Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit
gespielt hatte. Er sah zu den Menschen und nahm gerade noch wahr, wie jede Gefühlsregung des seltsamen jungen Anführers der Menschen hinter einer versteinerten Maske verschwand. Der Junge namens Navorra stand hochaufgerichtet vor seiner kleinen Schar und musterte den Raut mit einem kalten Blick, der dem des Zwergs in nichts nachstand. Ein eisiger Schauer überlief Krendar.
Prakosh hingegen beachtete die Menschen nicht. »Ich lasse dir jetzt etwas Zeit, um darüber nachzudenken. Wir werden uns morgen Abend weiter unterhalten.« Er nickte seinen Kri egern zu. »Zieht den Wühlern die Stiefel aus und bindet sie wieder aneinander. Und niemand füttert die Erdmaden.«
Wieder grinste er, und diesmal lag etwas Boshaftes in seinem Blick. »Ich habe gehört, die Menschen haben ein Sprichwort, das besagt, man sollte einen Tag in den Stiefeln seines Feindes gehen, um zu verstehen, wie er denkt. Ich finde, man sollte seinen Feind eine Weile ohne Stiefel gehen lassen. Auf diese Weise findet man auch heraus, was er denkt. Früher oder später.« Er sah Krendar und Sekesh an. »Nehmt eure Gefangenen mit. Und werft den Toten in den Fluss. Sein Geist soll auf die Reise in den Süden gehen und seinesgleichen sagen, was sie hier erwartet, Drûaka.«
Dann wandte er sich ab und nickte seiner eigenen Schamanin zu. »Ich denke, wir werden jetzt mal sehen, was dran ist am Gerücht, dass Wühler den meisten Giften widerstehen können. Corsha, heb’ den anderen auf.« Er deutete auf den Zwerg mit dem verbundenen Arm.
Die Wächterin der Schamanin zerrte den Bärtigen auf die Füße, während ihre Schwester leise und kehlig zu singen begann.
Erst als Sekesh ihn am Arm berührte, riss sich Krendar aus seiner Starre und wandte sich ab. Dann bedeutete er den Menschenmännern, den toten Kapuzenmann aufzuheben, ergriff den Jungen Navorra an der Schulter und machte sich auf den Rückweg durch das nachtdunkle Lager.
ZEHN
Köder und Haken
D en ersten Toten fanden sie etwas abseits des Handelspostens in einem Gebüsch. Ein kruder Holzspeer steckte in seinem Rücken, und die lange Blutspur deutete darauf hin, dass er noch eine ganze Strecke zurückgelegt hatte, ehe er zusammengebrochen war. Das hatte ihm zwar nicht das Leben gerettet, aber es bereitete Glond auf den Anblick vor, der sich ihm kurze Zeit später bot.
Von der Ansiedlung war kaum mehr übrig als ein Haufen verkohlter Balken und ein paar Pfähle, von denen der Rauch in dicken Schwaden in den Himmel aufstieg. Die Toten lagen überall auf dem Warenplatz verstreut. Dalkar, Menschen, Alte, Frauen und Kinder gleichermaßen. Sie sahen aus, als wären sie im Schlaf überrascht worden und hätten sich mit dem verteidigen müssen, was sie gerade zur Hand hatten, als sie überfallen wurden. Kaum einer war vollständig bekleidet oder trug eine Rüstung am Leib. Blutig und verdreckt lagen sie im Schlamm, mit eingeschlagenen Schädeln und klaffenden Wunden am ganzen Körper. Zwei Dalkarkrieger hatten die Orks an einem Baum aufgeknüpft und mit deren eigenen Äxten beworfen, einem Weiteren hatten sie den Kopf abgeschlagen und auf einem Spieß zur Schau gestellt. Andere wiederum waren so gründlich zerschlagen, dass man kaum noch erkennen konnte, dass es sich bei ihnen einmal um lebende Wesen gehandelt hatte.
Hilflos stolperte der Wolfmann zwischen ihnen umher. Hier und da blieb er stehen und drehte einen der Toten auf den Rücken, nur um anschließend den Kopf zu schütteln und weiterzueilen. Mit gebleckten Zähnen stemmte er einen Türbalken zur Seite, unter dem ein Mann begraben lag. »Meister Schwarzfuß!« Er sah von dem Toten auf. »Er war der verrückte Puppenspieler aus der Leinwebergasse. Wusstet Ihr, dass er eine seiner Puppen nach mir benannt hatte? Die, die in der Geschichte mit der Gans die Bauerstochter entführt und am Ende vom Helden erschlagen wird.« Behutsam ließ er den Balken wieder sinken und schüttelte den Kopf. »Das bedeutet, dass Navorra hier gewesen ist.«
»Vielleicht konnte er entkommen«, sagte Glond.
»Vielleicht.« Der Wolfmann rappelte sich auf und stolperte weiter.
Am Flussufer hatte ein Bootshaus die Zerstörungswut der Orks halbwegs unversehrt überstanden. Der Wolfmann stieß die Tür auf, die nur lose in den Angeln hing, und bahnte sich seinen Weg zwischen zertrümmerten Kisten und Truhen hindurch zum Anlegesteg. Ein Teil des Dachs war heruntergestürzt und hatte den Großteil der Boote unter sich begraben. Den anderen hatten die Orks die Böden
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