Orks vs. Zwerge
dunklen Seitenblick auf Dudaki ab, schenkte ihnen niemand Beachtung.
Bei jedem Schritt wuchs Krendars Verwunderung. Dieses Haus war groß, geradezu riesig. Jeder der Räume würde eines der Zelte seines Dorfs fassen, und das hier war nur eine Ebene dieses Bauwerks, von dem es in der Stadt wohl Hunderte weiterer geben musste! Wie viele Wühler mochten hier wohnen? Das Bild eines Wespennests mit seinen unzähligen Waben voller gefräßiger Insassen und panzerbewehrter Wächter kam ihm in den Sinn. »Haben die Wühler eigentlich eine Schwarmmutter?«, fragte er.
Dudaki warf ihm einen Seitenblick zu. »Einen Häuptling, schätze ich. Soweit ich weiß, werden ihre Stämme von den Männchen angeführt. Warum?«
Krendar zuckte mit den Schultern und musterte das bärtige Gesicht einer Wühlerstatue.
Die steinerne Fratze starrte grimmig zurück. Ihre Augen waren so ausdruckslos und milchig wie die des toten Häuptlings draußen auf dem Schlachtfeld. Krendar konnte den kalten Hass beinahe spüren, der von diesem Gesicht ausging. Er schauderte.
Am Ende des Gangs blieb der kleine Aerc stehen und öffnete eine Tür. »Willkommen bei Ruheeles Doppelfaust. Oder was davon noch übrig ist.« Er machte Krendar Platz, und dem jungen Aerc blieb nichts anderes übrig, als einzutreten.
Eine Welle eisigen Schweigens schwappte ihm entgegen.
»Hast du dich verlaufen, Kleiner?«, knurrte ein nachtschwarzer Aerc, der das Wort ›Kleiner‹ mit allem Recht benutzen durfte.
Die Worte rumpelten und rollten auf eine Art aus seinem Mund, dass Krendar einen Moment benötigte, um festzustellen, dass er sie tatsächlich verstanden hatte.
Am Tisch in der Mitte des Raums saßen drei schwarzhäutige Ayubo, Krieger der Wüstenstämme weit im Norden. Von diesen Stämmen, so hieß es, ging der Feldzug gegen die Wühler aus. Krendar hatte sie bisher nur von Weitem zu Gesicht bekommen – die Elitekrieger Rogorus, die schwarzen Jäger. Das Gros des Heers bestand aus den Kriegern der Weststämme; Aerc wie Krendar selbst, die in verstreuten Dörfern lebten und mit ihren Herden die weiten Grasebenen durchwanderten.
Die Ayubo waren anders. Sie lebten nördlich der Ebenen, dort, wo die Herden nicht mehr genug Nahrung fanden, wo Hitze und Sand das Leben bestimmten. Es hieß, sie lebten nur für Krieg und Kampf. Jetzt, wo er sie aus der Nähe betrachten konnte, kam ihm die Vorstellung nicht sonderlich übertrieben vor.
Jeder der drei war gut einen Kopf größer als er. Ihre tiefschwarze Haut war mit Fett eingerieben und glänzte im Licht des Feuers, das hinter ihnen brannte. Unzählige seltsame Narben schlängelten sich über ihre Arme und Gesichter – Reihen knotiger Punkte, wulstige Spiralen und fremdartige Ornamente, die bei jeder Bewegung über die Haut zu kriechen schienen.
Im Gegensatz zu den meisten Kriegern der Weststämme trugen sie Brustpanzer und wuchtige Armschienen aus gehämmertem Metall, und ihre Haare fielen in langen, verfilzten Zöpfen über die Schultern. Vor ihnen auf dem Tisch lagen mehr metallene Waffen aufgetürmt, als Krendars ganze Familie besaß. Wie es aussah, waren sie gerade damit beschäftigt, ihre Klingen zu schärfen.
Krendar schluckte. »Ich …«
»Der Kleine ist mit mir hier«, sagte Dudaki. Er drängte sich an Krendar vorbei. »Du solltest besser vorsichtig sein, Grendul. Ich hab ihn draußen auf dem Feld gefunden, als ich deine Eier gesucht habe. Der Bursche hat nen Wühlerhäuptling zu den Ahnen geschickt.«
»Du kleiner Fischficker!« Einer der Ayubo fuhr auf, in der riesigen Faust den Dolch, den er gerade geschliffen hatte.
Der Krieger neben ihm reagierte allerdings noch schneller und drückte ihn auf die Bank zurück. »Lass es. Die Froschfresse will dich nur provozieren.« Er funkelte Dudaki mit einem zusammengekniffenen Auge an. Das andere war unter einem fleckigen Verband verborgen, ein Riss klaffte in seiner Lippe. »Warum schleppst du ihn hierher, Dudaki?«
Der Dünne schien nicht beleidigt zu sein. »Er sucht seine Doppelfaust. Dachte, ich kann ihm da weiterhelfen.«
»Ganz selbstlos, wie immer«, schnaubte Einauge und schob demonstrativ ein »Was?« hinterher. Dem Aussehen nach zu urteilen, war er der Bruder des Kerls namens Grendul.
Dudaki feixte breit. »Du bist ein Fuchs, Vraga. Hast mich durchschaut.« Er hielt den Sack hoch. »Außerdem hab ich natürlich die Rüstung von dem Wühlerarsch, den er erlegt hat. Ich denke, das is’n fairer Tausch.«
»Hm.« Einauge grunzte und stand auf. Er
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