Orks vs. Zwerge
brachialer Gewalt in ihren Unterleib, doch bevor auch nur ein Laut aus ihrer Kehle dringen konnte, hatte sich die andere Pranke des Waldaerc schon um ihren Hals geschlossen und riss sie hinab auf den Boden. Der Skrag und sein Opfer überschlugen sich nahezu lautlos, bevor die Gestalt lang ausgestreckt liegen blieb. Der massige Aerc hockte über ihr und fletschte seine Hauer dicht vor ihrem Gesicht. Ragroths Blick huschte zu dem Skrag-Weibchen, das noch immer an der Ecke saß und jetzt einige hastige Gesten machte. »Was will sie?«
»Sie sagt, das war alles. Der dort ist allein«, rumpelte Modrath.
»Die dort«, korrigierte der Rechte.
»Ist’n Weib«, ergänzte der Linke. »Eine von den schwarzen Drecksäcken.«
»Was zum …«Verwundert musterte Ragroth die hochgewachsene Aerc. Sie krümmte sich vergeblich und rang ebenso vergeblich nach Luft. Letzteres, weil die Pranke des Skrag ihren schlanken Hals so fest umklammerte, dass er fast schon ihren Kehlkopf knirschen hörte. Ihre Adern traten hervor, und die bernsteinfarbenen Augen quollen ihr beinahe aus den Höhlen.
Der Gestank aus seinem Hals trägt sicherlich sein Übriges dazu bei. »Das reicht«, zischte Ragroth.
Der Skrag stieß ein leises Grollen aus. Er zögerte einen winzigen Moment, bevor er dem Befehl des Broca nachkam. Nicht lange genug, um es zu kommentieren, doch ausreichend, um es zu bemerken.
Die schwarze Aerc sog pfeifend die Luft ein. Noch bevor sie husten konnte, legte ihr Ragroth die Hand auf den Mund.
»Pssst. Immer schön leise«, flüsterte er. »Tief durchatmen.«
Er nickte den Korrach-Brüdern zu, sich auf die vor ihnen liegende Einmündung zu konzentrieren. Dann sah er wieder auf die Ayubo hinab und wartete, bis sie zwei, drei tiefe Atemzüge genommen hatte. »So. Du verstehst mich?«
Die Aerc blinzelte.
»Gut. Ich nehme jetzt die Hand weg. Falls du schreien willst, wird dir mein haariger Freund den Hals zerquetschen. Einfach so. Klar?«
Die Aerc blinzelte erneut, und Ragroth hob die Hand.
»Also, was gibt es zu rennen?«
Die Aerc holte nochmals rasselnd Atem. »Wühler«, krächzte sie.
»Deswegen sind wir hier. Die ganze Stadt ist voll davon.«
»Nein!« Die Ayubo schaffte es tatsächlich, die Augen zu verdrehen. Damit stieg sie in Ragroths Ansehen. »Gleich dort vorn. Es ist eine Falle. Sie haben fast meine gesamte Doppelfaust ausgelöscht.«
Der Broca runzelte die Stirn. »So viele?«
»Nicht viele. Aber sie haben Gepanzerte bei sich. Und Pfeilwerfer oben in den Gebäuden.« Ihre Augen zuckten zu einem Punkt hinter dem Skrag.
»Hm. Das ist ziemlich blöd für deine Leute. Und du läufst davon?«
Die Aerc entblößte ihre Zähne zu einem wütenden Fletschen. Es war ein ausgesprochen schönes Gebiss. Weiß und vollständig, soweit Ragroth sehen konnte. »Ich fliehe nicht. Wir benötigen Hilfe!«
Ragroth hob eine wulstige Braue.
»Im Namen Rogorus und des Bunds der Stämme verlange ich eure Unterstützung!«
Der Broca hob auch noch die andere Braue. »Du verlangst? Heißt das, du forderst mich heraus?« Er nickte leicht in Richtung des Skrag, der sie immer noch am Boden festhielt. »Bisschen blöde Lage für ne Herausforderung, findest du nicht?«
Die Augen der Ayubo flackerten wieder. Irgendetwas schwirrte leise, und aus dem Augenwinkel nahm Ragroth ein buntes Flirren wahr. Der Skrag reagierte wesentlich schneller als er. Seine Pranke ließ den Hals der Ayubo los und zuckte nach oben, dicht an Ragroths Kopf vorbei. Im selben Augenblick schoss die Hand der Aerc vor und griff nach dem Dolch im Gürtel des Broca. Nicht schnell genug allerdings, denn noch bevor sie die Klinge ziehen konnte, umschloss eine felsharte Pranke ihre Hand und drohte, ihre Finger am Griff der Waffe zu zerquetschen.
»Halt!«, donnerte Ragroth.
Sowohl Ayubo als auch Skrag hielten inne.
»Halt«, wiederholte er ruhiger. »Wir tun jetzt alle nichts Unbedachtes und bewegen uns schön langsam. Tut mir leid, Kleine, aber der einzige Weg für dich, an meinen Dolch zu kommen, ist, wenn ich ihn dir zwischen die Rippen stecke. Und was hast du da?« Er nickte dem Skrag zu.
Der Waldaerc hielt ihm die Faust hin. In der Pranke zappelte eine zornige und etwas zerknittert wirkende kleine Echse, die wütend zischte, sich wand und erfolglos an der dicken Hornhaut in der Handfläche des Skrag kratzte. Ihr Kopf mit dem weit aufgesperrten Maul voller nadelspitzer Zähne war säuberlich zwischen Daumen und Zeigefinger eingeklemmt. Der Skrag grinste und machte
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