Orks vs. Zwerge
überfluteten Nebengang und kämpfte sich mehr schwimmend als laufend voran. Die Fackel zischte und flackerte protestierend, aber das war ihm egal. Hinter einer Kurve presste er sich durch einen schmalen Spalt, den ein zufällig Vorbeikommender kaum entdeckt hätte. Er gelangte in einen niedrigen Gang, der noch viel älter wirkte als die vorhergehenden. An den Wänden fanden sich kaum Spuren von Bearbeitung, und über den unebenen Boden schien vor ihm noch kein anderer Mensch gegangen zu sein.
Immer tiefer führte ihn der Weg. Er wusste nicht, wie lange er schon lief. Minuten, Stunden oder Tage. Es war ihm egal. Alles, was zählte, war das Klopfen. Mit jedem Schritt, den er ihm näher kam, dröhnte es lauter und regelmäßiger in seinen Ohren. »Warte!«
Und plötzlich war es fort.
Er hastete noch einige Schritte weiter und blieb keuchend stehen. Verwirrt starrte er in die Dunkelheit. Von der Fackel in seiner Hand war kaum noch etwas übrig.
»Wo bist du?« Er sank auf die Knie und ließ die Fackel fallen. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Er lauschte in den Gang, presste die schuppige Wange gegen den kühlen Stein und versuchte, in ihn hineinzuhorchen. »Lass mich nicht allein!«
Ein lautes Knirschen war zu hören, und die Wand gab unter seinem Gewicht nach.
Der Echsenmann verlor das Gleichgewicht, versuchte, sich irgendwo festzuhalten, doch der Stein zerbröselte unter seinen Händen zu Staub. Mit einem Schrei stürzte er in das entstandene Loch. Er überschlug sich, rutschte mit ohrenbetäubendem Klacken und Scheppern über scharfkantiges Geröll, stieß sich den Schädel und blieb hustend und nach Luft schnappend liegen.
Stöhnend rollte er sich herum. Von schräg über ihm drang flackerndes Licht zu ihm herunter. Die Fackel. Also war er nicht sehr weit gefallen. Er schaute sich um. Direkt vor seinen Augen steckte ein großer runder Gegenstand im Geröll. Er drehte ihn mit der gesunden Hand herum und starrte in ein bösartig grinsendes Gesicht ohne Nase und mit gefährlich langen Eckzähnen.
Wieder schrie er, ließ den Schädel fallen und krabbelte rückwärts von ihm fort. Unter ihm knirschte und klapperte es, und als er sich umschaute, sah er, dass er mitten in einem riesigen Berg aus Schädeln und Knochen hockte, die rund um einen etwa mannslangen Steinblock aufgeschichtet worden waren.
»Verdammter Mist«, keuchte er und machte ein Schutzzeichen gegen das Böse.
Auf dem Stein lag ein beinahe vollständig erhaltenes Skelett, dem lediglich ein Arm fehlte. Der Form und Größe nach musste es ein Ork gewesen sein. Von seiner Kleidung war nicht mehr viel übrig geblieben. Was noch vorhanden war, zerfiel bei der leichtesten Berührung in seine Einzelteile. In der Stirn des Toten prangte ein gezacktes Loch, als hätte ihm jemand mit einem schweren Gegenstand den Schädel eingeschlagen. Um den Hals trug er ein kaum handgroßes, grob behauenes Amulett, das Ähnlichkeit mit einer dicken Frau mit fast schon grotesk großen Brüsten aufwies.
Der Echsenmann fuhr mit dem Zeigefinger über die Knochen und stieß die seltsame Frauenfigur an. Sie kippte leicht zur Seite. Er leckte sich über die Zahnstummel und hob sie am Kopf in die Höhe, drehte sie ein paarmal hin und her und zog dem Toten das Amulett vom Hals. Mit leichter Verwunderung registrierte er, dass er es mit seiner verbrannten Hand hielt – und dass der Schmerz darin einem kaum beachtenswerten, dumpfen Ziehen gewichen war.
E in Zischen des Skrag warnte sie.
Ragroths Doppelfaust war über verwinkelte Hinterhöfe, ein Dach und durch zwei der düsteren Wühlerhäuser geklettert, ohne auf eine einzige lebende Seele zu treffen. Nicht einmal Ratten schien es in diesem Wühlerbau zu geben, und die Geräusche der Schlacht waren zwischen den engen Hauswänden nur gelegentlich und beruhigend weit weg zu hören. Inzwischen waren sie wieder auf dem Boden angekommen und, wie Ragroth annahm, Gorotak und seinem Trupp mindestens eine halbe Straße voraus. Im Moment führten die Waldaerc den Trupp an. Jetzt duckten sich die beiden Skrag in den Schatten zwischen den Häusern. Ihre beweglichen Ohren zuckten.
Lautlos nahmen Ragroths Leute Verteidigungsposition ein. Einen Moment später konnten auch sie es hören: Schritte. Schritte einer einzelnen Person in vollem Lauf. Auf ein Nicken des Broca hin huschten die Waldaerc bis an die Einmündung, und beinahe im selben Moment umrundete eine Gestalt die Hausecke. Die schwarzledrige Faust des Skrag rammte sich mit
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