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Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Titel: Orphan 1 Der Engel von Inveraray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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zu unterdrücken, um den betörenden Gesang besser hören zu können, der ihn umschmeichelte. Er erfüllte ihn mit Freude, hüllte ihn ein wie eine himmlische Umarmung, zärtlich, vollkommen, verzeihend.
    Er sank tiefer in den Schlaf.
    Die Zeit verstrich. Als er erwachte, dauerte es eine Weile, bis seine Benommenheit und seine Verwirrung allmählich von ihm wichen. Frische, kühle Luft, die mit dem rauchigen Duft von brennendem Holz durchsetzt war, stieg ihm in die Nase. Die Matratze war weich, die Laken sauber. Das leise Ticken einer Uhr beruhigte ihn, die stete, gleich bleibende Melodie vermittelte ihm das Gefühl von Ordnung und Gesetzmäßigkeit. Er seufzte und genoss die ihn umgebende Stille in vollen Zügen.
    Wo er sich befand oder wie er hergekommen war, wusste er nicht mehr, doch eines war gewiss: Er schmachtete nicht länger in einer stinkenden Zelle und wartete auf den Tod.
    Mit großer Mühe öffnete er die Augen.
    Die Nacht war noch nicht vorüber, das Zimmer in tiefe Schatten gehüllt. Ein schwaches Kaminfeuer warf sein warmes Licht über den mit Teppichen ausgelegten Boden und die zerknitterte bunt karierte Decke auf seinem Bett. Haydon folgte dem flackernden Schein mit den Augen bis zu dem Sessel am Kopfende seines Bettes, wo das Licht an einem weißen Nachthemd emporzüngelte und die milchweiße Haut der schlafenden Miss MacPhail umflackerte.
    Sie hatte sich, so gut sie konnte, in den Polstersessel geschmiegt, die Beine unter den Körper gezogen und den Kopf auf ihren schlanken Arm gebettet. Ihr rotgoldenes Haar fiel in üppigen Locken über ihr weißes, bis zu den Ellbogen aufgekrempeltes Leinennachthemd, das zerknittert und mit Wasserflecken übersät war. Sie ist es, die mich während der Nacht gepflegt hat, wurde Haydon bewusst, als sein Blick auf die Wasserschüssel aus Porzellan und die Stoff läppen auf dem Tisch neben ihr fiel. Die Linien auf ihrer Stirn traten deutlich hervor, und die zarte Haut unter ihren dichten Wimpern wurde von bläulichen Schatten verunziert. Sie war vor Erschöpfung in einen tiefen Schlaf gefallen, so dass sie weder der kühle Luftzug wecken konnte, der durch das Fenster hereinwehte, noch ihre unbequeme Lage oder der Umstand, dass ihr Patient aufgewacht war. Er betrachtete sie mit scheuer Bewunderung, beobachtete, wie ihre herrlichen runden Brüste sich langsam hoben und senkten, wie ihr schlanker Körper sich im Schlaf bewegte und sich die Linien zwischen ihren Brauen beinahe unmerklich vertieften, als sie die Wange tiefer in die Armbeuge schmiegte.

    Er konnte sich nicht daran entsinnen, dass je eine Frau so hingebungsvoll über ihn gewacht hatte.
    Hilflos zu sein war er nicht gewohnt - schon gar nicht in Gegenwart einer Frau, die er kaum kannte. Und offenbar war er tatsächlich hilflos. Die brutalen Schläge, die ihm seine Angreifer vor gut zwei Wochen zugefügt hatten, das Fieber, das ihn im Gefängnis befallen hatte, und schließlich die Prügel des Gefängniswärters vor wenigen Stunden hatten ihn in einen kraftlosen, zitternden Invaliden verwandelt.
    Wie er vom Gefängnis bis zu diesem Haus gelangt war, wusste er nicht. Er erinnerte sich nur noch daran, dass Jack ihn gestützt hatte - und an den Anblick der reizenden Miss MacPhail, umgeben von einer Schar kleiner Engel, die ihm zuwinkten und nach ihm riefen.
    Vielleicht spürte sie, dass er sie anschaute, denn sie rührte sich und schlug zögernd die Lider auf. Einen Moment lang guckte sie ihn an, und in ihren großen braunen Augen lag weder Argwohn noch Furcht, als versuche sie lediglich, sich zu erinnern, wie ein halb nackter, übel zugerichteter Mann in ihr Bett gelangt war.
    Dann fuhr sie hoch und tastete fieberhaft nach etwas, mit dem sie sich bedecken konnte.
    Kein Zweifel, sie hatte sich erinnert.
    „Guten Abend", sagte Haydon rau. Seine Kehle war so trocken, dass es schmerzte.
    Genevieve griff nach dem wollenen Schultertuch, das während des Schlafs zu Boden gefallen war, und schlang es hastig um Brust und Schultern. Wie lange hatte er sie bereits so angestarrt? Und was war in sie gefahren, dass sie mit offenem Haar und bloßen Füßen an der Seite eines fremden, nackten Mannes einschlief, statt ihn zu pflegen? Sie nahm den Krug vom Nachttisch und schenkte ihm ein Glas Wasser ein.
    Die einfache Geste half ihr, die Fassung zurückzugewinnen.
    „Bitte", begann sie und hielt sich mit einer Hand züchtig das Tuch vor die Brust, während sie ihm mit der anderen das Glas an die Lippen legte, „versuchen

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