Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Osiris Ritual

Osiris Ritual

Titel: Osiris Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
Vom Netzwerk:
nach
unten in die Tiefen des gewaltigen Gebäudes führte, wo sein Büro zwischen den
staubigen Regalen des Archivs und der Verwaltung des Museums lag.
    Ein paar Minuten später, nachdem er einen kleinen Irrgarten
gewundener Flure hinter sich gebracht hatte, stand er vor seiner Bürotür,
rückte das Jackett zurecht und drehte den Türknauf herum. Die Tür ging auf, und
er blickte in einen kleinen Raum, der von mehreren fauchenden Gaslampen erhellt
wurde. Er trat ein, zog hinter sich die Tür zu und streifte die feuchte Jacke
ab, damit sie auf dem Kleiderständer in der Ecke trocknen konnte.
    Â»Ah, Sir Maurice. Ich hoffe, der Abend war angenehm?«
    Newbury drehte sich zu seiner Sekretärin Miss Coulthard um, die aus
dem Nachbarzimmer herüberkam, wo er und seine Assistentin, Miss Veronica
Hobbes, ihre Arbeitsplätze eingerichtet hatten. Miss Coulthard war eine
zierliche Frau von Anfang dreißig mit dunkelbraunem Haar, das sie zu einem
festen Dutt gebunden hatte. Sie trug ein langes graues Kleid und eine passende
wollene Strickjacke. Sie war einer der zuverlässigsten Menschen, die Newbury
kannte, und er bewunderte sie für ihren Arbeitseifer und ihr Pflichtgefühl.
    Â»Danke, Miss Coulthard, es war ganz nett. Eine interessante Zerstreuung.«
Er hängte das Jackett auf den Kleiderständer und krempelte sich die Hemdsärmel
bis zu den Ellenbogen hoch, wobei er dunkle Tintenflecken auf dem weißen Hemd
hinterließ. »Ich fürchte, der Morgen war nicht ganz so erfolgreich«, seufzte
er.
    Miss Coulthard musterte ihn kritisch. »Einen Tee?«
    Newbury lachte. »Mir scheint fast, Sie können meine Gedanken lesen,
Miss Coulthard. Vielen Dank. Ein Tee wäre wundervoll.«
Er drehte sich um und wollte in sein Büro gehen, hielt aber noch einmal an Miss
Coulthards Schreibtisch inne. »Darf ich fragen, wie es Ihrem Bruder geht, Miss
Coulthard? Erholt er sich rasch?«
    Die Sekretärin nickte. »Wie erwartet, Sir Maurice. Der Arzt sagt, er
braucht noch ein paar Wochen, bis er wieder ganz bei Kräften ist, doch seine
Erinnerungen kehren langsam, aber sicher zurück.«
    Newbury lächelte. »Das höre ich mit Freuden.«
Er betrachtete seine Hände. »Ah, entschuldigen Sie mich einen Moment.« Er ging zum Waschbecken in der Ecke des Büros, nahm einen
Riegel Seife und schrubbte die Druckerschwärze ab. Dann schnappte er sich vom
Regal neben dem Waschbecken ein Handtuch, ging ins Nachbarzimmer und überließ
es Miss Coulthard, den Teekessel aufzusetzen.
    Auf der Türschwelle eines Büros blieb Newbury noch einmal kurz
stehen und sah seiner Assistentin bei der Arbeit zu, während er sich die Hände
abtrocknete. Sie hatte sich in einen Stapel Papiere vertieft und konzentriert
die Stirn gerunzelt, als hätte sie ihn zwar bemerkt, wollte sich jedoch nicht von
ihrer Aufgabe ablenken lassen.
    Miss Veronica Hobbes arbeitete seit nunmehr drei Monaten für ihn und
hatte ihm bereits mehr als einmal, physisch wie emotional, das Leben gerettet.
Sie war eine ganz außergewöhnliche Frau, erfüllt von der Tatkraft und dem Geist
des neuen Zeitalters, eine wahre Verkörperung des Fortschritts, der
Gleichberechtigung und einer strahlenden Zukunft. Außerdem war sie hübsch – brünett,
Anfang zwanzig und voller Energie. Ihr Gesicht war ebenmäßig und feminin, die
Augen von einem hinreißenden Dunkelblau. Sie besaß einen scharfen Verstand und
eine noch viel schärfere Zunge.
    Newbury räusperte sich. »Guten Morgen, Miss Hobbes. Wie ich sehe,
arbeiten Sie immer noch angestrengt an Ihrem Geheimnis.«
    Veronica hob den Kopf, lächelte ihn freundlich an und las sofort
weiter. Sie antwortete, während die Augen bereits wieder die Zeilen des Blatts
überflogen. »So ist es. Es scheint auch so, als käme ich ganz gut voran. Ich
habe sogar schon einen möglichen Verdächtigen.«
    Â»Ausgezeichnet. Ich freue mich schon darauf, dies alles bald von
Ihnen zu erfahren. Wir können darüber reden, nachdem ich eine kurze Botschaft
an Ihre Majestät gesandt habe und der Tee aufgebrüht ist.«
    Darauf hob Veronica abermals den Kopf und lehnte sich zurück, um ihn
genauer zu betrachten. Erst jetzt nahm sie ihn tatsächlich wahr. »Sie sind ja
ganz nass, Sir Maurice. Darf ich annehmen, dass Ihre Verabredung heute Morgen
nicht ganz so verlaufen ist wie geplant?«
    Newbury

Weitere Kostenlose Bücher