Orks vs. Zwerge
ein schmatzendes Geräusch.
»Nicht so hastig, Großer.« Ragroth musterte die Ayubo. »Ich vermute, das kleine Ungeziefer gehört dir?« Auf das wütende Funkeln in ihrem Blick hin schüttelte er den Kopf. »Du meine Güte! Und ich reg mich über Modraths Wanzen auf. Also pass auf: Den einen Versuch lass ich dir durchgehen. Er war blödsinnig, aber immerhin hast du Eier.« Der Skrag warf ihm einen Seitenblick zu, den Ragroth überging. »Wie auch immer: Wenn du so dämlich bist, noch mal so etwas zu versuchen, zerquetsch ich deinen Schädel an der Wand und erlaube dem Skrag, dein Ungeziefer zu fressen. Verstanden?«
Die junge Aerc bleckte die Zähne und sog zischend die Luft ein. Sie nickte.
»Gut. Dann steh auf und verschwinde.«
Sie stemmte sich auf die Füße. »Was wird aus meinen Leuten?«
Ragroth zuckte mit den Schultern. »Wir haben schon eine Aufgabe. Da muss sich wohl jemand anderes drum kümmern.«
Die Bernsteinaugen zuckten in die Richtung, aus der die Aerc gekommen war, und dann weiter die dunkle Schlucht zwischen den Häusern entlang. »Aber dafür bleibt keine Zeit!«
»Dann solltest du dich wohl beeilen.« Ragroth bedeutete Modrath, den Weg durch die Gasse frei zu machen, und wandte sich ab. Statt zu gehen, sog die Ayubo jedoch nur genervt die Luft ein.
»Die Wühler versuchen, mit einem Schatz zu fliehen!«, stieß sie hervor.
Ragroth stoppte, und die Köpfe der Korrach-Brüder fuhren herum. »Was?«
Sie nickte. »Wir haben sie dabei überrascht, wie sie zwei eiserne Wagen durch eine Barrikade bringen wollten. Große, schwere Wagen mit jeweils vier Zugrindern davor.«
Plötzlich ruhten alle Augen auf ihr.
»Eiserne Schatzwagen?«, fragten Fograr und Ordruk im Chor.
»Ihr nicht auch noch.« Ragroth warf ihnen einen düsteren Blick zu. »Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
»Ich war mir sicher, an euer Ehrgefühl als Krieger zu appellieren würde reichen«, entgegnete sie schneidend.
»Das, oder sie hat angenommen, dass wir blödes Fußvolk keiner Ayubo widersprechen würden«, murmelte Fograr.
Ragroth nickte mit einem schmalen Grinsen. »Also noch mal zu den Eisenwagen. Du bist sicher, dass sie einen Schatz transportieren?«
»Was sollte es sonst sein? Sie haben vier Gepanzerte und eine Handvoll leicht Gerüsteter abgestellt. Wer weiß, wie viele mehr noch mit Pfeilwerfern dort lauern, nur um diese Wagen vor den Stämmen wegzubringen. Was denkst du, was dort drin ist? Käse?«
»Bier«, brummte Modrath.
Die Ayubo warf ihm einen irritierten Blick zu, und der Oger hob ungerührt die Schultern. »Modrath weiß, wie Wühler denken. Fressen und Bier. Was anderes haben die nicht in ihren hässlichen Köpfen.«
Die Ayubo wollte schon den Mund öffnen, als sie das leise Kichern der Korrach hinter sich hörte. Wütend biss sie die Zähne zusammen, während ein breites Grinsen über die Visage des Ogers kroch. Er leckte über seinen abgebrochenen Eckzahn. »Na gut. Oder Gold«, stellte er fest. »Das wär auch möglich.«
»Gold klingt gut …«
»… für uns, Broca.« Die beiden Korrach nickten synchron.
»Viel Gold klingt gut, Ragroth«, rumpelte der Oger.
»Gut ist gar kein Ausdruck«, grinste Ordruk.
Auch die beiden Skrag grunzten zustimmend.
Ragroth schob den Kiefer vor und musterte den verhangenen Himmel. Es war in Nebel, Rauchschwaden und Nieselregen nicht genau zu sagen, aber er hatte das Gefühl, als wäre es finsterer geworden. Wenn er recht hatte, blieb ihnen nicht mehr viel Zeit, bis sich Gorotak absetzte. Wenn sie ihn dann verloren …
Er zuckte mit den Schultern. »Scheiß drauf. Sehen wir uns das mal an. Wie ist dein Name, Weib?«
D er Nebel am Ufer war so dicht geworden, dass man ihn mit einer scharfen Klinge hätte schneiden können. Heetmann Talus musste sich schon anstrengen, um auch nur den Beginn der Ewigen Brücke zu erahnen, deren trutzige Pracht an sonnigen Tagen sämtliche Bauwerke in ihrer Umgebung verblassen ließ. Nur das unablässige Klopfen und Hämmern der Ingenieure deutete an, wo sie sich im grauen Zwielicht über den Fluss erhob.
Talus seufzte. Wenn die Ingenieure mit ihrer zerstörerischen Arbeit fertig waren, würde kaum noch etwas übrig sein, das es wert war, prächtig oder gar ewig genannt zu werden. Seit frühester Kindheit war er ein Bewunderer der Schaffenskraft seines Volks gewesen. Gern hätte er selbst zum Hammer gegriffen, um große Kunstwerke aus dem Stein zu meißeln. Stattdessen war er in einen Clan hineingeboren, der mit dem
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