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Osiris Ritual

Osiris Ritual

Titel: Osiris Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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drehte sich auf dem linken Fuß um sich selbst,
brachte sich gewandt in Sicherheit und verfehlte das Loch um Haaresbreite.
Rechts neben Newbury, mit dem Rücken zum leeren Zuschauerraum, blieb er stehen
und kicherte. »Aber wirklich, Newbury, wie können Sie nur annehmen …«
    Knox brachte den Satz nicht zu Ende, weil Newburys Faust sein
Gesicht traf. Sein Kopf flog zur Seite, Newbury setzte nach und ließ die Klinge
fallen, um den Mann mit beiden Fäusten zu traktieren. Knox stotterte etwas und
wollte das Schwert heben, doch Newbury trieb ihn weiter und ließ ihm keine
Möglichkeit, sich zu wehren. Spucke und Blut spritzten durch die Luft, als die
Faustschläge des Agenten Knox’ Gesicht trafen. Newbury war vielleicht kein
eleganter Schwertkämpfer, aber er hatte in Oxford geboxt, und mit den Fäusten
verstand er umzugehen. Knox taumelte zurück und bewegte sich zum Rand der
Bühne. Wieder bot sich Newbury eine gute Gelegenheit. Er rückte vor und
versetzte Knox einen mächtigen Hieb in die Nierengegend. Als Knox sich keuchend
krümmte, stieß Newbury ihn über die Kante in den Zuschauerraum.
    Der Verbrecher taumelte zurück und schrie auf, als er auf den Boden
prallte. Newbury eilte nach vorn, um sein Werk zu betrachten. Der Mann rappelte
sich gerade wieder auf, krabbelte auf Händen und Füßen weg und hielt immer noch
das Schwert in der Hand wie einen Talisman. Er wirkte benommen, und sein
Gesicht war von den Schlägen wund und aufgedunsen. Sein natürliches Auge irrte
hin und her, als müsste er sich überlegen, aus welcher Richtung der nächste
Angriff käme.
    Newbury empfand keinerlei Mitgefühl für den Mann. Er wollte vor
allem wissen, was aus Veronica geworden war, und den Verbrecher seiner
gerechten Strafe zuführen. Im Hinterkopf war ihm allerdings auch klar, dass er
sich selbst, Charles und allen anderen beweisen musste, wie unähnlich er und
Knox einander letzten Endes doch waren. Er sprang von der Bühne herunter und
baute sich vor dem abtrünnigen Agenten auf, der sich, an die erste Sitzreihe
gelehnt, gerade wieder aufrichtete. Keuchend ruhte er sich dort einen
Augenblick aus.
    Newbury trat näher heran. Er musste den Mann fesseln, damit er nicht
fliehen konnte, aber er brauchte auch einige Antworten.
    Knox hatte noch nicht aufgegeben. Als Newbury sich vorbeugte, um ihn
am Kragen zu packen, bewegte der Abtrünnige die linke Hand und wollte Newbury
einen Stich mit dem Schwert versetzen. Der Ermittler der Krone war jedoch
bereit. Er wich zurück, packte den Schwertgriff und folgte der Bewegung, sodass
die Klinge vor ihm einen weiten Bogen beschrieb. Dann drückte er die Waffe nach
unten und jagte die Spitze durch Knox’ rechte Hand, die dieser gerade
vorgestreckt hatte. Nun war der Gegner an die Holzlehne eines Sitzes genagelt.
Knox heulte auf, als Newbury das Schwert noch tiefer hineinstieß, um ihn
endgültig festzusetzen.
    Dann zerrte Newbury die zweite Hand des Verbrechers vom Schwertgriff
weg, betrachtete ihn angewidert und versetzte ihm eine kräftige Ohrfeige. »Wo
ist sie?« Knox lachte immer noch, im Mundwinkel
blubberten Blutblasen. Wieder schlug Newbury zu und wiederholte die Frage. »Wo
ist sie?«
    Knox blickte zu ihm hoch, in dem seltsamen trüben Auge schien sich
sogar so etwas wie Bewunderung zu spiegeln. »Im Keller. Sie lebt noch.«
    Newbury richtete sich auf. Er griff sich an den Kragen, nahm die
Krawatte ab, bückte sich wieder und fesselte Knox’ freie Hand an einen Pfosten
zwischen zwei Sitzen. In diesem Zustand konnte er nicht entkommen, bevor
Newbury zu ihm zurückkehrte.
    Dann wischte er sich die Stirn mit dem Ärmel der Jacke ab, kehrte
zur Bühne zurück und stieg die Holztreppe hinauf. Er musste einen Zugang zum
Gewirr der Räume unter dem Theater suchen und würde Veronica – hoffentlich –
wohlauf vorfinden.
    Nach einem letzten Blick über die Schulter zu der bejammernswerten
Gestalt des Aubrey Knox, der mit ausgebreiteten Armen schief an der ersten
Sitzreihe lehnte, nahm Newbury sich vor, ihm bald noch weitere Antworten
abzupressen. Eines war jedoch sicher: Knox war nicht das schreckliche Ungeheuer,
als das Charles ihn beschrieben hatte, und dafür war der Agent sehr dankbar.
    Seufzend trat er in den Schatten hinter dem Vorhang.

21
    Veronica sträubte sich ohnmächtig gegen die Fesseln. Der
Knebel war trocken und ließ

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