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Osiris Ritual

Osiris Ritual

Titel: Osiris Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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fest!«
    Newbury wartete, bis er sicher war, dass Purefoy nicht stürzen
würde, dann richtete er sich auf, beugte sich vor und fasste mit beiden Händen
die Jacke des Reporters. »Auf mein Kommando. Eins, zwei, drei …« Grunzend
zerrte er den Reporter an dessen Kleidung hoch. Purefoy brachte rasch die Füße
in die richtige Position, schob sie durch die Stäbe des Geländers und konnte
nun sogar helfen. Gleich darauf schwang er sich über das Geländer und brach
neben Newbury auf dem kalten Treppenabsatz zusammen. Die beiden Männer rangen
um Atem. Mit weit aufgerissenen Augen starrte der Reporter in den Abgrund und
bedankte sich wortlos bei dem Ermittler der Krone.
    Newbury klopfte ihm auf die Schulter. »Sie dürfen sich bei Ihrem
Schneider bedanken, guter Junge«, keuchte er. »Sie haben da eine ausgezeichnete
Jacke.«
    Beide lachten laut und erleichtert auf und rieben sich die
schmerzenden Gelenke. Nach einer Weile wandte sich der ebenfalls vernehmlich
schnaufende Reporter an Newbury. »Haben Sie ihn geschnappt?«
    Newbury zuckte mit den Achseln. »Ich bin sicher, dass er entwischt
ist. Sobald ich wieder bei Kräften bin, steige ich hinauf und sehe mich um, ob
es Spuren gibt, die uns helfen, ihn weiterzuverfolgen.«
    Purefoy war sichtlich verlegen. »Ich …«
    Newbury unterbrach ihn. »Behalten Sie es für sich, das ist nicht
nötig. Wirklich nicht.«
    Purefoy nickte dankbar.
    Eine Weile später richtete sich Newbury, der erschöpft und mit dem
Rücken zum Geländer auf der Plattform gehockt hatte, auf und betrachtete das
Gebäude. Die Metalltreppe ging hier in eine kurze Leiter über, die direkt unter
der Dachkante endete. Er schüttelte den Kopf und verfluchte sich selbst, weil er
die Leiter von oben nicht bemerkt hatte. Er packte die Sprossen, stieg hoch und
ließ den keuchenden Purefoy, der sich die schmerzenden Arme rieb, auf der
Plattform zurück. Er musste nicht hoch klettern, bis er das Dach erreichte und
sich über die Kante ziehen konnte. Nachdem er sich eingeprägt hatte, wo die
Leiter war, wühlte er vorsichtshalber mit dem Absatz den Kies auf, um die
Stelle im Nebel besser wiederzufinden.
    Dann sah Newbury sich nach Ashford um. Der Nebel wurde immer
dichter, und er erschrak, als er ein Stück entfernt auf dem Dach die rot
glühenden Augen des wiederbelebten Mannes bemerkte, der ihn anstarrte. Newbury
konnte es kaum glauben. Warum hatte der Abtrünnige auf ihn gewartet? Vielleicht
wollte er sich vergewissern, dass Newbury und Purefoy tatsächlich fort waren.
Oder Purefoy hatte recht, und er wollte in Blakes Wohnung zurückkehren, ehe
Newbury die Polizei alarmieren konnte. Wie auch immer, diese Gelegenheit durfte
er nicht ungenutzt verstreichen lassen.
    Â»Ashford!« Der Mann drehte den Kopf herum, und nun konnte Newbury
das Gesicht unter der dunklen Kapuze nicht mehr sehen. »Ashford, wir müssen
reden.« Newbury stürmte los, und als er näher kam,
wurde ihm klar, was dort im Gange war. Ashford hockte an der Dachkante, den
schweren Mantel über die Schultern gelegt. Im nebligen Zwielicht wirkte er wie
ein ätherisches, körperloses Wesen. Die Gebäude auf der anderen Seite der Gasse
waren mindestens ein Stockwerk höher als die Fabrik, auf der sie standen. Es
war also selbst für einen mechanisch verstärkten Riesen wie Ashford nicht
möglich, auf diesem Weg zu entkommen. Newbury lächelte. Jetzt hatte er den Kerl
erwischt. Er nahm seine letzten Kräfte zusammen und ging auf den Gegner los.
    Ashford reagierte ruhig und gelassen auf den Angriff. Er wandte sich
von dem herbeistürmenden Agenten ab, trat vorsichtig auf die schmale Dachkante
und schien die Entfernung bis zu der weit unten liegenden Gasse abzuschätzen.
Newbury war jedoch klar, dass dort außer einem dichten Meer aus Nebel nichts zu
sehen war. Ashford trat näher an die Kante heran.
    Auf einmal erfasste Newbury, was der Mann vorhatte. Der abtrünnige
Agent wollte tatsächlich springen. »Nein! Tun Sie das nicht, Mann!«, rief er über das Dach hinweg. »Sie stürzen in den Tod!«
    Ashford hörte jedoch nicht auf ihn. Nach einem letzten Blick über
die Schulter sprang er ins Leere.
    Newbury kam gerade rechtzeitig an der Dachkante an, um Ashfords
Mantel wie die Flügel eines Untiers flattern zu sehen, während der Besitzer in
der Lücke zwischen den Gebäuden

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