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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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finden.«
    Clint fiel es schwer, das Gefühl abzuschütteln, daß die Viecher leben könnten. »Was halten Sie denn von dem großen Kerl da in der Ecke?« erkundigte sich Manfred.
    »Er ist wirklich groß, Sir.«
    »Eine Zischschabe aus Madagaskar. Der wissenschaftliche Name ist Gromphadorrhina portentosa. Diese da ist über achteinhalb Zentimeter lang, das ist mehr als dreieinhalb Inches. Absolut wunderbar, nicht wahr?«
    Clint sagte nichts.
    Manfred setzte sich auf den Stuhl hinter seinem Schreibtisch. Es sah aus, als hätte er seine Arme und Beine zusammenfalten müssen, um Platz zu finden, so wie sich eine große Spinne zu einem kleinen Ball zusammenrollt.
    »Der Dekan der Universität hat mich angerufen«, sagte der Professor. »Er bat mich, Ihren Mister Dakota in jeder Form zu unterstützen.«
    Die UCI -die Universität von Kalifornien in Irvine - bemühte sich seit langem, eine der führenden Universitäten des Landes zu werden. Der derzeitige Dekan suchte -wie der vor ihm -den Status zu steigern, indem er den Weltklasse-Professoren und Forschern anderer Institutionen enorme Gehälter und erhebliche zusätzliche Leistungen bot. Bevor er die materiellen Pfründe in Form eines gut gepolsterten Jobangebots jemandem ans Herz legte, erforschten freilich Dakota & Dakota im Auftrag der Universität den jeweiligen Hintergrund der voraussichtlichen Fakultätsmitglieder. Denn auch ein brisanter Physiker oder Biologe konnte einen zu großen Durst auf Whisky oder eine Nase für Kokain haben. Oder sich unglücklicherweise für minderjährige Mädchen interessieren. UCI aber wollte Geisteskraft kaufen, Respektabilität und akademischen Ruhm und keine Skandale. Dakota & Dakota tat da gute Dienste.
    Manfred stützte die Ellenbogen auf die Armlehnen seines Schreibtischstuhls und blickte auf seine Finger, die so lang waren, daß man den Eindruck hatte, jeder einzelne müsse wenigstens noch ein Glied mehr haben als üblich. »Wo liegt das Problem?« fragte er.
    Clint öffnete die Reisetasche und holte ein Ein-Liter-Einmachglas heraus. Er stellte es auf den Schreibtisch des Entomologen.
    Das Insekt war mindestens doppelt so groß wie die Madagaskar-Zischschabe an der Wand.
    Einen Moment sah es so aus, als sei Dr. Dyson Manfred schockgefroren. Er bewegte keinen Finger, seine Augen waren starr. Wie gebannt starrte er auf die Kreatur in dem Glasgefäß.
    »Was ist das - ein übler Scherz?« fragte er schließlich.
»Es ist echt.«
Manfred lehnte sich vor, beugte sich über den Tisch und  senkte den Kopf, bis seine Nase fast das dicke Glas berührte, hinter dem das Insekt kauerte. »Es lebt?«
    »Tot.«
    »Wo haben Sie es gefunden - nicht hier in  Südkalifornien?«
    »Doch.«
    »Unmöglich.«
    »Was ist es?« fragte Clint.
    Manfred sah ihn grollend an. »Ich habe noch nie etwas in der Art gesehen. Und wenn ich noch nie so etwas gesehen habe, hat auch niemand sonst so etwas gesehen. Es gehört zum Stamm der Arthropoda, der Gliederfüßer, denke ich, zu denen Spinnen und Skorpione gehören, doch ich kann nicht sagen, ob man es als Insekt klassifizieren kann, solange ich es nicht genau untersucht habe. Falls es ein Insekt ist, gehört es zu einer neuen Spezies. Wo genau haben Sie es gefunden, und warum, in Teufelsnamen, interessieren sich Privatdetektive dafür?«
    »Tut mir leid, Sir, aber ich kann Ihnen über den Fall gar nichts sagen. Ich muß die Privatsphäre unseres Klienten schützen.«
    Manfred drehte das Glas behutsam in seinen Händen und inspizierte seinen Insassen von allen Seiten. »Einfach unglaublich. Ich muß es haben.« Er schaute auf, und seine bernsteinfarbenen Augen waren gar nicht mehr kühl und abschätzend, sondern glänzten vor Erregung. »Ich muß dieses Exemplar haben.«
    »Nun, ich habe vor, es Ihnen zur Untersuchung zu überlassen«, sagte Clint. »Aber, ob Sie es behalten können ...«
    »Ja, ich will es.«
    »Das hängt von meinem Chef und dem Klienten ab. Zunächst möchten wir wissen, was es ist, woher es stammt, alles, was Sie uns dazu sagen können.«
    Mit übertriebener Sorgfalt, so als handele es sich um feinstes Kristall und nicht um ein ordinäres Einmachglas, stellte Manfred das Gefäß auf die Schreibunterlage. »Ich besorge eine komplette fotografische Zusammenstellung und eine Videoaufzeichnung -fotografiere das Objekt von allen Seiten und fertige extreme Nahaufnahmen an. Dann wird es nötig sein, es zu sezieren und zu präparieren, was natürlich mit äußerster Sorgfalt geschehen wird. Das

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