Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit
freiwillig in einem Berg haust, begraben unter Tausenden Tonnen Gestein und ohne Sonnenlicht.«
»Das ist etwas anderes. Der Berg bietet Sicherheit und Schutz, und in seinen Tiefen finden sich Eisen, Kupfer, Gold und Silber. All diese Dinge, die uns Dalkar am wichtigsten sind, die unser Wesen ausmachen. Die Berge sind unsere Heimat.«
»Mit den Orks in diesen Sümpfen verhält es sich vielleicht ganz genauso. Nur dass sie mehr auf Schlamm stehen oder so, und auf freien Sternenhimmel und den Wind, der ihnen um die Nasen weht.«
»Den Wind können sie von mir aus gern behalten.«
»Das sehen deine Anführer wohl anders. Wenn sie die Orks damals nicht vertrieben hätten, dann hättet ihr heute wohl nicht diesen Ärger mit ihnen.«
»Das ist doch lange her. Aus dieser Zeit lebt heute niemand mehr. Warum können sie es nicht auf sich beruhen lassen? Es ist doch schon seit Generationen nicht mehr ihre Heimat, sondern unsere.«
»Mit der Heimat ist das so eine Sache. Im Grunde ist jeder Ort wie der andere. An manchem lässt es sich besser leben, an manchem schlechter. Doch irgendwie zieht es uns immer wieder dahin zurück, wo unsere Wurzeln begraben liegen. Manche dieser Wurzeln sind besonders lang und zäh und lassen sich kaum entfernen.« Der Wolfmann beugte sich über den Topf und fischte etwas Undefinierbares, Schwarzes hervor, beäugte es irritiert und warf es dann über die Schulter fort. »Ziemlich bescheuert, was? Da bringen sich zwei Völker wegen ihrer Wurzeln gegenseitig um, und ich kann das Dreckzeug schon jetzt nicht mehr sehen.« Er deutete mit dem Messer auf Dvergat, der den ganzen Abend über keinen Laut von sich gegeben hatte. »Was ist mit dir, alter Mann? Wo liegen denn deine Wurzeln vergraben?«
»Derok«, murmelte Dvergat, ohne den Blick von der qualmenden Glut des Feuers zu heben.
»Nord- oder Südstadt? Bist du ein Oberer oder ein Unterer?«
Dvergat schien einen Augenblick darüber nachzudenken, ehe er antwortete. »Meine Familie lebt in den Tiefen der Südstadt. Sie hat dem Eirimm-Clan die Treue geschworen.«
»Den Hütern der Bergfestung«, sagte Glond.
»So nennt man sie, ja. Der Hertig des Eirimm-Clans ist schon seit Generationen auch Befehlshaber der Bergfestung, und die Besten seiner Clankrieger stellen die Wacht.«
»Wie kommt es dann, dass du in der Nordstadt bei der Mauerwacht gelandet bist?«
Dvergat seufzte und zuckte mit den Schultern. »Als ich noch ein junger Mann war, bin ich ein ganz passabler Kämpfer gewesen. Offenbar gut genug, um den Clan zu überzeugen, mich in die Reihen seiner Krieger aufzunehmen. Ich war vielleicht nicht der Stärkste oder Härteste unter den Anwärtern, aber genau das war es, was mich angetrieben hat, der Beste zu werden. Ich trainierte so verbissen wie kein Zweiter und war immer darauf bedacht, mich vor den anderen zu beweisen und von niemandem unterbuttern zu lassen. Damals habe ich es noch Stolz genannt, heute weiß ich, dass ich nur ein verdammter Hitzkopf gewesen bin, der seinen Waffenarm nicht unter Kontrolle hatte.« Er lächelte traurig und klopfte sich auf das hölzerne Bein. »Sieh dir an, was daraus geworden ist.«
»Was ist geschehen?«
»Eine große Dummheit. Ich war nicht der Einzige, der voller Ehrgeiz darauf versessen war, zu den Besten zu gehören. Neben mir tat sich noch ein Zweiter hervor, breit und stark wie ein Ochse, eine wahre Naturgewalt. So ein Dalkar, der dazu geboren war, Heldengeschichte zu schreiben. Sein Name war Schart, wenn ich mich recht erinnere. Er stammte aus einer der angesehenen Familien und trug das Kinn ebenso hoch wie ich. Vielleicht sogar noch ein Stück höher, denn was ihm an Ehrgeiz fehlte, machte er mit Talent und Körperkraft wett. Es war nur eine Frage der Zeit, bis wir aneinandergeraten würden.«
»Anwärtern ist es verboten, sich im Zweikampf zu messen«, murmelte Glond.
»Und doch kommt es hin und wieder vor. In jenen Tagen wurde das Gerücht verbreitet, dass die Clankrieger nur einen Einzigen unter den Anwärtern in die Reihen der Festungswacht berufen würden. Mag sein, dass etwas dran war, aber heute denke ich, dass sie uns nur zu noch mehr Leistung anstacheln wollten. Das ist ihnen ja auch gelungen. Nur etwas anders, als sie gehofft hatten. Schart war es, der die Worte schließlich aussprach, aber im Grunde hätte es jeder von uns beiden gewesen sein können.« Nachdenklich kratzte sich Dvergat am Oberschenkel. »Es war kein schöner Kampf. Überhaupt nicht so wie in den Geschichten der
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