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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Abkürzungen kannte, aber in erster Linie, weil sie nicht in der Stimmung war, vorsichtig zu sein oder sich an die Verkehrsregeln zu halten, schafften sie den Weg vom Büro zu ihrem Haus am Ortsrand von Orange in Rekordzeit.
    Unterwegs erzählte Bobby ihr von der Kalkutta-Schabe, die ein Teil seines Schuhs gewesen war, als er mit Frank auf dieser roten Brücke in dem Garten in Kyoto angelangt war.
    »Doch als wir von dort auf den Fudschi gehüpft waren, war mein Schuh okay, die Schabe war weg.«
    Vor einer Kreuzung verlangsamte sie die Geschwindigkeit, hielt aber nicht, weil sie weit und breit kein anderes Auto sah.
    »Warum hast du mir das nicht schon im Büro erzählt?«
    »Da war für Einzelheiten keine Zeit.«
    »Und was, meinst du, ist aus dieser Schabe geworden?«
    »Ich weiß es nicht. Das ist es ja, was mich stört.«
    Sie waren auf der Newport Avenue, gerade am Crawford Canyon vorbei. Natriumdampflampen warfen ein eigenartiges Licht auf die Straße.
    Auf den steilen Hügeln zu ihrer Linken leuchteten einige riesige englische Tudor-Häuser und ein paar im französischen Stil wie gigantische Luxusdampfer. Sie paßten so gar nicht in die Landschaft. Zum Teil lag es wohl daran, daß der unvernünftig hohe Wert solcher sauteuren Grundstücke dazu geführt hatte, daß die immens großen Häuser auf unverhältnismäßig winzigen Parzellen gebaut worden waren, und zum anderen daran, daß der Tudor-Stil ebenso wie der französische nicht mit der halbtropischen Landschaft harmonierte. Diese Häuser hatten ihn niemals vorher gestört, und angesichts der ernsten Probleme, denen er und Julie sich gegenübersahen, konnte er sich auch nicht erklären, warum sie ihn jetzt störten. Möglicherweise war er ja so übernervös, daß ihn sogar diese kleinen Disharmonien an das Chaos erinnerten, das ihn fast verschlungen hätte, als er mit Frank unterwegs gewesen war.
    »Mußt du so schnell fahren?« fragte er Julie.
    »Ja«, entgegnete sie kurzangebunden. »Ich will nach Hause, packen, nach Santa Barbara fahren und erfahren, was wir auch immer über die Familie Pollard erfahren können und dann diesen verdammten, gruseligen Fall abschließen.«
    »Warum hören wir nicht gleich auf, wenn du so denkst? Frank kommt zurück, wir geben ihm sein Geld, sein Glas mit dem roten Diamanten, sagen ihm, es tut uns leid, wir hielten ihn für einen tollen Kerl, aber wir könnten nicht weiter für ihn arbeiten.«
    »Das können wir nicht«, sagte sie.
    Er kaute auf seiner Unterlippe herum und sagte dann: »Ich weiß. Aber ich weiß im Grunde nicht, was uns zwingt, ausgerechnet diesen Fall nicht hinzuschmeißen.«
    Sie hatten die Hügelkuppe erreicht und rasten gen Norden, am Eingang zum Rocking Horse Ridge vorbei. Ihre eigene Siedlung lag nur noch ein paar Straßen entfernt zu ihrer Linken. Als sie schließlich doch abbremste, bevor sie Um die Ecke bog, schaute sie ihn an und sagte: »Und du weißt wirklich nicht, warum wir da nicht raus können?«
    »Nein. Willst du sagen, du weißt es?«
    »Ich weiß es.«
    »Sag es mir.«
    »Du wirst es schon noch rauskriegen.«
    »Tu nicht so geheimnisvoll. Das paßt nicht zu dir.«
    Sie fuhr den Firmen-Toyota in die Siedlung, dann in ihre Straße. »Wenn ich dir sage, was ich denke, regst du dich nur auf. Du wirst es bestreiten, wir werden streiten, und ich will nicht mit dir streiten.«
    »Warum sollten wir streiten?«
    Sie lenkte den Wagen in die Auffahrt, legte den Parkgang ein, stellte die Scheinwerfer und den Motor ab und drehte sich zu ihm um. Ihre Augen leuchteten matt in der Dunkelheit. »Sobald du verstehst, warum wir nicht aufhören können, wirst du nicht mögen, was das über uns sagt, und du wirst es bestreiten, wirst sagen, daß ich unrecht habe, daß wir in Wirklichkeit nur ein paar süße Kinder sind. Du stellst dir uns gern als süße Kinder vor, clever, aber im Grunde unschuldig wie der junge Jimmy Stewart und Donna Reed. Dafür liebe ich dich auch wirklich, ich liebe dich, weil du ein solcher Träumer bist, was die Welt und uns angeht. Und es würde mich verletzen, wenn du darüber streiten wolltest.«
    Fast hätte er wirklich angefangen, mit ihr darüber zu streiten, ob er mit ihr streiten würde oder nicht. Dann starrte er sie jedoch einen Moment an und meinte schließlich: »Ich hatte es schon, dieses Gefühl, daß ich irgend etwas nicht richtig sehen will. Und daß ich feststellen werde, daß meine Motive gar nicht so edel sind, wie ich jetzt glaube - daß mir das aber erst bewußt

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