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Organic

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Titel: Organic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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pro Woche in einer Standup-Comedy-Show nebenan in Howards „Bobbye’s Oyster Bar“ auftreten durfte.
    Die Bar war ziemlich klein – eigentlich eine Garage, gerade groß genug für die Theke und den Barkeeper, also meistens Eric und manchmal Howard, mit Regalen und Borden hinter der Theke. Ein halbes Dutzend Bistrotische und Stühle standen auf der Strandpromenade, die fast immer voll belegt waren. Es war klein und familiär, aber an den Wochenenden bekam man abends nur noch Stehplätze.
    Eric war sich sicher gewesen, dass Howard nichts dagegen haben würde. Er wollte aus seiner Bar keinen angesagten Treffpunkt machen, aber er hatte nichts dagegen, dass sich dort jemand ein bisschen selbst verwirklichte. Eric war trotzdem ganz froh, dass die eigentlich eher abgedrehte Laborlesbe sich nicht einfach als witzig, sondern schlichtweg als ein Knüller erwiesen hatte. Außerdem war sie eine routinierte Komödiantin und brachte die Kundschaft dazu, vor Lachen zu heulen und sich den Bauch zu halten.
    Bevor Eric in seine Wohnung zurückging, schaute er noch kurz im Laden vorbei. Er winkte Howards Crew zu, die gerade ihr Boot am Anleger sauber machte. Er hatte gesehen, dass der Mercedes der Cowboys bereits vom Parkplatz verschwunden war. Kein gutes Zeichen. Howard lud seine Kunden nach einem Angeltrip immer noch zu ein paar Drinks und einem guten Essen ein, für das er und Eric dann den Grill anwarfen. Stattdessen stand sein Chef hinter der Ladentheke, das Handy zwischen Ohr und Schulter geklemmt, und ging die Warenlieferungen durch.
    Eric war eins dreiundachtzig groß und schlank und vermutlich so gut in Form wie schon seit Jahren nicht mehr. Aber Howard war nicht zu übersehen mit seinen knapp zwei Metern, breiter Brust und muskulösen Oberarmen, die meist in bunten Hemden steckten – heute eins in Blau-Orange. Dazu trug er weiße Hosen und manchmal eine weiße Kapitänsmütze. Eric schätzte Howard auf Mitte sechzig, aber das ließen nur sein dichtes weißes Haar und der weiße Schnurrbart vermuten. Er hatte gesehen, wie der Mann einen Fünfhundertpfünder mit wenig Anstrengung bewältigte und wie er eine Rauferei damit beendete, dass er die ungehobelten Gäste einfach beim Schlafittchen packte. Ebenso hatte er einmal beobachtet, wie Howard eines seiner Modellschiffe liebevoll mit einem ungemein feinen Pinselstrich versehen hatte.
    Howard nickte Eric zu, was er meistens tat, wenn er telefonierte oder einen Kunden bediente. Aber diesmal war es anders. Howard griff nach dem Telefon, schob einen halb ausgepackten Karton beiseite und beendete das Gespräch mit einem kurzen „Ich rufe später wieder an“.
    Eric tat so, als hätte er das überstürzte Gesprächsende gar nicht bemerkt. Vielleicht war er inzwischen ein bisschen übervorsichtig. Aber warum auch nicht, nach der Sache mit Sabrina?
    „Die Texaner reisen schon wieder ab?“, fragte Eric.
    „Nichts gefangen. Und Appetit hatte keiner von ihnen so richtig“, antwortete Howard kopfschüttelnd, es klang aber weder überrascht noch enttäuscht. „Einer von ihnen hat sich die Seele schon aus dem Leib gekotzt, bevor wir überhaupt richtig abgelegt hatten.“
    „Mr. Her-mit-den-Mädchen? Der Kerl mit den Cowboystiefeln?“ Eric musste grinsen. Er konnte es sich einfach nicht verkneifen. Er hatte es vom ersten Moment an kommen sehen.
    „Dabei kann er noch von Glück reden, dass ich am Ende Mitleid mit ihm hatte“, meinte Howard und strich sich über den Bart. „Noch am Anleger hat er Wendi wie ein Arschloch behandelt.“
    Howard konnte einigen Beschützerinstinkt für seine Leute entwickeln, obwohl er immer nur die Besten anheuerte. Aber Eric wusste auch, dass Wendi ganz gut selbst auf sich aufpassen konnte. Sie wäre durchaus in der Lage gewesen, es mit Mr. Cowboystiefel aufzunehmen.
    „Hoffentlich ist die Gruppe morgen ein anderes Kaliber.“
    „Ach, ganz bestimmt.“ Howard klang hoffnungsvoll. „Sie kommen aus Minnesota. Die kennen sich schon ein bisschen aus mit der Fischerei hier.“ Er machte sich nebenbei wieder ans Auspacken.
    „Ich musste heute Morgen für ein paar Stunden zumachen“, sagte Eric, obwohl er wusste, dass Howard das nicht weiter stören würde. Und er behielt recht. Sein Chef nickte nur und sah nicht einmal auf, um eine Erklärung zu bekommen.
    „Eine gute Freundin von mir ist plötzlich aufgetaucht.“
    Howard nickte wieder.
    „Sie wird ein paar Tage hierbleiben“, fügte Eric hinzu.
    Jetzt wurde Howard doch aufmerksam. Jeder andere

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