Orks vs. Zwerge
Hammer bevorzugt Dinge zerstörte. »Eine Schande ist das«, murmelte er.
»Allerdings«, knurrte Unteroffizier Dvergat, der mit dem Messer am Spundloch eines kleinen Bierfasses herumhebelte. »Da rühmen wir uns einiger der fähigsten Ingenieure im Weltenrund, und die bringen es nicht fertig, einen einfachen Öffnungsmechanismus für diese Dinger zu erfinden.«
Talus bemühte sich ein letztes Mal erfolglos, die Nebelschwaden allein mit der Kraft seines Blickes zu durchdringen. Er ließ die Schultern sinken und wandte sich ab. »Du trinkst zu viel, Dvergat.«
»Würde ich ja gern, Heetmann. Aber dazu müsste ich diese Scheißdinger erst mal aufkriegen.«
»Heetmann Talus?« Ein junger Offizier trat auf die beiden zu und schlug sich mit der Faust gegen den Brustpanzer. Seine stählerne Rüstung glänzte in der Dunkelheit.
Talus erwiderte den Gruß halbherzig und musterte den Mann mit gerunzelter Stirn. Ein Königlicher? Er konnte sich nicht daran erinnern, ihn vorher schon einmal gesehen zu haben. Aber irgendwie sahen diese verrückten Elitekrieger auch alle gleich aus, mit ihren blank polierten Panzerungen und dem verkniffenen Gesichtsausdruck, der vermuten ließ, dass sie zum Lachen in den Keller gingen und dort noch ein Loch gruben.
»Jarl Dornbirn von der Zwölften Königlichen«, stellte sich der Offizier vor. Zur Bekräftigung schlug er sich ein zweites Mal blechern gegen die Brust. »Ich bin der Standartenträger des befehlshabenden Kommandeurs in Abschnitt B. Und Sie sind der Kommandeur des Inneren Hafentors, wenn meine Informationen korrekt sind.«
Ich war der Kommandeur des Inneren Hafentors. Bis sie uns abgezogen haben, weil es nicht mehr benötigt wird. In der Weststadt gibt es nämlich niemanden mehr, der es wert wäre, von unseren Generälen gerettet zu werden. »Ay. Wir haben uns dort drüben heldenhaft gegen Menschenfrauen und halb verhungerte Kinder zur Wehr gesetzt.«
»Sehr gut, Heetmann.« Die Ironie in Talus’ Worten schien spurlos an dem Standartenträger vorübergegangen zu sein. »Dann hatten Sie also bereits Feindkontakt. Das kann für uns in den nächsten Stunden noch nützlich werden.«
»Wenn die Orks ihre Frauen und Kinder mitgebracht haben, ja.« Talus rieb sich die schiefe Nase. Er hätte liebend gern auf Feindkontakt verzichtet und dafür ein kühles Bier in der Südstadt getrunken. So wie er es schon seit ein paar Stunden vorhatte. Doch dummerweise hatte man die Mauerwacht nicht über den Fluss abgezogen, wie man es ihm versprochen hatte. Stattdessen wurden sie hierhin gebracht. Es musste wirklich schlimm um die Stadt stehen, wenn die Generäle noch nicht einmal mehr auf alte Männer und Krüppel verzichten konnten. »Sie sind sicherlich nicht gekommen, um über die Lage in der Weststadt aufgeklärt zu werden, Standartenträger.«
»Ay, Heetmann. Die Weststadt ist bedeutungslos. Folgen Sie mir.«
Sechzehn
I n Höhe der Schleiferstraße gelangte der kleine Trupp aus Dalkar und Menschen wieder an die Oberfläche. Sie folgten dem Verlauf eines beinahe vollständig ausgetrockneten Bachbetts nach Osten, bis sie die wohlhabenderen Dalkarviertel am Fuß des Stadthügels erreichten. Dort wichen sie einer Gruppe von Flüchtlingen aus. Es waren vier Wagen, jeder bis in schwindelerregende Höhe vollgepackt mit Waren und wertvollen Besitztümern, die von den Ochsen nur mit größter Kraftanstrengung über das holperige Kopfsteinpflaster gezogen werden konnten. Die langen Peitschen der Treiber flogen unablässig über ihre Rücken hinweg, und mit jedem Knall schüttelten die riesigen Tiere unwillig die Köpfe und verdrehten die winzigen, blutunterlaufenen Augen. Auf den wenigen frei gebliebenen Stücken Ladefläche drängten sich Frauen, Kinder und schwer Verwundete. Hinter den Wagen humpelten mit gesenkten Köpfen die leichter Verletzten mit blutigen Kopfverbänden und in Schlingen gelegten Armen.
Kurz darauf begegneten sie den ersten Orks. Stein hatte sie als Erster entdeckt, und so konnten sie gerade noch rechtzeitig in einer dunklen Seitengasse verschwinden.
Die Orks tauchten wie Dämonen aus dem Nebel auf. Muskelbepackte Bestien, halb nackt wie Tiere, aber mit scheußlichen Waffen aus Knochen, Stein und Eisen in den Klauen.
Mindestens ein Dutzend, vielleicht auch mehr, stürmten knurrend und bellend die Straße hinunter.
Ein besonders hässliches Exemplar mit langen, verfilzten Haaren blieb direkt vor dem Eingang zur Gasse stehen und sog witternd die Luft durch die
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