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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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werden wird, wenn dies alles vorbei ist, daß ich dann erst wissen werde, warum ich so entschlossen war, diese Geschichte bis zum Fjide durchzuziehen. Das ist schon ein verdammt gruseliges Gefühl. So, als ob ich mich selbst gar nicht richtig kennen würde.«
    »Möglicherweise verbringen wir ja unser ganzes Leben damit, uns selbst kennenzulernen. Und möglicherweise gelingt uns das niemals wirklich - völlig.«
    Sie gab ihm einen schnellen, kurzen Kuß und stieg aus dem Auto.
    Als er ihr über den Gartenweg zur Haustür folgte, schaute er zum Himmel auf. Die Klarheit des Tages war von kurzer Dauer gewesen. Eine Wolkendecke verbarg den Mond und die Sterne. Der Himmel war sehr dunkel, und er wurde von der seltsamen Gewißheit ergriffen, daß eine große und schreckliche Last von da oben auf sie zufiel, schwarz vor dem schwarzen Himmel und deshalb unsichtbar, aber sie fiel schneller und schneller ...

51
    Candy hatte seine Wut gedrosselt, hielt sie im Zaum, doch das Zaumzeug war angespannt wie die Leine eines Kampfhundes, der sich anstrengt, sich zu befreien.
    Er schaukelte und schaukelte, und sein scheuer Besucher  wurde frecher. Wiederholt spürte er die unsichtbare Hand  an seinem Kopf. Anfangs berührte sie ihn nur so leicht wie  ein leerer Seidenhandschuh, und sie berührte ihn nur kurz,  bevor sie wieder weghuschte. Doch während er vorgab,  weder an der Hand noch an der Person interessiert zu sein,  die zu ihr gehörte, wurde sein Besucher wagemutiger, die  Hand sdwerer und weniger nervös.
    Obwohl Candy aus Furcht, den Eindringling abzuschrekken, keinen Versuch unternahm, seine Gedanken zu erfor. sdien, trafen einige der Gedanken des Fremden trotzdem bei ihm ein. Er glaubte nicht, daß der Besucher sich bewußt war, daß Bilder und Worte aus seinen eigenen Gedanken in Candys Bewußtsein drangen. Sie sickerten einfach aus ihm heraus, als wären sie Wassertröpfchen, die aus winzigen Lödiern in einem rostigen Eimer rannen.
    Der Name »Julie« tauchte verschiedene Male auf.
    Und einmal schwebte zusammen mit dem Namen auch ein Bild an ihm vorbei -eine attraktive Frau mit braunem Haar und dunklen Augen. Candy war nicht sicher, ob es das Gesicht seines Besuchers oder seiner Besucherin war oder das Gesicht von jemandem, den sein Besucher kannte -er war nicht einmal sicher, ob es das Gesicht von jemandem war, der wirklich existierte. Es gab Aspekte, die das unwahrscheinlich erscheinen ließen: Ein fahles Licht strahlte von ihm aus, und die Züge waren so freundlich und so heiter, daß es wirkte wie das gottgefällige Antlitz einer Heiligen in einer Bibelillustration.
    Mehr als einmal sickerte das Wort »Flatterding« aus den Gedanken seines Besuchers, manchmal neben anderen Wörtern wie »denk an das Flatterding« oder »sei kein Flatterding«. Und jedesmal, wenn dieses Wort durch seine Gedanken huschte, zog sich der Besucher schleunigst zurück.
    Aber er kehrte immer wieder zurück. Weil Candy nichts tat, um ihm das Gefühl zu geben, er sei nicht willkommen.
    Candy schaukelte und schaukelte. Der Stuhl brachte einen sanften Ton hervor: quietsch ... quietsch ... quietsch ...
    Er wartete.
    Er blieb aufmerksam und offen.
    ... quietsch ... quietsch ... quietsch ...
    Zweimal sickerte der Name »Bobby« aus den Gedanken des Besuchers, und beim zweitenmal war ein verschwommenes Bild mit ihm verbunden, noch ein sehr freundliches und nettes Gesicht. Es war idealisiert -wie Julies Gesicht. Candy meinte, es irgendwoher zu kennen, wollte sich aber nicht darauf konzentrieren, weil dem Besucher sein Interesse auffallen und ihn das abschrecken könnte.
    Während seines langen und geduldigen Werbens um den scheuen Eindringling nahm Candy auch andere Wörter und Bilder auf, doch er wußte nicht, was er mit ihnen anfangen sollte:
    - Männer in Raumanzügen
    - »Das Böse Ding«
    - ein Kerl mit einem Eishockey-Kopfschutz
    - »Das Heim«
    - »Dumme Leute«
    - ein Bademantel, ein halbaufgegessener Schokoladenriegel und ein jäher, hektischer Gedanke: zieht Ungeziefer an,  nicht gut, zieht Ungeziefer an, muß ordentlich sein, muß sauber sein 
    Mehr als zehn Minuten vergingen ohne Kontakt, und Candy begann schon zu befürchten, der Eindringling könne für immer gegangen sein. Aber plötzlich war er wieder da. Dieses Mal war der Kontakt intensiv, fast intim.
    Als Candy spürte, daß der Besucher selbstbewußter geworden war, wußte er, daß es nun an der Zeit war zu handeln. Er stellte sich seine Gedanken als Stahlfalle vor, den

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