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hätte vermutlich gezwinkert und einen witzigen Kommentar abgelassen wie: „Klar, sie ist nur eine gute Freundin.“ Aber Howard hatte Manieren.
„Bring sie doch später mit“, schlug er vor und meinte damit die Bar, wo sie später mit den anderen sitzen würden. „Ich würde mich freuen, sie kennenzulernen.“
Eric sagte zu und wünschte sich, Howard wäre wenigstens dieses eine Mal kein so netter Kerl gewesen. Es hätte seinen Job hier in Pensacola Beach so viel einfacher gemacht.
73. KAPITEL
Tallahassee, Florida
Abda Hassar hatte den ganzen Tag in seinem Hotelzimmer verbracht. Sobald der Zimmerservice das Frühstück gebracht hatte, hatte er das Schild „Bitte nicht stören“ an die Tür gehängt. Dann schloss er seinen Laptop an das Netzwerk des Hotels an. Qasim und Khaled waren im selben Hotel abgestiegen, aber jeder zu anderen Zeiten. Sie hatten Zimmer auf unterschiedlichen Stockwerken. Später würden sie sich in einem Cafe gegenüber treffen und wieder so tun, als wären sie keine Touristen, sondern säßen wie Studenten über Qasims Büchern.
Auf mehreren Websites hatte Abda E-Mails hinterlassen. Den Rest des Tages würde er die Antworten entgegennehmen und die Informationen zusammenbasteln. Bislang hatte er nichts Neues erfahren. Alles sprach dafür, dass sich an dem Plan nichts geändert hatte. Wenn in den nächsten Tagen nichts Gravierendes geschah, bekam EcoEnergy den Zuschlag für Verträge, die über Jahre mit Ölgesellschaften des Nahen Ostens abgeschlossen werden würden. Diese Verträge hatten nur einen geringen Umfang, verglichen mit anderen Abschlüssen der Branche. Keine der Gesellschaften würde deswegen bankrottgehen oder auch nur einen nennenswerten wirtschaftlichen Schaden zu beklagen haben. Aber bei diesen Verträgen ging es nicht um Geld oder Öl, sondern um Wohlwollen und Einfluss.
Jahrelang waren mit solchen Verträgen Abdas Landsleute dafür abgefunden worden, dass sie fest an der Seite der USA standen gegen andere arabische Länder, die sich um den amerikanischen Kampf gegen den Terror nicht weiter scherten. Wenn diese Verträge nicht mehr galten, war das nichts weniger als ein Schlag ins Gesicht. Das schien der derzeitige US-Präsident allerdings nicht zu begreifen, auch wenn es in der Sprache der Diplomatie immer und immer wieder angesprochen worden war. Aber vielleicht würde er es in der einzigen Sprache, die seine Regierung offenbar verstand, endlich zur Kenntnis nehmen.
Sie hatten hart daran gearbeitet – oder zumindest hatte das Khaled –, einen Plan auszuarbeiten, der die größtmögliche Wirkung erzielen und gleichzeitig von der Armee an Sicherheitsleuten, mit denen sich der Präsident umgab, nicht entdeckt werden würde.
Anfangs hatte Khaled gedacht, er habe genau das geschafft – eine explosive Mischung von Flüssigkeiten, die einzeln völlig harmlos waren und daher keinerlei Aufmerksamkeit auf sich ziehen würden. Jede der Flüssigkeiten hatte Khaled in ein Plastikfläschchen gefüllt, das aussah wie eine kleine Wasserflasche mit einer Verschlusskappe, aus der man trinken konnte, ohne sie aufzuschrauben. Aber Khaleds Verschluss war gleichzeitig mit einem spitzen Plastikdorn ausgerüstet, der scharf genug war, um damit den Plastikboden einer anderen Flasche aufzuschlitzen. Drei Flaschen brauchte es, drei gewöhnliche Flaschen, deren Inhalt wie gewöhnliches Wasser aussah. Wenn die dritte und letzte Flasche die zweite aufschlitzte, vermischten sich die Flüssigkeiten innerhalb einiger Sekunden. Die nachfolgende Explosion würde verheerend sein. Alle auf dem Empfang Anwesenden würden dabei umkommen, eingeschlossen der Attentäter, der die Flaschen vor Ort präparierte. Khaled hatte sich sogar freiwillig als Selbstmordattentäter gemeldet. Aber Abda war der Boss.
Und Abda hatte abgelehnt. Er glaubte, dass ein Anschlag dieser Größenordnung nur als ein weiterer brutaler Terrorangriff verstanden würde. Er war für etwas ebenso Tödliches, das aber zielgerichtet war, damit kein Zweifel darüber bestehen konnte, wem der Anschlag galt.
Khaled fügte sich, setzte sich wieder an seine Reagenzgläser und Computerberechnungen. Und erneut konnte er mit einer brillanten und tödlichen Lösung aufwarten.
Abda zog ein harmloses Medizinfläschchen hervor, das Pillen mit einfachen Tabletten gegen Bluthochdruck enthielt. Bis auf eine. Er konnte sie anhand einer winzigen Markierung am einen Ende mit dem Finger identifizieren. Anstatt medizinischer Wirkstoffe enthielt sie
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