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Osiris Ritual

Osiris Ritual

Titel: Osiris Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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wie vor
ein kühler Verstand. Newbury schauderte, wenn er nur daran dachte. Und dann der
Geruch – selbst auf diese Entfernung, während er unsicher in der Führerkanzel
eines fahrenden Dreirads stand, fand er den Gestank des Mannes fast
unerträglich.
    Newbury war völlig überrascht, als Ashford ihn auf einmal angriff
und im Rennen einen mächtigen rechten Haken auf ihn losließ. Er duckte sich
eilig, worauf das Fahrzeug wild schlingerte. Glücklicherweise traf der Hieb ihn
nur an der Schulter und verfehlte das eigentliche Ziel, sein Kinn. Hinter dem
Schlag saß eine schier übermenschliche Kraft, die den Verfolger ein für alle
Mal hätte abschütteln sollen. Während die Schulter vor Schmerzen brannte,
fragte Newbury sich, welche Geräte in dem einst menschlichen Körper des William
Ashford stecken mochten, die einen derart kraftvollen Schlag hervorbringen
konnten.
    Wieder ließ Newbury die Steuerhebel des Dreirads los, hob zum Schutz
des Gesichts den linken Arm und stieß mit der Rechten zu, um Ashford eine Reihe
von Schlägen auf den Kopf zu versetzen. Ashford schien es jedoch kaum zu
bemerken und rannte mit unvermindertem Tempo weiter. Er konnte mühelos mit dem
Vehikel Schritt halten, während Newbury auf der unebenen Straße
durchgeschüttelt wurde und sich immer wieder bücken musste, um den
Steuermechanismus nachzustellen, damit das Dreirad nicht vom Kurs abkam und er
vollends die Kontrolle verlor. Allmählich wusste er nicht mehr, was er noch tun
konnte. Er konnte sich auf den rennenden Mann stürzen und versuchen, ihn
niederzuringen, doch das Risiko war viel zu groß. Wenn er ihn verfehlte, würde
er nicht nur Ashford verlieren, womöglich sogar für immer, sondern auch noch
sein eigenes Leben aufs Spiel setzen. Bei dieser Geschwindigkeit müsste er
äußerst präzise vorgehen, wenn er nicht auf dem Pflaster landen wollte.
Angesichts der Begleitumstände schied das jedoch aus. Also packte er mit der
linken Hand den linken Steuerhebel und drehte ihn abrupt herum, worauf das
Fahrzeug ebenso heftig nach links abschwenkte. Als er Ashfords Beine traf, warf
es ihn nach vorn.
    So erstaunlich es war, Ashford stürzte nicht wie erwartet zu Boden.
Das Dreirad prallte von ihm ab, stellte sich schräg und hätte Newbury um ein
Haar hinausgeworfen. Verzweifelt hielt sich der Agent an den Steuerhebeln fest
und versuchte, das Ding wieder gerade auszurichten. Er kämpfte mit dem
Mechanismus und schwenkte das Vorderrad, so gut es ihm eben möglich war. Als
das Dreirad vom hölzernen Verkaufstisch eines Zeitungshändlers abprallte, ging
der Verkäufer in einer Wolke hochgeworfener Blätter zu Boden. Das war die
Gelegenheit, auf die Ashford gewartet hatte. Er bog scharf nach links ab, sprang
auf den Gehweg und schoss zum Eingang der U -Bahn-Station
Portland Road. Schon raste er die Treppen zum Bahnsteig hinunter.
    Â»Verdammt!« Newbury heulte frustriert und
zog das Dreirad herum, um die Verfolgung aufzunehmen. Er schob den
Beschleunigungshebel nach unten, öffnete das Ventil bis zum Anschlag und ließ
den Dampf in großen Schwaden entweichen. Das Fahrzeug schoss los, hüpfte wild
über den Bordstein und fuhr auf dem Gehweg weiter. Newbury hielt direkt auf den
Eingang der Untergrundbahn zu. Er durfte Ashford nicht entwischen lassen,
nachdem er schon so weit gekommen war.
    Er schloss die Augen und zielte auf die Treppe, raste geradewegs
darauf zu, und das Fahrzeug flog vom eigenen Schwung getragen über die ersten
Treppenstufen hinweg und stürzte in einem weiten Bogen in die dunkle Station
hinab. Unwillkürlich hatte Newbury den Atem angehalten und wartete auf den
Aufschlag, der unweigerlich kommen musste. Er zitterte vor Aufregung und
Jagdfieber.
    Der Schwung des kleinen Fahrzeugs reichte nicht aus, um die Treppe
vollständig zu überwinden. Brutal krachte der Bauch des Dreirads auf die
Steintreppe und zerriss mit einem lauten Knirschen. Als er den Ruck spürte,
glaubte Newbury schon, es sei um ihn geschehen. Er öffnete die Augen und sah
ein Hinterrad davonfliegen. Erschrocken bemerkte er, dass der Kessel gerissen
war und eine Spur brennender Kohlen entließ, während das zerstörte Fahrzeug die
Treppe hinunterrutschte. Auch Wasser schwappte aus dem Tank heraus, plätscherte
über die Treppe und ließ die heißen Kohlen laut zischen, sobald es sie
benetzte. Hilflos fummelte

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