Osiris Ritual
Newbury an der Steuerung herum, bis er endlich
einsah, dass er möglichst rasch aus dem Wrack herauskommen musste, wenn er
überleben wollte. Die Trümmer erreichten nun das untere Ende der Treppe, rutschten
jedoch weiter und zogen eine Bahn der Zerstörung über den geï¬iesten Boden.
Der Rahmen des Dreirads hatte sich verzogen, und Newbury hing an
einer Seite heraus, seine Schulter befand sich nur noch eine Armlänge über dem
Grund, während er zusammen mit dem Wrack über den Bahnsteig schlitterte. Er
befreite die Beine, überlieà sich der Schwerkraft und stürzte aus dem
zerstörten Dreirad. Seine Schulter schürfte schmerzhaft über die harten
Fliesen. Endlich hörte die Rutschpartie auf. Die Trümmer prallten unterdessen
gegen eine Wand, vor der sie liegen blieben. Der Agent war mit verdrehten
Beinen, aber unversehrt entkommen. Nun richtete er sich wieder auf und staunte,
dass er sich nicht ernstlich verletzt hatte. Rings um ihn glühten heiÃe rote
Kohlen. Erst jetzt bemerkte er, dass die Menschen in der Nähe schrien.
Eine blonde junge Frau stürmte herbei, um ihm beim Aufstehen zu
helfen, und murmelte etwas Belangloses. Er lächelte sie an, fasste sie am Arm
und kam mit ihrer Hilfe auf die Beine. Sogleich sah er sich nach Ashford um,
der die Flucht längst fortgesetzt hatte. Er bewegte sich schnell, viel
schneller, als Newbury es überhaupt für möglich gehalten hätte. Mit wehendem
Mantel drängte er sich durch die Passanten, die schweren Stiefel hallten laut
in dem engen Tunnel.
Newbury unterdrückte die Schmerzen in der Schulter, streckte sich
und nahm die Verfolgung auf. Er eilte durch den weià gekachelten Flur, schob
sich an den Fahrgästen vorbei, die ihn fassungslos und verblüfft anstarrten,
und bahnte sich einen Weg, um den Riesen mit dem schwarzen Mantel nicht aus den
Augen zu verlieren. Nun hatte Newbury den Verbrecher in die Enge getrieben. Ashford
konnte nicht mehr entkommen, die Sache würde hier ein Ende finden.
Newbury eilte hinter seinem Gegner her und sprang einige weitere
gekachelte Stufen hinab zum Bahnsteig. Er war grimmig entschlossen und hätte
trotzdem beinahe gelacht, als er ein verblichenes sepiafarbenes Plakat an der
Tunnelwand sah, das für den wundervollen Auftritt des geheimnisvollen Alfonso
warb. Er rannte weiter.
Gleich darauf erreichte Newbury den Bahnsteig und musste zusehen,
wie der Mann auf die Gleise sprang und in die dunkle Tunnelmündung am Ende des
Bahnsteigs rannte. Newbury lief bis zur Bahnsteigkante und stieà sich ab,
machte einen groÃen Satz und landete auf Ashfords Schultern. Der Flüchtige wand
sich, stolperte über die stählernen Gleise und torkelte unter dem Ansturm und
dem Gewicht des Detektivs der Krone. Er stürzte und prallte schwer, sehr schwer
mit dem Kopf gegen die gekrümmte Wand des Tunnels. Es klang, als wäre Metall
auf Stein geschlagen. Einige Fahrgäste, die auf dem Bahnsteig standen, stieÃen
erschrockene Rufe aus. Newbury hörte eine Trillerpfeife. Die Polizei war
bereits unterwegs, was ihn keineswegs beunruhigte, sondern erleichterte. Wenn
er nur Ashford lange genug unten halten konnte, würden ihm die Bobbys helfen,
den Mann in Gewahrsam zu nehmen.
Die Schienen drückten Newbury ins Kreuz. Er wurde müde, doch
Ashford, der anscheinend unbesiegbar war, rappelte sich schon wieder auf.
Newbury bot seine letzten Kräfte auf. Er sprang hoch und versetzte dem Gegner
einen Kinnhaken. Der Kopf des Mannes ï¬og zwar zurück, doch Newbury hätte sich
mit dem Schlag beinahe selbst ausgeschaltet, denn seine Hand fühlte sich an,
als hätte er auf einen massiven Klumpen Eisen eingeschlagen. Er betrachtete die
Knöchel. Sie waren aufgerissen und blutig.
Unbeeindruckt rückte nun Ashford vor und versetzte Newbury mit der
ï¬achen Hand einen Schlag auf die Brust, der ihn auf der Stelle umwarf. Als er
über den Boden krabbelte und sich in Sicherheit brachte, rief er: »Ashford, was
ist denn nur los mit Ihnen, Mann? Haben Sie den Verstand verloren? Geben Sie
auf!«
Ashfords Stimme klang knirschend, metallisch und ein wenig schrill.
Dabei kam jedes Wort wie ein Stück aus einem Lied heraus. Es war, als erzeugte
er die Töne mit winzigen Orgelpfeifen in der Kehle, gleich einem Chor, wenn
hundert Sänger das gleiche Wort singen. Doch es lag kein Gefühl darin, nicht
einmal mehr eine Ahnung von dem Mann, der Ashford
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