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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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gehört, Hal?« fragte Bobby.
    »Frauen und Amnesie-Patienten ... Sie haben keinen Sinn für Humor.«
    Zu Frank gewandt, sagte Julie: »Mein Mann meint, alles im Leben sollte Spaß bereiten, sogar Autounfälle, sogar Beerdigungen ...«
    »Sogar Zähneputzen«, unterbrach Bobby.
    »... und vermutlich würde er mitten in einem Nuklearkrieg noch Witze über den Fallout erzählen. So ist er nun mal. Dun ist einfach nicht zu helfen ...«
    »Sie hat's versucht«, erklärte Bobby.
    »Hat mich in ein Fröhlichkeits-Entziehungszentrum geschickt. Sie hatten ihr versprochen, mir dort etwas Ernst einzubleuen. Es ging schief.«
    »Hier sind Sie in Sicherheit«, sagte Julie und drückte Franks Hand, bevor sie sie losließ. »Hal wird auf Sie aufpassen.«

31
    Das Haus des Entomologen lag im Turtle-Rock-Sanierungsgebiet von Irvine, nicht weit von der Universität entfernt, was der Bequemlichkeit des Bewohners diente. Niedrige schwarze pilzförmige Malibu-Lampen warfen ihr Licht auf die Pfützen des Weges, der zu den sanft schimmernden Eichentüren führte.
    Clint, eine von Frank Pollards Ledertaschen in der Hand, betrat die kleine geschützte Veranda und läutete. Aus der Gegensprechanlage direkt unter der Klingel ertönte die Stimme eines Mannes: »Wer ist da?« »Doktor Dyson Manfred? Ich bin Clint Karaghiosis von Dakota & Dakota.« Eine halbe Minute später öffnete Manfred die Tür. Er  war mindestens fünfundzwanzig Zentimeter größer als Clint, so um die 1,95 Meter herum, und sehr dünn. Er trug eine schwarze Freizeithose, ein weißes Hemd und ein grünes Halstuch. Der oberste Knopf seines Hemdes war offen, und die Krawatte hatte er gelöst.
    »Guter Mann, Sie sind ja pitschnaß.«
    »Nur ein bißchen klamm.«
    Manfred trat einen Schritt zurück, öffnete die Tür weit, und Clint betrat die geflieste Halle.
    Nachdem er die Tür geschlossen hatte, sagte Manfred: »In einer Nacht wie dieser sollte man einen Regenmantel oder einen Regenschirm mitnehmen.«
    »Es muntert auf.«
    »Was?«
    »Schlechtes Wetter«, erklärte Clint.
    Manfred schaute ihn an, als hielte er ihn für ziemlich sonderbar, doch aus Clints Sicht war es Manfred selbst, der etwas eigenartig war. Der Mann war zu dünn, nur Haut und Knochen. Er füllte seine Klamotten nicht aus, die Hose hing formlos auf den knochigen Hüften, und seine Schultern stießen durch den Stoff des Hemdes, als lägen darunter nur nackte, scharfe Knochen.
    Eckig und unelegant sah er aus, als sei er von einem Gott in der Ausbildung aus einem Häufchen trockener Stöcke zusammengesetzt worden. Sein Gesicht war lang und schmal, die Wangen hohl, und die wohlgebräunte, lederige Haut spannte sich so straff über seine Wangenknochen, daß man fürchten mußte, sie würde zerreißen. Er hatte seltsame bernsteinfarbene Augen, die Clint mit jenem Ausdruck kühler Neugier musterten, den er sonst zweifellos den Tausenden von Insekten widmete, die er auf Objekttische gepinnt hatte.
    Manfreds Blick wanderte an Clint hinunter zum Boden, wo sich um die Schuhe herum kleine Pfützen gebildet hatten.
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Clint.
    »Das trocknet wieder. Ich war in meinem Arbeitszimmer. Kommen Sie mit.«
    Bei einem Blick in das Wohnzimmer zu seiner Rechten bemerkte Clint eine Tapete im Schwertlilienmuster, antike englische Möbel, weinrote Veloursvorhänge und Tische voller Nippes, die im Lampenlicht glitzerten. Es war ein sehr viktorianisches Zimmer und paßte so gar nicht zu den schlichten kalifornischen Linien und dem sonstigen Ambiente des Hauses.
    Er folgte dem Entomologen am Wohnzimmer vorbei durch einen kurzen Flur ins Arbeitszimmer. Manfred ging nicht, er stelzte. So groß und dürr, wie er war, wirkte er mit den hängenden Schultern und dem leicht gesenkten Kopf so wenig entwickelt und so prähistorisch wie eine Gottesanbeterin.
    Clint hatte erwartet, das Arbeitszimmer eines Universitätsprofessors quelle von Büchern über, doch in dem Regal links vom Schreibtisch standen nur etwa vierzig oder fünfzig Bände. Sonst gab es Schränke über Schränke mit breiten, flachen Schubladen, die vermutlich mit ekligen Kriechtieren gefüllt waren, und an den Wänden hingen aufgespießte Insekten - gerahmt und hinter Glas.
    Als er sah, daß Clint eines der Bilder ganz besonders anstarrte, erklärte Manfred: »Kakerlaken. Wunderschöne Tiere.«
    Clint nahm das schweigend hin.
    »Die Schlichtheit von Form und Funktion, meine ich.Natürlich gibt es nur wenige Menschen, die ihr Äußeres schön

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