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Osiris Ritual

Osiris Ritual

Titel: Osiris Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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um ihn gebildet, in
ihren Mienen spiegelten sich Gefühle, die zwischen Entsetzen, Bewunderung und
allen möglichen anderen Empfindungen schwankten. Newbury konnte nicht anders,
er musste laut lachen, als wenige Augenblicke später ein erschrockener Purefoy
sich einen Weg durch das Gedränge bahnte und an Newburys Seite eilte. Der
Bursche wirkte ziemlich zerzaust, müde und besorgt. »Was ist mit ihm passiert?
Wo ist er?«
    Â»Er ist geflohen.«
    Â»Was … ich …« Purefoy schien am Boden zerstört. Er betrachtete seine
blutigen Hände, als weigerte er sich zu glauben, dass alles, was er an diesem
Tag durchgemacht hatte, vergebens gewesen war und dass all ihre Anstrengungen
zu nichts geführt hatten.
    Newbury sah die Sache dagegen ganz anders. »Ich muss schon sagen,
Purefoy, allmählich glaube ich, dass ich die ganze Zeit falschgelegen habe.« Er blickte zu der Tunnelmündung, wo Ashford im Dunklen
verschwunden war. »Der Mann hat mir das Leben gerettet.«
Nachdenklich richtete er den Blick auf den jungen Reporter. »Vielleicht ist er
am Ende doch nicht unser Mörder.«

17
    Veronica rührte sich und erwachte allmählich.
    Ihre Augenlider waren schwer, und sie hatte das eigenartige Gefühl,
unter Wasser zu schweben. Alle Sinneseindrücke waren getrübt, das Atmen war
anstrengend und fühlte sich unangenehm an. Sie keuchte, tastete und fand
überall nur harte, grobe Bretter. Ihr Herz raste in der Brust. Die Lippen waren
trocken und wund, als sie mit der Zunge darüberfuhr. Anscheinend war sie
längere Zeit ohnmächtig gewesen.
    Sie rümpfte die Nase. Ein widerlicher Geruch hing in der Luft, fast
wie von Blumen. Er kam ihr irgendwie bekannt vor und war in gewisser Weise
beruhigend. Am liebsten hätte sie sich zusammengerollt, einfach nur geschlafen
und sich in diesem Blumenduft verloren. Trotzdem kämpfte sie gegen den Drang
an, weil sie irgendwo im Hinterkopf ganz genau wusste, dass es gefährlich wäre,
auf diese Weise wegzusacken. Zudem hatte sie keine Ahnung, wie lange sie
bewusstlos gewesen war, noch wo sie sich befand. Sie versuchte, sich zu
orientieren, doch ihre Gedanken bewegten sich träge wie Eisberge. Von links
spürte sie einen leichten Luftzug und drehte den Kopf herum, bis er über ihr
ganzes Gesicht spielen konnte. Die frische Luft war kühl und half ihr, zu sich
zu kommen.
    Langsam und unsicher, weil sie nicht wusste, was sie erwartete,
öffnete Veronica die Augen. Dunkelheit. Nichts als
undurchdringliche Dunkelheit. Sie überlegte, wo sie war, was ihr zugestoßen war
und warum sie an diesem eigenartigen, ungemütlichen Ort festsaß. Schubweise
kehrte die Erinnerung zurück, Bilder und Eindrücke erwachten. Alfonso. Die Falltür. Die Kiste. Alles fügte sich wieder
zusammen. Sie steckte immer noch in der Holzkiste unter der Bühne. Gott sei
Dank lebte sie noch. Aber wo war der Zauberkünstler? Warum hatte er sie so
lange allein gelassen?
    Veronica tastete noch einmal die Umgebung ab. Der Kasten stand
schief, sie befand sich nicht mehr in einer aufrechten Position, sondern lag
auf dem Rücken. Das faserige, unbearbeitete Holz kratzte sie sogar noch durch
die Kleidung, die aus recht dickem Stoff bestand. Sie versuchte, sich aufzusetzen,
doch dazu hatte sie nicht genug Platz und stieß sich schmerzhaft den Schädel
an. Dann hob sie die Arme über den Kopf und berührte den Deckel der Kiste über
sich. Er gab nicht nach. Sie drehte sich etwas und versuchte es mit den Füßen,
trampelte auf den Boden unter den Stoffbündeln. Zu ihrer Überraschung lockerte
sich unter dem Druck ein Brett. Aufgeregt trat sie mit der Hacke zu, bis die
kräftigen Metallscharniere nachgaben und der Holzboden aufklappte. Die Lumpen
rutschten zuerst hinaus, und sie bemerkte ein wenig Licht. Sie wand sich und
arbeitete sich mit Beinen und Hüften hinaus, während sie die Hände gegen die
Seitenwände der Kiste presste, um nicht zu schnell hinabzurutschen. Es war
schwierig, doch sobald sie mit den Füßen den harten Steinboden berührte, konnte
sie sich endgültig befreien.
    Schließlich lag sie auf dem kalten Boden und atmete tief die frische
Luft ein, um den Gestank des Chloroforms loszuwerden. Als sie sich nach einer
Weile aufsetzte, verschwamm der Raum vor ihren Augen. Immer noch war sie
benommen und konnte sich kaum bewegen. Irgendwann während der
Auseinandersetzung

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