Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit
Alten. Zuerst ein wenig Geplänkel und Angeberei, dann ein kurzes Hauen und Stechen. So schnell, wie er begonnen hatte, war der Kampf auch schon wieder vorbei. Schart hatte ein paar Zähne im Ring gelassen und zwei Finger der rechten Hand. Ich selbst zog mir eine Verletzung am Unterschenkel zu, die zunächst gar nicht so schlimm aussah. Nach ein paar Tagen entzündete sie sich allerdings, und die Heiler mussten mir schließlich das ganze Bein bis zum Knie hoch abnehmen. Nicht sehr heldenhaft, was?«
»Das tut mir leid.«
Dvergat winkte ab. »Es war ja meine eigene Schuld, und es war noch nicht einmal das Schlimmste daran. Da Schart die Herausforderung ausgesprochen hatte, haben sie ihn aus dem Clan ausgestoßen und aus Derok verbannt. Mich konnten sie natürlich auch nicht mehr zum Clankrieger machen. Nicht nach diesem Ehrverlust und mit einem hölzernen Bein. Da meine Familie nicht genug Einfluss besaß, um mich in eine der Gilden einzukaufen, und ich nichts anderes gelernt hatte als zu kämpfen, haben sie mich irgendwann in die Nordstadt geschickt. Zu den ganzen anderen Krüppeln und Alten, die in der Mauerwacht ihr Gnadenbrot verdienten.« Er lächelte und schaute gedankenverloren ins Leere. »Man lernt eine ganze Menge Demut dort oben. Aber man erkennt auch irgendwann, dass egal, wie schlimm es kommen mag, immer noch irgendwo jemand lebt, der schlimmer dran ist.« Er nickte zum Wolfmann hinüber. »Menschen zum Beispiel.«
»Ha«, machte der Wolfmann und funkelte ihn böse an. »Muss schlimm gewesen sein zu erfahren, dass man plötzlich noch weniger wert geworden ist als ein Mensch.«
»Lass ihn«, sagte Glond.
»Na ist doch wahr. Er ist nicht viel mehr als ein wandelnder Toter, schafft es aber immer noch, auf uns Menschen herabzublicken.«
Glond warf einen Seitenblick auf Dvergat und erwartete, ihn jeden Augenblick aufspringen und die Fäuste schwingen zu sehen. Aber der alte Mann blieb sitzen.
»Er hat recht«, murmelte er. »Ich habe erst in diesen Tagen begriffen, wie sehr mir die Wacht ans Herz gewachsen ist, mit all ihren Unzulänglichkeiten und Problemen. Jetzt, wo sie alle tot sind, gibt es nichts mehr für mich. Wie dein Freund so richtig bemerkt hat, bin ich nicht mehr als ein wandelnder Toter.« Mit diesen Worten drehte er sich vom Feuer weg und schloss die Augen.
Es roch verführerisch nach Essen, und Glond spürte seinen Magen rumoren. Gott, wie er sich in den letzten Tagen nach einem guten Braten gesehnt hatte. Oder nach einem Stück Lende mit Kräutern und einem frisch gebackenen, dampfenden Stück Deroker Krustenbrot. Wie lange hatte er kein Krustenbrot mehr gegessen? Es musste Jahre her sein, beinahe ein halbes Leben. Er konnte sich kaum noch daran erinnern.
»Es geht nichts über gut durchgekochte Wurzelpampe«, sagte der alte Ork und piekste Glond mit dem Kochlöffel in den Bauch.
»Wurzelpampe verursacht Bauchgrimmen und schlechte Träume«, krächzte die Orkfrau. Sie war unglaublich fett. So fett, dass sie beinahe die halbe Hütte auszufüllen schien. Außerdem war sie bis auf ein paar wenige Stoffbänder und Federn vollkommen nackt, und ihre Haut war mit verwirrenden Mustern aus Spiralen und Kreisen bemalt, die eine fast hypnotische Wirkung auf Glond hatten. Jedenfalls stellte er fest, dass alles ziemlich verschwommen und unklar wirkte, wenn er längere Zeit in ihre Richtung blickte.
»Wenn die Schamanin spricht, musst du zuhören«, sagte der alte Ork. »Hör auf ihre Worte.« Im Gegensatz zu der Frau war er rappeldürr und schien beinahe nur aus Haut und Knochen zu bestehen.
»Wer bist du?«, fragte Glond. Ihm kam in den Sinn, dass die beiden Orks eigentlich gar nicht hier sein durften. »Was machst du hier?«
»Wer ich bin?« Der Alte kicherte heiser. »Was ich hier mache?« Er deutete mit dem Kochlöffel auf den Topf. »Ich wohne hier, und ich koche. Oder nach was sieht das sonst aus?«
»Er war schon immer hier«, brummte eine Stimme von der anderen Seite des Feuers herüber. »Und er wird noch hier sein, wenn du schon lange von den Würmern gefressen bist.« Glond konnte sein Gesicht durch die Flammen nicht so recht erkennen, aber er schien ganz klar ein Dalkar zu sein. Er hatte einen altmodischen Dialekt. Vermutlich aus den Minenstädten im Osten.
»Apropos«, sagte der Alte und streckte Glond den Löffel hin, auf dem sich eine Handvoll schleimig schwarzer Würmer wand. »Ich glaube, sie sind jetzt durch. Du magst doch Angstwürmer, oder nicht? Nachts fängt man sie am
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