Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Titel: Orphan 1 Der Engel von Inveraray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
Vom Netzwerk:
flüchtigen Augenblick lang seltsam glücklich gewesen - als entspräche ihre so sorgfältig ausgeklügelte Maskerade tatsächlich der Wirklichkeit. Niemand in Inveraray hatte in Haydon den Marquess of Redmond wieder erkannt. Ihr gut aussehender, charmanter und offensichtlich treu ergebener Ehemann besaß wenig Ähnlichkeit mit dem zerlumpten, gewalttätigen Trunkenbold, der glühend vor Fieber auf dem modrigen Kerkerboden gelegen hatte. Constable Drummond hatte ihr gegenüber erwähnt, dass der Marquess ein Anwesen in den Highlands nördlich von Inverness besitze. Das schien so weit entfernt, dass Genevieve nicht damit gerechnet hatte, jemand, der Haydon kannte, könne ihn zufällig in Inveraray oder Glasgow treffen. Nun, da genau das geschehen war, würde sich diese überraschende Neuigkeit wie ein Lauffeuer verbreiten. Am Ende würde jemand, der von der Flucht des Marquess of Redmond wusste, davon hören und sich bemüßigt fühlen, den Behörden Meldung zu erstatten. Haydon würde auf der Stelle mit Mrs. Maxwell Blake in Verbindung gebracht werden, da Rodney Caldwell gewiss keine Einzelheit ihrer Begegnung aussparte.
    Constable Drummond würde mit einer ganzen Armee von Polizisten in ihr Haus stürmen, Haydon fortzerren und dem Henker übergeben.
    Sie wandte sich um und schaute durch die leicht beschlagene Fensterscheibe. Die Hände auf den kalten Fenstersims gestützt, blickte sie schweigend auf die schneebedeckte Straße hinab.
    „Morgen bringe ich Sie zurück nach Inveraray", sagte Haydon, der ruhelos im Zimmer auf und ab ging. „Ich muss sicher sein, dass Sie wohlbehalten heimkehren.
    Caldwell ist noch eine Woche hier und fährt dann zurück nach Inverness, es besteht also kein Grund zur Annahme, dass irgendjemand in Inveraray von meiner wahren Identität erfährt. Sobald Sie zu Hause sind, werde ich auf der Stelle abreisen.
    Erzählen Sie den Leuten, ich sei nach Frankreich zu Boulonnais gefahren, um ihm vom Erfolg der Ausstellung zu berichten und ihm seinen Anteil am Verkaufserlös der Bilder zu überbringen. Da ich für seine ruhmreiche Einführung in die schottische Kunstwelt verantwortlich bin, dürfte mein Wunsch, ihn höchstpersönlich davon in Kenntnis zu setzen, niemanden verwundern. Behaupten Sie, ich sei von dort aus nach England gereist, um mich um einige geschäftliche Angelegenheiten zu kümmern. Lassen Sie durchscheinen, dass ich mindestens einige Wochen fort sein werde. Nach ein oder zwei Monaten teilen Sie den Leuten mit, ich sei ums Leben gekommen, ob durch Krankheit oder einen Unfall spielt keine Rolle."
    „Nein."

    Er zog verwundert eine dunkle Braue hoch. „Was soll das heißen: nein?"
    Genevieve wandte sich vom Fenster ab und guckte ihn an. „Sie können mich nicht nach Inveraray begleiten, Haydon. Es ist zu gefährlich. Wohin auch immer Sie zu gehen beabsichtigen, Sie müssen sofort aufbrechen. Sie dürfen keine Verzögerung in Kauf nehmen, weil Sie glauben, Sie müssten mich nach Hause bringen."
    In Wahrheit konnte er den Gedanken nicht ertragen, sie so übereilt zu verlassen. Er war nicht darauf vorbereitet. Die Vorstellung, dass Genevieve ihm so unerwartet entrissen wurde, war zu schmerzlich. Die Rückreise nach Inveraray dauerte zwei Tage, das waren zwei weitere Tage an ihrer Seite. Warum bleibt uns nicht mehr Zeit, fragte er sich verzweifelt. Doch zwei Tage waren besser, als auf der Stelle von ihr Abschied nehmen zu müssen.
    Das war schlicht unvorstellbar.
    „Es macht mir nichts aus, allein mit der Kutsche zu fahren", versicherte sie ihm in der Hoffnung, ihn damit zur Vernunft zu bringen. „Ich werde behaupten, dass geschäftliche Verpflichtungen Sie hier zurückgehalten haben und Sie beabsichtigen, Ihren Künstlerfreund in Frankreich zu besuchen. Sie könnten sich jetzt sofort aus diesem Hotel stehlen und im Dunkel der Nacht verschwinden. Das ist weit vernünftiger, als das Risiko einzugehen, mich nach Hause zu begleiten."
    „In dem Augenblick, wo Sie ohne mich heimkommen, werden Sie einem ganzen Wust von Verdächtigungen ausgesetzt sein, vor allem, wenn jemand erfährt, dass man Sie in der Galerie mit dem Marquess of Redmond getroffen hat, der zufälligerweise genauso aussieht wie der Mann, der behauptet, Ihr Gatte zu sein."
    Haydon warf Mantel und Hut auf einen Stuhl. „Ich werde nicht zulassen, dass Sie weitere Gefahren auf sich nehmen, Genevieve. Der Schein muss gewahrt bleiben, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass die Leute unsere plötzliche Heirat ohnehin

Weitere Kostenlose Bücher