Orks vs. Zwerge

endlich nach meinen Regeln.« Kearn drängte sich an ihm vorbei und schlug dem rufenden Ork ein Loch in die Stirn.
    »Hurgh?«, grunzte der Ork, als der Einäugige die Spitze seines Streitkolbens aus ihm heraushebelte.
    »Was du nicht sagst.« Kearn schubste ihn auf den zweiten Ork. »Folgt mir.« Er verzog das Gesicht zu einer furchterregenden Grimasse und sprang vorwärts, ohne sich noch einmal umzudrehen. Dann rammte er einem Speerträger von hinten den Rand seines Schilds in die Kniekehlen, stieß ihn kopfüber in den Schlamm und benutzte seinen Rücken als Brücke, um zum nächsten zu gelangen. Im Vorbeigehen zerschmetterte sein Streitkolben ein Schulterblatt und dann ein Gesicht, das sich ihm halb zugewandt hatte und erstaunt die Augenbrauen zusammenzog, ehe es in einer Wolke aus Blut und Knochensplittern zerstob. Innerhalb von zwei Lidschlägen hackte sich Kearn eine Schneise durch die Reihen der Orks, die so überrascht waren, dass sie gar nicht erst an Gegenwehr denken konnten.
    Axt stieß einen Fluch aus, schlug nach einem Gegner, der sich ihr unvorsichtigerweise genähert hatte, und deutete Kearn mit dem Spalter hinterher. »Folgt ihm!«
    »Sicher?«, fragte der Tempelwächter, aber Glond hatte bereits die Kiste angehoben und rannte los. Das hieß, eigentlich stolperte er mehr, als dass er lief. Je weiter sie kamen, umso stärker war der Boden aufgewühlt und vom Regen durchtränkt. Wie Blutegel sog er sich an den Stiefeln fest, und ein ums andere Mal rutschte jemand aus oder versank bis weit über die Knie im Dreck.
    Doch Kearn gönnte ihnen keine Pause. Kämpfend stapften sie an Reihen von Holzpfählen vorüber, auf deren angespitzten Enden sterbende und tote Orks steckten, und dann an größer werdenden Haufen erschlagener Dalkar. Linker Hand kamen sie an einer Anzahl gestreckter Lagerhäuser vorüber und näherten sich Schritt für Schritt der Brücke und dem dichtesten Gedränge an der Frontlinie. Kearn zögerte keine Sekunde. Wie eine Naturgewalt schob er sich durch die Orks, zerschlug Arme, Beine und Schädel, schwang seinen unheiligen Streitkolben und fütterte ihn unablässig mit dem Blut seiner Gegner.
    Jetzt kamen sie von allen Seiten, eine geifernde Meute aus Waffen und Zähnen. Doch noch hielten die Klingen der Dalkar sie auf Distanz, zerfetzten Haut und Muskeln und bahnten sich Schritt für Schritt ihren Weg voran. Kurz glaubte Glond, das Ende des Schlachtfelds zu erkennen, doch dann tauchte ein hässliches Gesicht vor ihm auf, und ein Arm folgte, der eine noch viel hässlichere Keule schwang. Glond duckte sich unter dem Schlag, und der Ork stürmte an ihm vorbei und griff die Träger der zweiten Kiste an. Der vordere stürzte mit eingeschlagenem Schädel zu Boden. Der hintere ließ den Griff der Kiste los und zog ein Messer aus dem Gürtel. Ein Speer zischte auf ihn zu, und dann versperrten gleich mehrere Orks die Sicht.
    Glond hielt entsetzt inne, doch dann schüttelte er den Kopf. Es hatte keinen Zweck. Er konnte ihnen nicht mehr helfen. »Lauf weiter!«, brüllte er dem Tempelwächter am anderen Ende der Kiste zu. Er krallte die Finger um den Griff und stolperte vorwärts.
    G orotak brüllte vor Frustration. Die Zwerge waren dicht vor ihm, beinahe zum Greifen nahe. Aber eben nur beinahe. Drei oder vier Reihen Aerckrieger standen noch zwischen ihm und seinem Ziel, dicht gedrängt und begierig darauf, sich auf die Wühler zu werfen und ihn um seine Beute zu bringen, selbst wenn sie es nicht wussten. Und die Zwerge hatten die zerrissene Linie erreicht, die ihre Kameraden noch immer vor der Brücke hielten. Die Leichen von Stammeskriegern und Ayubo türmten sich hier so hoch, dass die angreifenden Aerc auf den Körpern der Gefallenen standen. Ströme von Blut und der unablässige Regen machten jeden Schritt zu einem glitschigen Albtraum. Wer stürzte und sich nicht selbst an einer der zahllosen Waffen aufspießte, die aus dem Leichenberg ragten, der wurde ziemlich sicher von den Stiefeln der nachrückenden Krieger zertrampelt.
    »Boshuluk, mach uns den Weg frei! Hyänen, tötet jeden, der sich uns in den Weg stellt! Sie dürfen nicht entkommen!«
    Grendul sah ihn verwirrt an. »Aber sie gehören zu uns, Broca!«
    Der Ohrensammler fletschte das Gebiss. »Drauf geschissen!« Er zog einen Dolch und stach ihn dem Aerc vor sich in den Nacken. Der Krieger brach ohne einen Laut zusammen. Ein anderer Krieger starrte Gorotak mit verzerrtem, blutbespritztem Gesicht an und öffnete den Mund, um zu