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Pediküre. Aber nicht zur Maniküre. Sidel gab mehr Geld aus für Mitgliedsbeiträge in exklusiven Clubs, als Jason pro Jahr verdiente. Dazu gehörten der Champions Golf Club, der Gulf Coast Yacht Club, das South Beach Spa and Resort sowie der Sandshaker Health Club. In den letzten anderthalb Jahren war er zweimal nach Washington geflogen und hatte beide Male im „Washington Grand Hotel“ gewohnt. Als Jason diese Reisen zum ersten Mal entdeckt hatte, hatte er kurz die Luft angehalten. Vermutlich war er selbst es gewesen, der auf Veranlassung von Senator Adams die Reservierung getätigt hatte, ohne zu wissen, dass es sich um Sidel handelte. Aber auch das hatte nicht allzu viel zu bedeuten. Warum sollte Sidel nicht nach Washington fahren? Und warum sollte er nicht auf Empfehlung seines Freundes im ersten Hotel der Stadt absteigen?
Jason beschloss, alle Dokumente und Bankauszüge, die er ausgedruckt hatte, einzupacken und nach Hause zu fahren. Da konnte er alles noch einmal ausbreiten und in Ruhe durchsehen. Wenn er sich recht erinnerte, waren im Kühlschrank noch ein paar Dosen Bier, die ihm den Job erleichtern würden. Aber als er schon dabei war, die Sachen in seine Aktentasche zu stopfen, fiel ihm etwas auf, das ihn innehalten ließ. Vielleicht war er einfach nur müde und bildete sich bereits Dinge ein. Aber er zog die einzigen drei Unterlagen wieder heraus, die er von Zachs dünnem Profil ausgedruckt hatte.
Jason überflog die Belastungen der Kreditkarte. Eine nach der anderen ging er sie durch und suchte nach etwas, was er zuvor bemerkt hatte. Da hatte es keine Bedeutung gehabt, aber jetzt schien es doch zu viel für einen bloßen Zufall.
Da war’s. Vor fünf Monaten, am 20. Januar. Der Beleg für den Kauf mit Kreditkarte in einer Hotelboutique. Nichts anderes wies auf die Reise hin, nur der Beleg über 29,54 Dollar in der Boutique des South Beach Spa and Resort.
Jason griff nach Sidels Kreditkartenkonto vom Januar. Ganz genau, da war eine Belastung von 2024 Dollar vom 18. bis zum 20. Januar. Was für ein Zufall, dass sich beide Männer zur selben Zeit im selben teuren Resort aufhielten. Zumal einer der beiden mit seinem Gehalt gerade so über die Runden kam.
75. KAPITEL
Pensacola Beach, Florida
Nachdem Miss Sadie fort war, spürte Sabrina eine Spannung zwischen sich und Eric. Sie bestand darauf, den Fernseher laufen zu lassen, damit das Schweigen zwischen ihnen nicht allzu offensichtlich wurde. Von der „Oyster Bar“ unter ihnen drangen Lachen und Gespräche nach oben. Eric hatte sie fast schon dazu überredet, für eine Stunde nach unten zu gehen und etwas zu essen, weil doch keine Gefahr bestünde. Zu dieser Zeit waren sowieso nur Stammgäste da, versicherte er. Denen könne man vertrauen. Aber Sabrina musste überlegen, ob sie ihm überhaupt glauben sollte. In vielerlei Hinsicht war er der Bruder, den sie kannte, aber sie dachte immer wieder an die teuren Designerklamotten in seinem Kleiderschrank. Und sie fragte sich immer wieder, wieso er sich neuerdings Eric Gallo nannte.
Plötzlich drehte er die Lautstärke des Fernsehers hoch. Ihr Blick fiel auf ihr eigenes Foto in einer Ecke des Bildschirms.
Die Nachrichtensprecherin sagte gerade, dass Haftbefehl gegen sie erlassen worden war, während eine Luftaufnahme von EcoEnergy eingeblendet wurde.
„Beide waren Kolleginnen, die für eine Beförderung in Konkurrenz zueinander standen“, erklärte die Sprecherin in einem Ton, der allein Sabrina Grund genug für einen Mord zu sein schien. „Am Nachmittag ließ der Vater des Opfers erklären, er habe eine Belohnung von hunderttausend Dollar ausgeschrieben für Hinweise, die zur Ergreifung und Verurteilung von Dr. Sabrina Galloway führen.“
Sabrina fand, dass Annas Vater keinerlei Ähnlichkeit mit seiner Tochter hatte. Er sah eher aus wie einer der Schauspieler von „Die Sopranos“.
Die Sprecherin begann mit der nächsten Meldung, und Eric drehte die Lautstärke wieder zurück. Offenbar konnte er ihre Gedanken lesen, denn als Erstes sagte er: „Scheiße, Bree. Sieht aus, als wäre dir jetzt die Mafia von ganz Florida auf den Fersen.“ Aber dann lächelte er.
Sie setzte sich auf den klapprigen Futon. Er war schon recht abgenutzt und roch nach Meer und ein wenig nach Miss Sadies Limonenspülung. Für den Moment war dies ihre einzige Zuflucht.
„Bei denen hört sich das alles so einfach an.“
„Das ist es ja in den meisten Fällen auch. Gier, Neid, Begehren, Hass“, sagte Eric und
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