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Orks vs. Zwerge

Orks vs. Zwerge

Titel: Orks vs. Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.S. Orgel
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wiegte seinen mächtigen Schädel hin und her. Dann schlug er sich mit den Knöcheln gegen den Brustpanzer und knurrte die beiden Speerträger an, die widerstrebend zurückwichen. Der Goldzahn streckte eine Knochenaxt und einen langen Dolch in die Höhe, reckte das Kinn in den Himmel und stieß ein markerschütterndes Gebrüll aus.
    Das Bedürfnis, Hals über Kopf in die Nacht hinauszufliehen, wurde in Glond beinahe übermächtig. Sein Magen krampfte sich zusammen. Er wollte sich in einem finsteren Loch verkriechen, wie er es schon einmal getan hatte. Weit fort von dem Lärm und dem Elend des Tötens und Sterbens.
    »Schneller.« Esse streckte ungeduldig die Hand aus. Wenn der Vorhang aufging, musste alles perfekt laufen, durfte niemand mehr aus der Reihe tanzen.
    Der alte Dalkar schloss die Augen und lauschte dem rhythmischen Klicken der Kettenglieder, während die Kurbel den Bogen spannte. Klick, klick, klick. Die Sehne rastete in der Halterung ein, und die Armbrust vibrierte vor Spannung. Der junge Dalkar reichte sie ihm nach vorn. Esse nickte ihm zu und strich liebevoll über das glatte Holz. Er kannte jede Unebenheit, jede Kante und jeden Nagel. Stahl und Holz, von seinen eigenen Händen zu einer einzigartigen Konstruktion aus Perfektion und Tödlichkeit verschmolzen. Er legte einen Bolzen ein und presste den Kolben gegen die Schulter. Brachte Kimme und Korn übereinander und zielte.
    Aus diesem Winkel schien die Schlacht meilenweit entfernt. So als spiele sie sich auf einer Puppenbühne ab, und er beobachte das Spektakel aus der letzten Reihe. Dort, wo das einfache Volk stand und für eine Kupfermünze nur erraten konnte, um was es in diesem Stück ging.
    Die Kämpfer waren kleine, hölzerne Puppen, die von unsichtbaren Spielern an Fäden gezogen wurden. Dort kämpfte eine weibliche Dalkarpuppe gegen zwei Orkpuppen gleichzeitig. Ihre Bewegungen wirkten seltsam abgehackt und unnatürlich, aber dennoch elegant. Vor ihren Füßen wälzte sich eine Orkpuppe im Dreck. Holzwolle quoll aus ihrem aufgeschnittenen Stoffwams. Am Brunnen schlug sich ein schwarzer Grubenteufel mit einem einäugigen Narren.
    Der Einäugige erinnerte Esse an jemanden. Er hielt inne.
    Zeit seines Lebens war er ein ehrbarer Dalkar gewesen. Wie alle Männer in seiner Familie war er bei einem Ingenieurmeister in die Lehre gegangen. Er hatte das Handwerk des Waffenbaus gelernt und war später selbst ein Meister seines Fachs geworden. Seinen ruhigen Händen und dem scharfen Auge verdankte die königliche Waffenkammer einige der bemerkenswertesten Stücke militärischer Schmiedekunst. Seine Schießfertigkeiten waren lange Zeit in aller Munde gewesen.
    Dann war der Schmerz in seine Gelenke gekrochen, und die Augen waren trüb geworden. Seine Arbeiten wurden von Jahr zu Jahr schlechter, seine Bolzen verfehlten immer öfter das Ziel, und eines Tages hatte er festgestellt, dass er ein alter Mann geworden war. Einer von diesen Greisen, die in der Herdhalle dicht vor dem prasselnden Feuer hockten und ihre kalten Knochen und die ewig gleichen Geschichten aus der guten alten Zeit aufwärmten. Dalkar, die von niemandem mehr benötigt wurden.
    Der General hatte das gewusst. Er hatte gewusst, dass Esse nur auf die Chance gewartet hatte, noch einmal ganz oben zu stehen. Noch einmal ein Held zu sein, über den man voll Ehrfurcht und Respekt sprach. Variscit hatte die Räte dazu gebracht, ihn auszuwählen, und er war nur zu gern gekommen. Er musste dafür nichts weiter tun, nur den Anordnungen des einäugigen Narren folgen. Im richtigen Augenblick seinen Stand und seinen Clan verraten und sich auf die Seite der Unteren stellen. Aber was war da schon dabei? Was hatte er schon zu verlieren?
    Außer seiner Ehre.
    Der schwarze Grubenteufel und der einäugige Narr umkreisten einander wie Wiesel und Schlange. Mal schlug der eine zu, dann wieder der andere. Sie schienen einander ebenbürtig zu sein. Keiner konnte sich einen klaren Vorteil gegenüber dem anderen verschaffen. Ihre Bewegungen wurden langsamer.
    Der einäugige Narr stand nun mit dem Rücken zu Esse, genau vor seiner Armbrust. Er musste nur noch abdrücken.
    Ein Riese stapfte von rechts durch die Kulisse und schmetterte eine grauenhaft schlechte Arie. Er reckte die mächtigen Arme in die Höhe und schüttelte die Fäuste. Was für ein schlechtes Theaterstück.
    Esse schloss die Augen. Er wartete. Als der Riese vorbei war, atmete er tief durch und krümmte den Zeigefinger um den Abzug.
    Glond sah, wie sich

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