Orks vs. Zwerge
vermutete er. Er richtete sich auf und bleckte das Gebiss. »Und? Hast du Angst vor ein bisschen Ärger?«
Zorkal knurrte tief unten in der Kehle.
Krendar spannte sich und erwiderte das Knurren. Da kam er jetzt wohl nicht mehr raus.
»Was soll das werden?«, rollte eine Stimme direkt hinter ihm, zäh und unangenehm wie halb geronnenes Blut.
Er sah Zorkals Blick an sich vorbeizucken, dann wurden dessen Augen groß, während der Rest der Ayubo irgendwie kleiner zu werden schien. Krendar war sich nicht sicher, ob er den Grund dafür wirklich wissen wollte. Aber da musste er jetzt wohl ebenfalls durch.
»Ich …«
»Hatte ich nicht gesagt: Keine Rangkämpfe, solange ich es nicht gestatte?«
Der junge Ayubo brachte eine Geste zustande, die irgendwo zwischen Nicken und Schulterzucken verhungerte. »Ja, Broca.«
Krendar drehte sich vorsichtig um. Hinter ihm stand ein nachtschwarzer Aerc, der erstaunlicherweise nicht viel größer war als er selbst, dafür etwa doppelt so breit. Er trug die vollständigste Metallrüstung, die Krendar jemals an einem Aerc gesehen hatte. Der Broca musterte ihn mit kleinen Augen, so schwarz, dass sie wie Löcher in seinem Schädel wirkten. »Und was ist das hier?«
»Den hab ich aufgesammelt, Broca«, sagte Dudaki. »Sucht seine Leute.«
»Und die sucht er hier drin? Sehen wir denen etwa ähnlich?«
Die beiden Krieger am Tisch lachten glucksend.
»Ich hoffe nicht.« Dudaki grinste breit. »Aber wenn einer von denen hier ist, müsste er in der Besprechung gewesen sein.«
»Hm.« Krendar fühlte sich zusehends unwohler, während der Broca ihn ausgiebig taxierte.
Der Truppführer nickte. »Welcher Stamm?«
»Drei Krähen. Roterde-Stämme.«
»Roterde?« Der Broca schüttelte den Kopf. »Nein. Die Raut wären froh gewesen, wenn wenigstens einer von denen da gewesen wäre. Aber bis jetzt hat wohl noch keiner hierher gefunden. Vielleicht kannst du ihnen ja erklären, was passiert ist. Es sind verflucht wenige von den Weststämmen da gewesen. Ein verdammtes Chaos.«
»Aber wir sind mindestens drei mal zehn Doppelfäuste!«
»Tja. Da haben sie hoffentlich nen guten Grund, dass keiner davon da war. Sonst reißt ihnen Rogoru den Arsch auf.«
Für einen Moment fühlte sich Krendar, als hätte der Ayubo ihn geschlagen. Sein Magen krampfte sich zusammen. Über dreihundert Krieger der Roterdestämme hatten im Sturm gestanden, und keiner außer ihm sollte es bis hierher geschafft haben?
Der Broca schien den Gedanken von seinem Gesicht ablesen zu können. »So ist das in der Schlacht, Junge. Ein paar bleiben immer auf der Strecke. Aber du lebst ja noch. Mach das Beste draus.« Er wandte sich ab und schien Krendar im selben Augenblick vergessen zu haben. »In Ordnung, Leute. Packt euer Zeug zusammen, wir sind zur Patrouille eingeteilt.«
Die Ayubo stöhnten auf.
»Was? Das meinst du nicht ernst!«, protestierte Grendul.
»Seh ich aus, als würde ich Witze machen? Wir sind nicht zum Spaß hier. Zumindest nicht nur.«
»Ich könnt erst mal ’n paar Stunden Schlaf gebrauchen«, murrte Vraga.
»Und ich könnte ’n Weib, ein halbes Schwein und ein Fass Shranga brauchen. Außerdem jemanden, der mir die Füße massiert, eine Kiste Wühlergold und meinen Bruder, der euch Schwachköpfen Beine macht – aber das Leben ist nun mal ungerecht. Also bewegt eure fetten Ärsche. Ich sag’s nicht noch mal.«
Während sich die beiden Krieger unter leisen Flüchen vom Tisch erhoben, sammelte der Broca einen Schild und einen klobigen Helm ein. »Wie’s aussieht, hat dieses Loch hier einen Hintereingang, der auf einen Pfad zwischen den Häusern führt. Die Raut wollen, dass wir uns das mal ansehen. Nicht, dass wir von dort eine Überraschung erleben. Wär ja hässlich, wenn eine Horde Wühler hier reintrampelt, wenn sich die Häuptlinge grad aufs Ohr hauen.«
»Jo, wirklich zu schade, wenn die Säcke um ihren Schönheitsschlaf kämen«, murmelte Vraga böse.
»Stimmt. Am Ende sehen sie so scheiße aus wie du, und das will wirklich keiner«, stimmte sein Bruder zu.
»Und der hier?« Dudaki deutete auf Krendar, der unschlüssig an der Tür stand. »Hab ihm gesagt, wir könnten ihn vielleicht brauchen.«
»So, hast du?« Der Broca warf Dudaki einen flüchtigen Blick zu. »Warum?«
Der Froschaerc schnürte mehrere Säcke zusammen und warf sie sich über die Schulter. »Weil uns fünf Krieger fehlen, Ruheele, und weil der Junge einen Wühlerhäuptling erschlagen hat. Ich dacht, so jemanden könntest du
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