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Orla Froschfresser

Orla Froschfresser

Titel: Orla Froschfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Lund Kierkegaard
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stimmt’s?»
    «Hmjaaa», sagte Orla mit kläglicher Stimme.
    «Gut!» rief der Schmied und lehnte sein Jagdgewehr an die Mühle. «Und jetzt hältst du anständige Leute zum Narren und bringst sie dazu, vom Abendbrottisch wegzulaufen — stimmt’s?»
    «Nein! Nein!» rief Orla. «Ich will nur hier runter!»
    «Oha! Oha!» sagte der Schmied. «Ich werd dich schon runterholen, mein Junge. Aber wenn ich nach Hause komme, ist mein gebratener Speck kalt, und damit kann ich mich nicht abfinden.»
    Und dann zog der große Schmied an dem Seil, und Orla sauste vom Balken herunter. Aber weh tat er sich nicht dabei, denn er landete in den Armen des Schmieds.
    «So einen dahergelaufenen Kerl werde ich schon lehren, anständige Leute zum Narren zu halten!» brüllte der Schmied. «Und noch dazu während des Abendessens.»
    Die Dunkelheit senkte sich über den alten Mühlengarten. Währenddessen saßen Jakob und ich im Gebüsch und hörten ein kräftiges Klatschen und Heulen.
    Junge, Junge! Welch ein Lärm!
    Einen Augenblick später kam Orla durch das hohe Gras gelaufen — so dicht an uns vorbei, daß er uns fast umgerannt hätte. Wir hörten alle beide ganz deutlich, wie er fauchte:
    «Der kann sich auf was gefaßt machen, der kleine Mistkerl. Der kann sich auf was gefaßt machen!»
    Wir sahen einander an, Jakob und ich.
    «Puhha!» flüsterte ich. «Kleine Jungen haben ein hartes Leben.»
    Jakob sagte nichts.
    Aber ich merkte, wie er in der stockfinsteren Nacht mit dem Kopf nickte.

     

Zirkus Benito kommt ins Dorf
     
     
     
    Der Sommer war fast vorbei, als ein großes Plakat beim Kaufmann an der Ecke angeschlagen wurde. Wir versammelten uns natürlich alle davor, um zu sehen, was darauf stand.
    Wir waren so gespannt und neugierig, daß wir Orla den Froschfresser nahezu vergaßen.
    Es gehörte eine Menge dazu, Orla zu vergessen, denn seit der Geschichte mit der Mühle hatte er mir an den unmöglichsten Stellen aufgelauert. Doch an jenem Tag, an dem das große Plakat angeschlagen wurde, hätte ich ihn wirklich um ein Haar vergessen, denn das Plakat war aus rotem Papier, und zuoberst stand in großen Buchstaben: ZIRKUS BENITO!

    «Uuiii, ein richtiger, echter Zirkus!» riefen wir.
    Wir freuten uns riesig, denn es war bisher noch nie ein Zirkus in unser Dorf gekommen.
    «Seht nur!» rief Tune. «Es ist ein Zauberkünstler dabei.»
    «Was ist ein Zauberkünstler?» fragte der kleine Bent.
    «Einer, der zaubert, natürlich», sagte Tune.
    «Wieso zaubert?» fragte der kleine Bent.
    «Tjaa», sagte Tune. «Das ist nicht so leicht zu erklären. Vielleicht zaubert er ein Kaninchen aus seinem Hut.»
    «Ohhhh», sagte der kleine Bent.
    «Seht nur!» sagte Jakob. «Einen Kanonenkönig gibt es auch. Den muß ich unbedingt sehen.»
    «Was ist ein Kanonenkönig?» fragte der kleine Bent.
    «Das ist ein Mann, der in eine Kanone kriecht», sagte Jakob. «Und wenn seine Frau die Kanone abschießt, saust der Kanonenkönig mit einem gewaltigen Knall durch die Luft.»
    «Huch!» sagte der kleine Bent. «Wird er da nicht in Stücke gerissen?»
    «Nein», sagte Jakob. «So ein Kanonenkönig ist nämlich fabelhaft tüchtig.»
    «Und er tut sich gar nicht weh, wenn er wieder runterfällt?» fragte der kleine Bent.
    «Nein, zum Kuckuck!» sagte Jakob. «Sonst könnte er doch niemals Kanonenkönig werden. Begreifst du das nicht?»
    Der kleine Bent nickte zwar, aber er machte ein Gesicht dabei, als verstünde er kein Wort. Es ist gar nicht so einfach, solchen Knirpsen etwas zu erklären.
    «Es ist auch ein Mann dabei, der 700 Kilo heben kann», sagte ich. «Er ist bestimmt so groß wie der Schmied.»
    «Bist du gescheit, Mann!» sagte Tune. «Der muß wesentlich größer sein. 700 Kilo, das ist so viel, wie ein Pferd wiegt.»
    Uns blieb der Atem weg.
    Man stelle sich vor — ein Mann, der so stark war, daß er ein ganzes Pferd hochheben konnte. Das war ja kaum faßbar. «Puhhh!» sagte ich. «Wenn der Orla den Froschfresser in die Finger bekäme und ihn vermöbelte, würde Orla so platt wie ein Pfannkuchen.»
    In diesem Augenblick knirschte auf der anderen Straßenseite der Kies, und als wir uns umdrehten, erblickten wir Orla, der mit einer Zigarette im Mund daherkam.
    Junge, Junge, sind wir da getürmt!
    Wie die wilden Kaninchen sind wir nach allen Seiten ausgebüxt.
    Der kleine Bent blieb mit seiner Jacke in einer Flecke hängen, und wir mußten stehenbleiben, um ihn zu befreien. Aber wir zitterten dabei vor Angst.
    Wir hätten uns jedoch gar

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