen Schreibtisch herum und kratzte sich mehrmals am Kiefer. Jason hatte das Gefühl, als wolle er damit wegkratzen, dass ihn jemand so mies gelinkt hatte.
    Jason saß in dem Besuchersessel aus Leder gegenüber vom Schreibtisch. Er hatte gehofft, ein Extrainterview für den Senator herauszuschlagen, bevor er die Sache herausbekam. Wer konnte denn ahnen, dass Senator Adams „Good Morning America“ schaute? Jason hatte den ganzen Vormittag versucht, den Produzenten der Sendung, Lester Rosenthal, ans Telefon zu bekommen. Obwohl er gar nicht so recht wusste, was er überhaupt sagen sollte. Auch wenn er genau wusste, was er am liebsten gesagt hätte: Wieso zum Teufel haben Sie Senator Adams nicht dazugeholt?
    „Der Großteil des Interviews bezog sich doch auf Fragen zu diesem Mordfall. Mir hat Sidel richtiggehend leidgetan, wie er das Ganze als eine terroristische Verschwörung dargestellt hat, mit der ihn jemand aus dem Rennen werfen will.“ Der Senator schüttelte bedauernd den Kopf, um zu zeigen, wie kläglich Sidel seiner Ansicht nach damit gescheitert war.
    Jason behielt für sich, dass er den Versuch für alles andere als misslungen hielt. Es war brillant gewesen. Nur Sidel schaffte es, einen Zickenkrieg zwischen zwei Wissenschaftlerinnen wie ein Komplott von Terroristen aus dem Nahen Osten aussehen zu lassen, mit dem sein bevorstehender Vertragsabschluss mit den US-Streitkräften und seine Rolle auf dem Energiegipfel torpediert werden sollte. Es mochte weit hergeholt klingen, aber Sidel ließ es ausgesprochen überzeugend erscheinen. Es hatte schon seinen Grund, warum der Kerl als Zauberer bezeichnet wurde.
    Jason beobachtete, wie Senator Adams weiter auf und ab lief. Es war schrecklich, ihn so zu sehen. Und er hatte tatsächlich abgenommen, das konnte Jason erkennen. Die sonst so schlanke, athletische Gestalt des Senators wirkte neuerdings merkwürdig schwächlich. Seine Wangen und seine Augen schienen irgendwie eingefallen. Jason konnte den Gegensatz zwischen diesem Mann und dem auf den Fotos an den Wänden nicht übersehen. Auf den Bildern war ein vitaler,

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