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orwell,_george_-_tage_in_burma

Titel: orwell,_george_-_tage_in_burma Kostenlos Bücher Online Lesen
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und behandeln sie wie unseresgleichen. Und ihr blöden Hunde findet das alle selbstverständlich. Da ist Flory, sein bester Freund ist ein schwarzer Babu, der sich Doktor nennt, weil er zwei Jahre an einer indischen sogenannten Universität studiert hat. Und du, Westfield, bist stolz wie ein König auf deine jämmerlichen, bestechlichen Feiglinge von Polizisten. Und Maxwell verbringt seine Zeit damit, hinter eurasischen Nutten herzulaufen. Ja, das tust du, Maxwell; ich hab von deinem Treiben in Mandalay mit einer stinkigen kleinen Hure namens Molly Pereira gehört. Vermutlich hättest du sie geheiratet, wenn sie dich nicht hierher versetzt hätten? Ihr alle scheint dieses dreckige schwarze Viehzeug gern zu haben. Herrgott, ich weiß nicht, was mit uns allen los ist. Wirklich, ich weiß es nicht.«
    »Komm, trink noch einen«, sagte Westfield. »Heh, Butler! ‘nen Tropfen Bier, ehe das Eis schmilzt, heh? Bier, Butler!«
    Der Butler brachte einige Flaschen Münchener Bier. Ellis setzte sich sogleich an den Tisch zu den anderen und nahm eine der kühlen Flaschen in seine kleinen Hände. Auf seiner Stirn stand Schweiß. Er schmollte noch, war aber nicht mehr zornig. Er konnte jederzeit gehässig und zänkisch sein, aber seine heftigen Wutanfälle waren bald vorbei, und er entschuldigte sich nie dafür. Zänkereien gehörten zum regulären Ablauf des Clublebens. Mr. Lackersteen fühlte sich besser und studier te die Illustrationen in La Vie Parisienne. Es war jetzt nach neun, und der vom beißenden Rauch von Westfields Stumpen durchwehte Raum war zum Ersticken heiß. Allen klebte das Hemd mit dem ersten Schweiß des Tages am Rücken. Der unsichtbare Chokra, der dra ußen das Punkah- Seil zog, war in der Glut eingeschlafen.
    »Butler!« schrie Ellis, und als der Butler erschien, »geh und weck diesen verdammten Chokra auf!«
    »Ja, Master.«
    »Und Butler!«
    »Ja, Master?«
    »Wieviel Eis haben wir noch?«
    »’gefähr zwanzig Pfund, Master. Wird nur heute reichen, glaub ich. Ich find es sehr schwer, Eis jetzt kühl zu halten.«
    »Red nicht so, zum Teufel - ›Ich find es sehr schwer!‹ Hast du ein Lexikon verschluckt? ›Bitte, Master, kann Eis nicht kühl halten‹ - so solltest du reden. Wir werden den Kerl rausschmeißen müssen, wenn er zu gut englisch sprechen lernt. Ich kann Dienstboten, die englisch sprechen, nicht ausstehen. Hast du gehört, Butler?«
    »Ja, Master«, sagte der Butler und zog sich zurück. »Gott! Kein Eis vor Montag«, sagte Westfield. »Gehst du
    wieder in den Dschungel, Flory?«
    »Ja. Ich sollte jetzt schon dort sein. Ich bin nur wegen der englischen Post gekommen.«
    »Werd selber ne kleine Rundreise machen, glaub ich, mit nem Happen vom Reisefonds. Kann das verdammte Büro in dieser Jahreszeit nicht ausstehen. Unter dem verdammten Punkah sitzen und eine Quittung nach der anderen unterschreiben. Papierkram. Gott, ich wollte, es wäre wieder Krieg!«
    »Ich gehe übermorgen wieder raus«, sagte Ellis. »Kommt diesen Sonntag nicht der verdammte Padre und hält Gottesdienst? Jedenfalls werde ich zusehen, daß ich dann nicht da bin. Verdammte Knierei.«
    »Nächsten Sonntag«, sagte Westfield. »Hab versprochen, dafür da zu sein. Macgregor auch. Bißchen schwer für den armen Teufel von Padre, muß ich sagen. Kommt nur alle sechs Wochen einmal her. Wir sollten doch wenigstens ne Gemeinde aufbringen, wenn er schon mal kommt.«
    »Ach, zum Teufel! Ich will ja dem Padre zu Gefallen gern Psalmen trillern, aber ich kann’s nicht ausstehen, wie diese christlichen Eingeborenen sich in unsere Kirche drängeln. Diese Bande von Madrassi- Dienstboten und Karenischen Schullehrern. Und dann diese beiden Gelbbäuche, Francis und Samuel die nennen sich auch Christen. Wie der Padre das letztemal hier war, hatten sie die Frechheit, nach vor n zu kommen und sich zu den Weißen in die vordersten Kirchenbänke zu setzen. Jemand sollte mit dem Padre darüber sprechen. Was waren wir für verdammte Idioten, daß wir je diese Missionare auf dieses Land losgelassen haben! Bringen Basarfegern bei, sie wären so gut wie wir. ›Bitte, Sir, ich selber Christ wie Master.‹ Verdammte Frechheit.«
    »Na, sind das hier nicht zwei Beine?« sagte Mr. Lackersteen und reichte La Vie Parisienne über den Tisch. »Du kannst doch Französisch, Flory; was heißt das, was da drunter steht? Mein Gott, das erinnert mich daran, wie ich in Paris war, mein erster Urlaub, bevor ich geheiratet habe. Herrgott, ich wollte, ich wär

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