Orks vs. Zwerge
Blick nach vorn. Vor Sekesh liefen die beiden Korrach, leichtfüßig und in völligem Gleichklang. Dudaki hatte sich den Staubviperkriegern angeschlossen und unterhielt sich gedämpft mit den ungleichen Brüdern. Gelegentlich lachte einer von ihnen leise. Vor den fünfen stampfte der andere Oger neben dem hinkenden Broca, und weiter vorn, mit einigem Abstand, marschierten die drei Doppelfäuste des fetten Raut. Wenn Krendar es richtig verstanden hatte, bildete eine vierte Doppelfaust die Vorhut. Die Aerc schienen ein Ziel zu haben. Allerdings hatte sich niemand die Mühe gemacht, ihm zu sagen, welches. Das Durchsuchen der düster aufragenden Wühlerhäuser schien jedenfalls nicht dazuzugehören.
Der junge Aerc beschleunigte und schloss zu Sekesh auf. Die Ayubo starrte düster nach vorn; ihre Kiefer mahlten sichtbar.
»Alles …«, begann er und unterbrach sich sofort. Alles in Ordnung? Wolltest du das tatsächlich gerade fragen? Alles in Ordnung mit dir, Krendar? Er schüttelte den Kopf. »Irgendeine Ahnung, wohin wir gehen?«
Sekesh antwortete nicht.
Warum sollte sie auch. Was für eine blöde Frage. Sie hat kein Wort mit irgendjemandem gewechselt und …
»Wir werden Wühler töten«, sagte die Ayubo in einem Ton, der Krendar den Rücken hinabrann wie eisiges Wasser.
»Oh. Das ist … gut. Glaube ich. Weißt du auch, wo?«
»Die Ahnen wissen es.«
Beruhigend. »Sie haben es dir nicht zufällig verraten?«
Sekesh sah ihn nicht an. »Es ist kein Zufall, dass ich überlebt habe. Die Ahnen wollen es so.«
Vermutlich, weil du mit ihnen sprechen kannst. Sie reden ja nicht mit jedem. »Ist das der Grund, warum du mit uns gehst?« Diese Frage beschäftigte Krendar schon seit ihrem Aufbruch. Er selbst war ein Krieger der Weststämme, so wie Ragroth, Gorotak und ihre Männer. Und er hatte dem Broca seinen Nacken dargeboten.
Aber warum sollte die Ayubo bei ihnen bleiben? Sie hätte zurück zu den Kriegern ihres Volks gehen können. Stattdessen war sie bei ihnen geblieben. Die anderen Aerc hatten keine Fragen gestellt. Es war schließlich immer gut, eine Schamanin bei sich zu haben. Das steigerte die Überlebenschancen.
Sekesh lief einige Schritte wortlos neben ihm her. Sie nickte knapp. »Aber ich wäre ohnehin mit euch gegangen. Sie haben Zorkal ermordet.«
Na ja, er ist … war Krieger, und wir sind im Krieg. Er ist ja nicht der Einzige. Krendar räusperte sich. »Es tut mir leid um deinen Bruder. Die Ahnen werden ihn in Ehren aufnehmen.«
Sekeshs Kopf ruckte herum. Ihre Augen schienen in der Dunkelheit zu glühen. »Es war keine Ehre in seinem Tod! Er war verletzt, und sie haben ihm keinen Kampf gewährt. Sie haben ihn zerhackt wie ein Stück Vieh. Schlimmer! Wir töten Vieh, bevor wir es ausweiden! Diese Wühler sind Tiere, und wir werden sie wie Tiere jagen und vernichten. Jeden einzelnen. Deshalb sind wir hier.« Leichtfüßig sprang sie über die Reste eines herabgebrochenen Giebels, der ihnen im Weg lag.
Krendar hatte Mühe, auf dem losen Geröll nicht zu stürzen. Das war ja der Sinn dieses Feldzugs, oder? Die Wühler vom Land unserer Ahnen zu vertreiben und so. »Von mir aus. Aber warum gehen wir dann hier entlang? Ich denke, die Wühler sind am Fluss?«
Sekesh warf ihm einen kalten Seitenblick zu. »Stellst du immer die Befehle infrage?«
Krendar runzelte die Stirn. »Tu ich doch gar nicht. Aber ich glaube, es hat etwas mit den leeren Wagen zu tun, meinst du nicht?«
Die Ayubo entblößte ihre Zähne, schwieg jedoch.
Wieder liefen sie schweigend nebeneinanderher. Dunkelheit und Nebel waren hier so dicht, dass Krendar kaum noch den breiten Rücken des Ogers ausmachen konnte. »Ich habe gesehen, dass du die Knochen geworfen hast, bevor wir aufgebrochen sind«, sagte er leise.
Sekesh antwortete nicht.
»Haben die Ahnen dir etwas gesagt? Also – außer dass ich sterben werde? Komm, gib mir einen Hinweis. Ich möchte nicht so draufgehen wie dein Bruder.« Eigentlich möchte ich gar nicht draufgehen. Weder so noch anders. Diesen Gedanken behielt er allerdings für sich.
Die Ayubo schwieg noch immer.
Frustriert knirschte Krendar mit den Zähnen. »In Ordnung, vergiss es. Behalt’s für dich. Wenn du recht hast, werde ich bald selbst bei den Ahnen sein.« Und weißt du was? Vielleicht geh ich dir dann einfach so auf den Sack wie du mir gerade. Er beschleunigte seine Schritte, um zu Dudaki und den Korrach aufzuschließen.
»Sie haben eine Aufgabe für dich«, rief ihm Sekesh hinterher.
Krendar
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