Orphan 2 Juwel meines Herzens
Alte. „Wie Sie meinen, mein Bester. Wir unterhalten uns dann in Ruhe, wenn Sie unsere Annie besuchen. “
„Ausgezeichnet“, antwortete Turner. „Dann also Gute Nacht. “
„Ich bringe Sie hinaus“, erbot sich Harrison. Er hatte seine Mutter samt Telford und dem restlichen Personal für diese Nacht bei Charlotte untergebracht, damit ihnen nichts geschah.
„Nicht doch, das kann ich auch erledigen“, verkündete Oliver gut gelaunt. „Ich hätte bestimmt einen erstklassigen Polizisten abgegeben, wäre ich kein Dieb geworden, Inspectorchen“, fügte er freundlich hinzu und führte Turner auf den Flur. „Also wirklich, Sie dürfen sich gern jederzeit an mich wenden, falls es wieder einmal nicht so gehen will... “
Schweigend musterte Harrison Charlotte.
„Ich sterbe vor Hunger“, sagte Simon plötzlich und gab Jamie einen Wink. „Komm mit in die Küche. Wir werden etwas zu essen zu suchen. “
„Großartiger Einfall“, stimmte Jamie zu. „Während ich da in dieser Reisetruhe hockte, dachte ich die ganze Zeit nur an Eunices Haferkekse. “
Harrison rührte sich nicht vom Fleck, bis die beiden das Zimmer verlassen hatten.
Dann war er mit zwei großen Schritten bei Charlotte, zog sie fest in die Arme und presste seine Lippen auf die ihren. Sein Kuss war so leidenschaftlich, dass ihr ganz heiß wurde. Verzweifelt versuchte er ihr damit zu verstehen zu geben, was er nicht in Worte zu fassen wagte: Ich liebe dich. Sanft strich er ihr dabei über die Schultern, den Rücken und die Hüften. Endlich gelang es ihm, ihren Mund wieder freizugeben.
„Wo ist Flynn? “ fragte er rau.
„Noch immer bei meinem Vater. “ Charlotte drängte sich näher an ihn. „Dein Anwalt hat mir das Geld überbringen lassen. Archie sagte, er käme morgen und würde es sich holen. Simon, Jamie und Oliver werden daheim mit mir auf ihn warten. Wir können nur beten, dass er sein Versprechen einhält und Flynn wirklich mitbringt. “
„Das werden wir nicht abwarten, Charlotte“, entschied er. „Ich werde Flynn nicht eine Sekunde länger in den Krallen dieses Schufts lassen als unbedingt notwendig. Deine Brüder und ich finden ihn, und wenn wir jeden Winkel von St. Giles nach ihm absuchen müssten, um den Kleinen wieder heimzuholen. “
„Aber nicht ohne mich. “
„O doch! “
„Ich muss dabei sein, Harrison“, erwiderte sie. „Ich bin die Einzige, die weiß, wie mein Vater aussieht. “
„Sobald wir wissen, wo sich ein gewisser Archie Buchan aufhält, werde ich ihn schon erkennen. “ Harrisons Stimme zitterte fast vor Zorn. „Und du solltest das nicht miterleben. “
„Wenn mein Vater merkt, dass drei fremde Männer auf ihn zukommen, kann er sich doch sofort denken, dass er in ein Falle geraten ist, und wird flüchten - oder er tut Flynn etwas an. Du kennst diesen Mann nicht so gut wie ich, Harrison. “
„Oh, ich habe gesehen, was er mit deinem Gesicht angestellt hat, Charlotte“, entgegnete er. „Oder mit deinem Bein. Das dürfte wohl reichen, um Buchan richtig einzuschätzen. Aber ich werde dafür sorgen, dass er nie mehr in deine oder Flynns Nähe kommt, glaub mir! “
„Bitte, lass mich mitkommen“, flehte Charlotte. „Er ist mein Vater, Harrison, und Flynn steht unter meinem Schutz. Ich darf den Jungen nicht gefährden. Deshalb muss ich Buchan das Geld persönlich übergeben. So hat er es schließlich verlangt. Falls ich nicht erscheine, wird er außer sich geraten vor Zorn, und dann ist er einfach unberechenbar. “
Hilflos schaute Harrison sie an. Er wollte nicht, dass Charlotte ihn begleitete. Sie sollte irgendwo in Sicherheit warten, während er sich zusammen mit ihren Brüdern Buchan vorknöpfte. Auf gar keinen Fall durfte sie weiter den Drohungen und Gewalttätigkeiten dieses widerlichen Kerls ausgesetzt werden.
Außerdem hatte Harrison vor, ihm eine Tracht Prügel zu verpassen, die Charlottes Vater sein Lebtag nicht vergessen würde. Auch das musste Charlotte nicht unbedingt miterleben.
Er sah sie ernst an und wollte sie gerade daran erinnern, dass ein stinkendes Verbrechernest wie St. Giles nichts für eine Dame war, aber sie erwiderte seinen Blick entschlossen. Er kannte diese Miene an ihr. Zum ersten Mal hatte er sie bei den Chadwicks in jener schicksalhaften ersten Nacht an ihr bewundern dürfen. Diese Frau gab einfach nicht auf. Sie weigerte sich schlicht, Menschen in Not im Stich zu lassen - ganz gleich, ob es sich nun um den fremden Schatten handelte oder um Flynn, Jamie oder
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