Ort des Grauens
in Orange fuhr sie zum Autoschalter von MC Donalds und holte das Abendessen für unterwegs: Big Macs, Pommes frites, Diät-Colas. Während Bobby noch dabei war, die Extrapackungen mit Senf aufzuteilen und die Container mit den Big Macs zu öffnen, hatte Julie den Radardetektor am Rückspiegel befestigt, ihn an den Zigarettenanzünder des Toyota angeschlossen und ihn angeschaltet.
Und da hatte sie den Costa Mesa Freeway noch nicht mal erreicht.
Bobby hatte noch niemals vorher einen Hamburger bei hoher Geschwindigkeit gegessen, doch er schätzte, daß sie mit etwa einhundertvierzig Stundenkilometern nach Norden zum Riverside Freeway, von dort wieder nach Norden auf die Orange Freeway fuhren, und er hatte seine Pommes frites noch nicht aufgegessen, als sie nur noch ein paar Ausfahrten vom Foothill Freeway östlich von Los Angeles entfernt waren. Obwohl die Stoßzeit längst vorbei war und ungewöhnlich wenig Verkehr herrschte, mußte Julie sehr häufig die Fahrspur wechseln, um die hohe Geschwindigkeit beibehalten zu können. Und Nerven brauchte sie auch.
»Wenn wir so weiterfahren«, sagte er, »habe ich niemals die Chance, am Cholesterin in diesem Big Mac zu sterben.« »Lee sagt, Cholesterin bringe uns nicht um.«
»Sagt er das?«
»Er sagt, wir leben ewig, und alles, was uns das Cholesterin antun kann, ist, uns ein wenig schneller aus diesem Leben zu befördern. Das gleiche muß eigentlich zutreffen, wenn mir ein Fehler unterläuft und sich dieses Scheißding ein paarmal überschlägt.«
»Ich glaube nicht, daß das passieren wird«, meinte er. »Du bist die beste Fahrerin, die ich jemals gesehen habe.«
»Danke dir, Bobby. Du bist der beste Beifahrer.«
»Das einzige, was ich mich frage ...«
»Ja?«
»Wenn wir nicht wirklich sterben, fahr ruhig weiter, denn dann muß ich mich um gar nichts sorgen -aber, warum, zum Teufel, habe ich mir die Mühe gemacht, Diät-Cola zu kaufen?«
Thomas rollte sich vom Bett, stand auf. »Derek, geh, raus hier, er kommt!« Derek sah gerade im Fernsehen einem sprechenden Pferd zu und hörte Thomas nicht.
Das TeVau stand in der Mitte des Zimmers, zwischen den Betten, und zu dem Zeitpunkt, da Thomas hinkam und Derek packen und schütteln konnte, damit Derek zuhören mußte, war um sie herum ein komisches Geräusch, nicht komisch-ha-ha, sondern komisch-gruselig. Es war, als pfiffe jemand, pfiffe aber auch nicht. Da war auch Wind, ein paar Böen, weder warm noch kalt, doch sie ließen Thomas frösteln, als sie ihn erfaßten.
Er zerrte Derek von seinem Stuhl. »Das Böse Ding kommt!« rief Thomas. »Und du gehst raus, du gehst, so wie ich es dir schon gesagt habe! Jetzt!«
Derek zog einfach nur ein dummes Gesicht, dann lächelte er, als habe er nun kapiert, daß Thomas nur vorgab, komisch zu sein, wie die Three Stooges nur vorgaben, komisch zu sein. Das Versprechen, das er Thomas gegeben hatte, hatte er völlig vergessen. Er hatte geglaubt, das Schlimme, das Böse sei ein verlorenes Ei zum Frühstück, und als dann kein verlorenes Ei auf seinem Teller lag, hatte er sich gesagt, er sei sicher, aber jetzt war er nicht sicher, und er wußte es nicht.
Mehr komisch-gruseliges Pfeifen. Mehr Wind.
Thomas versetzte Derek einen Schubs, stieß ihn auf die Tür zu und schrie: »Lauf!«
Das Pfeifen hörte auf, der Wind hörte auf, und ganz plötzlich war das Böse Ding da - aus dem Nirgendwo. Stand zwischen ihnen und der offenen Tür.
Es war ein Mann, wie Thomas bereits wußte, aber es war mehr als nur ein Mann. Es war Dunkelheit in die Form eines Mannes gegossen, war, als wäre ein Teil der Nacht selbst durch das Fenster eingedrungen, und zwar nicht nur, weil es ein schwarzes T-Shirt und schwarze Hosen trug, sondern weil es auch tief drinnen ganz dunkel war, das konnte man sehen.
Derek kriegte auf der Stelle Angst.
Niemand mußte ihm sagen, daß dies das Böse Ding war, nicht mehr jetzt, da er es mit seinen eigenen Augen sehen konnte. Aber er sah nicht, daß es zu spät war zu rennen, und er rannte schnurstracks auf das Böse Ding zu, so als glaube er, es umkurven zu können. Das mußte es sein, was er sich gedacht hatte, denn nicht mal Derek war dumm genug, sich zu denken, er könne es niederwerfen - es war so groß.
Das Böse Ding packte ihn und hob ihn hoch, bevor er auch nur die Chance hatte, um es herumzulaufen, hob ihn hoch, als wöge er nicht mehr als ein Kopfkissen. Derek schrie, und das Böse Ding knallte ihn so hart gegen die Wand, daß sein Schrei abrupt aufhörte und
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