Organic
eine tödliche Mischung, die Khaled perfektioniert hatte. Das weiße Puder war tödlicher als Anthrax, roch aber nicht und hatte keinen Geschmack. Wenn man es einem Essen beigab, fiel es nicht einmal auf. In wenigen Sekunden schwoll die Speiseröhre des Opfers zu und erstickte ihn. Es gab keine Rettung, und was das Beste war: Es gab keine Hinweise darauf, was die Schwellung ausgelöst hatte.
Abda hielt Khaleds Mischung für exzellent. Die Zutaten waren ebenso tödlich wie flüchtig, und sie konnten selbst bestimmen, wer sterben sollte. Mithilfe der Wissenschaft würden sie dieser Regierung eine teure Lektion erteilen. Diese Regierung war der Ansicht, sie könne Verträge aufgeben, nur weil sie glaubte, mit EcoEnergy wissenschaftlich auf der sicheren Seite zu sein. So gesehen, fand Abda, war es nicht nur eine Lektion, sondern auch eine Art ausgleichende Gerechtigkeit.
74. KAPITEL
Washington D. C.
Jason kratzte den letzten Rest der Thainudeln aus dem Pappbehälter. Ohne die Augen vom Computerbildschirm zu nehmen, stopfte er sich alles in den Mund. Alle waren schon gegangen. Schon dreimal hatte der Mann vom Sicherheitsdienst nach dem Rechten gesehen. Jason fragte sich allmählich, ob der Kerl sich wirklich Sorgen um ihn machte oder nur sichergehen wollte, dass er nicht irgendwelche geheimen Unterlagen klaute.
Jason recherchierte abwechselnd über William Sidel und Zach Kensor. Er konnte in den Datenbanken, die er anzapfte, ebenso gut gleich zwei Namen eingeben. In Zachs Finanzakten hatte er nicht viel anderes gefunden, als man bei einem Mann in seinem Alter erwarten würde. Irgendwie erinnerte es Jason an seine eigenen beklagenswerten Finanzen: ordentlich verdientes Geld, aber davon nicht sonderlich viel.
Er klickte sich durch ein weiteres Firmenkonto von Eco-Energy. William Sidels Geschäftskonten dagegen sahen aus wie die eines Politikers. Anscheinend gab es keine Investmentfirma und keinen Millionär, von dem Sidel noch kein Geld angenommen hatte. Ebenso hatte er riesige Summen an mehrere sogenannte gemeinnützige Organisationen gezahlt. Ein paar davon mochten in Ordnung sein, aber Jason erkannte darunter auch einige zweifelhafte Lobbyisten oder solche, die das für sich in Anspruch nahmen. Als Privatunternehmen, in dem der Staat nichts zu sagen hatte, konnte sich EcoEnergy seine Investoren ohne Beschränkungen frei auswählen. Hingegen konnte die Firma nicht über wohltätige Kanäle Kongressabgeordnete bestechen. Aber das wäre ihnen vermutlich nur schwer nachzuweisen gewesen. Jason druckte die Unterlagen trotzdem aus und markierte die fragwürdigen Organisationen.
Er war erschöpft. Nach so vielen Stunden am Computer brannten ihm die Augen. Er hatte einen ganzen Tag daran verschwendet. Morgen musste er die letzten Details für den Empfang zum Energiegipfel vorbereiten. Jede Menge Papierkram musste noch erledigt werden. Die Cateringflrma aus Florida hatte das Menü gefaxt und wartete auf die Bestätigung. Und er hatte noch keinen weiteren Gedanken an den Investitionsausschuss verschwendet. Stattdessen konnte er gar nicht aufhören, irgendetwas zu suchen, was sein ungutes Gefühl in Sachen William Sidel bestätigte. Was zum Teufel hatte Sidel gegen Senator Adams in der Hand?
Immer wieder ging Jason in Gedanken das Telefongespräch durch, das der Senator am Vormittag mit Sidel geführt hatte. Er hatte noch nie erlebt, dass Senator Adams vor jemandem kuschte, aber genau das war es, was er jedes Mal bei Sidel machte. Irgendetwas sagte Jason, dass Sidel dem Senator so etwas wie ein Ultimatum gestellt hatte.
Anfangs hatte Jason angenommen, es handele sich um einen Deal auf Gegenseitigkeit. Senator Adams kümmerte sich darum, dass der Vertrag mit der Armee durch den Investitionsausschuss kam. Für Sidel brachte das außer weiteren Mitteln auch mehr Ansehen und Glaubwürdigkeit. Für Senator Adams bedeutete es einen Zuwachs an Reputation bei der Umweltlobby und bei Patrioten und war eine gute Ausgangsbasis für einen möglichen Präsidentschaftswahlkampf. Auf Gegenseitigkeit also, aber Jason vermutete, dass noch mehr dahintersteckte. Was hatte Sidel noch in der Hinterhand, das die Sache aus dem Gleichgewicht brachte und ihm den größeren Vorteil verschaffte?
Sidels Privatkonten war Jason bereits durchgegangen, aber jetzt rief er noch einmal sein Visa-Konto auf. Und wieder fand er nichts Interessantes. Sidel sammelte Antiquitäten. Er gab viel Geld für monatliche Friseurbesuche aus und ging jede Woche zur
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