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Osiris Ritual

Osiris Ritual

Titel: Osiris Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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mit
jedem Schritt seinen Vorsprung weiter ausbaute.
    Wenn er es vernünftig betrachtete, konnte Newbury ihn niemals
einholen. Also überlegte er, ob es andere Möglichkeiten gab. Wenn er
weiterlief, würde er Ashford bald aus den Augen verlieren. Der Mann war
unermüdlich, und Newburys Kräfte würden bald erlahmen. Vor ihm klapperte eine
Droschke dahin. Der Agent überlegte, ob er aufspringen sollte, doch selbst ein
Pferd und ein Kutscher konnten den wiederhergestellten Mann nicht einholen.
    Er blickte sich über die linke Schulter um. Dort drüben am
Straßenrand fummelte ein junger Mann an einem der dampfgetriebenen Automobile
herum, die in den letzten paar Monaten London im Sturm erobert hatten. So
riskant es auch war, Newbury brauchte ein schnelles Transportmittel, um mit
Ashford mitzuhalten, und soweit er sehen konnte, gab es in der Nähe der Kreuzung
keine bessere Möglichkeit. Anscheinend war die Feuerkammer dieses Fahrzeuges
gut bestückt, denn aus den beiden Abgasrohren wallte schwarzer Rauch. Der Mann,
den Newbury für den Besitzer hielt, trug einen eleganten schwarzen Anzug,
passende Lederhandschuhe und eine Fliegerbrille, die er sich auf die Stirn
hochgeschoben hatte, während er seine Maschine wartete. Newbury blieb neben dem
Mann stehen, der erschrocken aufblickte, als er den Detektiv vor sich sah.
    Â»Im Namen der Krone, überlassen Sie mir das Fahrzeug!« Newbury hätte eigentlich irgendeine Art Ausweis vorzeigen
müssen, doch dazu hatte er nicht genug Zeit.
    Â»Was? Ich … äh …« Der Mann war völlig verblüfft. »Ganz gewiss nicht!«
Er musterte Newbury von oben bis unten und wusste nicht recht, wie er auf den
schwitzenden, zerzausten Mann reagieren sollte, der mit Schmutz von der Jagd
über die Dächer verunziert war und dennoch behauptete, Ihre Majestät Königin
Victoria zu vertreten. Newbury trat vor und stieß den Mann zur Seite, um
nacheinander die Beine in die Steuerkanzel des Fahrzeugs zu schwingen. Er
fummelte an den Hebeln herum, um denjenigen zu finden, der den Apparat anfahren
ließ. Ashford war weit voraus, und er durfte nicht entkommen. Newbury wischte
sich die Stirn mit dem Ärmel ab, zog an zwei identischen Messinggriffen und
spürte, wie sich das Vorderrad zur Seite drehte. Das war also die Steuerung.
Dann zog er an einem anderen Hebel, und das Fahrzeug setzte sich mit einem Ruck
in Bewegung. Es sprang förmlich los und überfuhr um ein Haar seinen Besitzer.
Der Mann schüttelte die Faust und rief nach der Polizei, doch Newbury
ignorierte den Ausbruch. Er hatte keine Zeit, sich mit dem Mann zu streiten und
sich auszuweisen. Der Besitzer würde für seinen Ärger angemessen entschädigt
werden. Höchstwahrscheinlich.
    Die Maschine brüllte, hinten drangen dicke schwarze Rauchwolken
heraus. Stotternd bewegte sich das Fahrzeug, dann raste es mit kurzen,
ruckenden Bewegungen fünfzig Schritte weit. Frustriert blickte Newbury Ashford
hinterdrein. Die Zeit wurde knapp.
    Inzwischen hatten die Schreie des Besitzers eine ordentliche Menge
von Schaulustigen angelockt. Ein kurzer Blick über die Schulter verriet dem
Agenten, dass auch ein uniformierter Bobby eingetroffen war. Noch ein
Störfaktor, auf den er im Moment gern verzichten wollte. Er konzentrierte sich
auf die Steuerung und schob versuchsweise den Hebel für die Beschleunigung nach
vorn. Wahrscheinlich öffnete man damit ein Ventil, das unter Druck stehenden Dampf
entließ. Jedenfalls rollte das Fahrzeug erheblich schneller weiter, und die
Räder klapperten laut auf der Pflasterstraße. In der Führerkanzel wurde er
unsanft hin und her geworfen, während er behutsam die Hebel verstellte, um noch
mehr Tempo herauszuholen. Im letzten Moment packte er die Steuerhebel aus
Messing und wich einer Frau in mittleren Jahren aus, die vor ihm die Straße
überquerte und das herbeirasende Fahrzeug offenbar nicht bemerkt hatte. Er
schwenkte heftig nach rechts ab, dann riss er die Hebel kräftig nach links und
konnte den Apparat halbwegs unter Kontrolle bringen. Die anderen Passanten
wichen hastig aus, als er laut rief und den flüchtenden Verbrecher verfolgte.
    In dieser Nebelsuppe konnte er kaum etwas erkennen, doch selbst mit
seinen bemerkenswerten mechanischen Ergänzungen konnte Ashford es nicht mit der
Geschwindigkeit eines mit Dampf getriebenen Dreirads aufnehmen. Ashford hatte
zwar einen

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