Orks vs. Zwerge
wurde wieder langsamer. »Hat es einen Sinn zu fragen, welche?«
»Ich weiß es nicht. Noch nicht. Aber wenn die Zeit kommt, werden sie es mir sicherlich sagen.«
»Sie spielen wohl gern geheimnisvoll.« Andererseits – es ergab schon einen gewissen Sinn. Die Stammesältesten taten das schließlich auch gern. Vermutlich änderten sie sich später nicht, nur weil sie tot waren.
»Du solltest sie nicht verärgern«, schnappte Sekesh.
»Ach. Warum? Könnte es sonst sein, dass ich die Nacht nicht überlebe?«
Sekesh sah aus, als wollte sie etwas Scharfes entgegnen, überlegte es sich dann jedoch anders. Sie lächelte schmal und nickte. »Eine Urawi teilt ihr Wissen nicht mit jedem.«
Krendar konnte nicht anders. Er grinste schief. »Aber sie sprechen mit den Toten, richtig? Da kannst du bei mir nichts falsch machen.«
Das Lächeln wirkte irgendwie traurig. »Sie werden uns jemanden senden«, sagte Sekesh schließlich.
»Jemanden?«
»Ich habe keine Ahnung, wen. Aber ich werde es erkennen.«
»Ah. Und … haben die Ahnen noch was über mich gesagt?«
Die Ayubo schnaubte. »Warum sollten sie? Was willst du? Eine Prophezeiung?«
»Na ja. Du weißt doch: Ich bin der, der die Nacht nicht überlebt.«
Das Lächeln verschwand, als wäre es nie da gewesen. »Viele werden sterben«, entgegnete Sekesh grimmig.
Na, das ist ja was Neues. Krendar verdrehte die Augen.
Sekesh wollte noch etwas hinzufügen, dann jedoch riss sie die Augen auf und stolperte. Ihre Hand zuckte zu dem Amulett um ihren Hals, und sie stürzte beinahe zu Boden.
Ohne nachzudenken, griff Krendar nach ihrem Arm, doch Sekesh schlug seine Hand beiseite. »Fass mich nicht an!«, fauchte sie. Dann krümmte sie sich und keuchte vor Schmerz.
»Was?« Krendar starrte sie alarmiert an.
»Eine Mutter«, stieß die Ayubo durch zusammengepresste Zähne hervor. Ihre Faust umklammerte das Amulett. »Eine Mutter ist hier.«
»Hä?« Krendar verstand gar nichts.
D er Echsenmann wanderte zwischen umgestürzten Wagen entlang, deren Ladung kreuz und quer über das Pflaster verteilt war. Aufgebrochene Truhen, zerschmetterte Tonkrüge und zertretene Körbe. Eine einzelne, eisenbeschlagene Truhe war heil geblieben, bis auf ein paar Dellen auf dem Deckel. Das Schloss hatte gehalten. Solides Zwergenhandwerk, dachte er. Beinahe unzerstörbar – im Gegensatz zu seinen Besitzern. Sie lagen zu Haufen aufgetürmt im Dreck. Männer, Frauen und Kinder. Die Schädel eingeschlagen und die Bäuche aufgeschlitzt wie Schlachtvieh. Manchen waren die Finger abgeschnitten worden.
Der Echsenmann runzelte die Stirn. Ach ja, Plünderer. Es war einfacher, einen Finger abzuschneiden, als mühsam Ringe von geschwollenen Gelenken zu ziehen. Oder beißen die Orks sie einfach ab wie fette Würste von der Schnur? Es wäre das Einfachste für sie. Die Zähne dafür hatten sie ja.
Der Echsenmann gluckste. Stumpenwurst . Die Vorstellung amüsierte ihn. Beinahe genauso wie die zahlreichen dunklen Schatten, die vor ihm durch den Nebel huschten. Leichtfüßig und beinahe unhörbar. Sie hielten sich außerhalb seiner Sichtweite, sorgfältig darauf bedacht, nicht von ihm bemerkt zu werden. Sie glaubten tatsächlich, sie wären unsichtbar für ihn, aber der Echsenmann hatte sie längst bemerkt. Ihre Schritte dröhnten in seinen Ohren, ihr Gestank drang in seine Nase, und ihr Atem wurde vom Wind herangetragen. Es kam ihm vor, als könnte er die Bewegung eines jeden erfühlen. Verschwörerisch legte er den Zeigefinger an die Lippen und kicherte leise.
Einer der Schatten löste sich aus dem Nebel und sprang mit großen Schritten auf ihn zu, die Keule hoch über den Kopf erhoben, das Maul weit aufgerissen, sodass er sein Raubtiergebiss im Dunkeln aufblitzen sah.
Der Echsenmann bewegte sich erst im allerletzten Augenblick. Drehte sich nur leicht zur Seite, gerade weit genug, dass die Keule an seiner Schulter vorbeischrammte. Zornige Augen blitzten auf, und die Raubtierzähne schlugen heftig aufeinander. Der Ork geriet ins Straucheln, taumelte an ihm vorbei und verschwand wieder im Nebel. Die Klinge des Echsenmanns glänzte dunkel vor Blut.
Die nächsten beiden griffen von zwei Seiten gleichzeitig an. Sie waren groß gewachsen und dürr, und sie ähnelten sich wie ein Ei dem anderen.
Der Echsenmann sprang den linken an. Schwach spürte er, wie dessen Waffe an seinem verbrannten Arm entlangfuhr und Haut und Fleisch durchschnitt. Es kümmerte ihn nicht. Seine Finger stießen vor und bohrten sich in
Weitere Kostenlose Bücher