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Osiris Ritual

Osiris Ritual

Titel: Osiris Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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nickte. »So ist es. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen,
dass es ein völliger Reinfall war. Der Gentleman, den ich zum Palast begleiten
sollte, ist nicht zur verabredeten Zeit erschienen. Die Begleitumstände waren
höchst eigenartig. Ich will mir die Einzelheiten jetzt schenken, denn mich
interessiert viel mehr, was Sie zu berichten haben.«
Er ließ das Handtuch auf den Rand des Schreibtischs fallen und ging um das
Möbelstück herum zu seinem Stuhl. »Wo habe ich nur die Mitteilungskarten
gelassen…« Er wühlte zwischen den Papierstapeln, die den Schreibtisch
verunzierten.
    Veronica lachte, öffnete ihre Schublade und zog einen Stapel kleiner
weißer Karten heraus. »Hier, benutzen Sie eine von meinen.«
    Lächelnd akzeptierte Newbury das Angebot. »Vielen Dank.« Er ließ
sich auf dem Schreibtischstuhl nieder, nahm einen Stift und das Tintenfass und
schrieb:
    Â 
    Euer Majestät,
    der Agent mit dem Decknamen »Caspian« ist nicht wie verabredet
am Treffpunkt erschienen. Bitte teilen Sie mir mit, ob weitere Maßnahmen
erforderlich sind.
    Â 
    Ihr
    Newbury
    Â 
    Er überflog die Notiz und überlegte kurz, ob er die
seltsamen Begleitumstände und den beunruhigenden Geruch im Abteil erwähnen
sollte, entschied sich jedoch dagegen. Schließlich wusste Ihre Majestät mehr
über die Lage als er selbst und würde ihn ohnehin in den Palast bestellen,
falls sie Anlass zur Sorge hatte. Vorsichtshalber beschloss er jedoch, für den
nächsten Vormittag keine Termine zu vereinbaren, die er würde absagen müssen,
falls der Ruf aus dem Palast tatsächlich kam. Er faltete die Karte zusammen und
steckte sie in einen Umschlag, den er von einem Tablett auf dem Schreibtisch
nahm. Dann lehnte er sich zurück und starrte nachdenklich die Wand an, ohne den
Brief wegzulegen.
    Â»Sie haben doch sicher schon die Morgenausgabe der Times gesehen, Sir Maurice?«
    Newbury lächelte und riss sich blinzelnd aus dem Tagtraum. »Ja, ich
habe sie gesehen. Die Hälfte habe ich gerade durchs Waschbecken gespült.« Veronica runzelte die Stirn, weil sie nicht verstand, was
er meinte. Er verzichtete auf weitere Erklärungen. »Ich bin dem Reporter bei
Winthrop begegnet. Ein ganz helles Bürschchen, muss ich sagen. Der Beitrag war
für meinen Geschmack freilich ein wenig zu sensationslüstern.«
    Â»Auf jeden Fall scheint es ein interessanter Abend gewesen zu sein.
Wollen Sie der Sache auf den Grund gehen? Dem Geheimnis der kreischenden Mumie,
meine ich?« Veronica sprach mit der üblichen
Gelassenheit, doch Newbury spürte sofort, dass sie einen Hintergedanken hatte.
    Â»Das ist sicher kein Fall für die Krone«, gab er lächelnd zurück. »Ich
habe mir überlegt, ob ich heute Nachmittag vielleicht den alten Peterson
aufsuchen und ihm ein paar Einzelheiten berichten sollte, nur um ganz
sicherzugehen, dass nichts weiter dran ist. Allerdings nehme ich an, dass
Winthrop sich durchaus selbst darum kümmern kann. Ich bin ja sowieso kein
Experte für altägyptische Kunst.« Er forschte in
Veronicas Miene nach einem Anzeichen von Missbilligung, fand jedoch nichts. »Peterson
wird mir aber wohl auch nicht viel sagen können. Er ist ja eher traditionell
eingestellt. Hätte er sich für den Fund interessiert, dann hätte er mich schon
gestern Abend begleitet.«
    Veronica lachte. »Ach, kommen Sie, Sir Maurice! Nun geben Sie schon
zu, dass Sie die ganze Angelegenheit höchst spannend finden. Es klingt ganz so,
als könnte man sich damit recht gut die Zeit vertreiben. Oder Sie könnten einen
Aufsatz darüber schreiben.«
    Â»Tja, ich …« Nebenan ertönte ein schrilles Pfeifen. Newbury
klatschte mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. »Ah, gut. Zeit für eine
Tasse Earl Grey.« Er stand auf und wedelte mit dem Brief für die Königin. »Ich
werde Miss Coulthard bitten, ihn per Kurier direkt zum Palast zu schicken, und
dann können Sie mir alles über die vermissten Frauen erzählen.«
    Veronica nickte, ihre Belustigung war unverkennbar. Newburys Wangen
glühten. Er kam hinter dem Schreibtisch hervor und suchte Miss Coulthard. Er
brauchte den Morgentee. Außerdem fiel ihm ein, dass er immer noch nicht
gefrühstückt hatte.
    Â»Dann erzählen Sie mir doch von Ihrem Verdächtigen, Miss Hobbes.« Newbury saß wieder hinter dem Schreibtisch und

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