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Osiris Ritual

Osiris Ritual

Titel: Osiris Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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verschwand und in den milchigen Abgrund
stürzte. Dieser Fall musste ihn gewiss umbringen.
    Unwillkürlich zuckte Newbury zusammen, als er Ashford unten auf das
Pflaster prallen hörte. Es gab ein grässliches Knirschen wie von Metall, das auf
Stein trifft, und einen Schmerzensschrei. Dann wurde es still. Newbury seufzte.
Es war vorbei.
    Schließlich drehte er sich zu Purefoy und der Metalltreppe um. Er
musste Ashfords Leichnam bergen; zuerst galt es aber, sich von dessen Tod zu
überzeugen. Dann musste die Angelegenheit aus den Zeitungen und den
Polizeiberichten herausgehalten werden. Frustriert versetzte er dem Kies einen
Tritt. Zu gern hätte er den Grund erfahren. Was hatte diesen Mann – diesen
ehemaligen Agenten – dazu getrieben, derart grässliche Morde zu begehen? Hatte
er wirklich geglaubt, die Geheimnisse des Khemosiri könnten ihm ein neues Leben
schenken? Newbury hielt das für ausgeschlossen, doch verzweifelte Menschen
ergriffen oft verzweifelte Maßnahmen. Er zog sich von der Dachkante zurück.
    Zu seinem großen Erstaunen vernahm Newbury auf einmal Geräusche, die
sehr danach klangen, als schlurfte unten in der Gasse jemand umher. Erst ein
Stöhnen, dann zögernde Schritte, als Ashford sich, im dichten Nebel unsichtbar,
offenbar aufrappelte und die Flucht fortsetzte.
    Â»O nein, das kommt doch überhaupt nicht infrage.«
Newbury eilte an der Dachkante entlang und suchte nach einem Weg, um möglichst
schnell zum Erdboden zu gelangen und die Verfolgung fortzusetzen. Wenn er
Ashford jetzt verlor, würde er ihn womöglich nie mehr wiederfinden.
    Schließlich entdeckte er das obere Ende einer eisernen Leiter,
ähnlich derjenigen, die er ein paar Minuten vorher hinaufgeklettert war, und
lächelte ebenso grimmig wie zufrieden. Eine weitere Feuertreppe. Die Plattform
war wohl ein Stockwerk tiefer in der Mauer verankert. Er drehte sich um. Purefoy
sah ihm von der anderen Seite des Dachs aus zu und kümmerte sich um seine
blutigen Hände, die er sich aufgerissen hatte, als er verzweifelt am
Eisengeländer gehangen hatte. Newbury wog seine Möglichkeiten ab. Konnte er es
riskieren zu springen? Verschwendete er kostbare Zeit, wenn er die Leiter
wählte? Im Grunde wusste er längst, dass es nur eine Antwort auf diese Fragen
gab. Er blickte nicht einmal zurück, um sich zu vergewissern, ob Purefoy ihm
folgte, sondern hüpfte auf die kleine Begrenzung des Dachs und machte einen
Schritt ins Leere, wobei er sich bereits auf die Landung auf der Plattform
gefasst machte.
    Dieses Mal war Newbury auf den Aufprall vorbereitet und strauchelte
nicht, sondern fing sich bei der Landung mit der Schulter ab. Es tat
schrecklich weh, als er gegen das harte Geländer prallte, doch er benutzte den
Schwung sogleich, um weiterzulaufen und die Treppe hinabzusteigen. Am nächsten
Morgen würde er von schwarzen und blauen Prellungen übersät sein, doch er
bemerkte die Stöße und Kratzer kaum, während er die Stufen zum Boden
hinabeilte. Auf dem verrosteten Metall riss er sich die Hände auf, als er
Stockwerk um Stockwerk nach unten vordrang. Vor Anstrengung brannten ihm die Lungen.
    Die ganze Zeit über verspürte er das Verlangen nach dem Opium als
beständigen Zug. Sein Körper sehnte sich nach dem Zeug. Sobald dies vorbei war,
nahm er sich vor, sobald er Ashford zur Strecke gebracht hatte, würde er sich
um seine eigenen Bedürfnisse kümmern. Im Augenblick aber war die Sorge um das
Empire wichtiger als seine Sucht.
    Nach wenigen Augenblicken erreichte Newbury den Boden und fing den
Schwung ab, indem er sich abrollte. Dann rappelte er sich wieder auf und
blickte nach oben, um herauszufinden, ob Purefoy ihm gefolgt war, doch da war
nichts als dichter Nebel. Unten am Boden sammelten sich die Schwaden zu einem
schweren fahlgelben Tuch, das sich über die ganze Stadt legte. Immerhin konnte
Newbury noch genug sehen, um sich rasch zu orientieren. Die Gasse stank nach
ungeklärten Abwässern und verfaultem Essen. Sie war verdreckt und mit Unrat
übersät, aus den Abläufen der umliegenden Gebäude schossen Dampf und
Schmutzwasser auf das Pflaster. Eine verwilderte Katze miaute laut, ließ sich
jedoch nicht blicken. Newbury klopfte sich ab, so gut es ging. Die Jagd über
die Dächer und die Rolle vorwärts auf dem schmutzigen Pflaster hatten seinen
Anzug stark mitgenommen. Mrs. Bradshaw würde

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