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Osiris Ritual

Osiris Ritual

Titel: Osiris Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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eine Grimasse, die sie nicht verstand, und ließ sie
keinen Moment aus den Augen. Voller Panik erkannte sie, dass sie wahrscheinlich
schon zu viel gesagt hatte. Nur zu gern hätte sie Newbury die ganze Wahrheit
über ihren geheimen Auftrag anvertraut. Hatte sie so viel über Knox erzählt, um
sich zwischen den Zeilen zu erkennen zu geben? Nein. Diese Informationen waren
wichtig für den Fall. Newbury musste wissen, dass Knox und nicht Ashford für
die Morde verantwortlich war. Sie hatte es zum Wohl des Empire getan. Das
redete sie sich jedenfalls ein. Irgendwie fühlte sie sich dennoch ein wenig
leer. Zweifel nagten an ihr. Was hatte Ihre Majestät beabsichtigt, als sie Sir
Maurice auf Ashfords Fährte gesetzt hatte? War ihr schon vorher etwas über Knox
bekannt gewesen? Offensichtlich hatte sie Sir Maurice nur oberflächlich über die
Lage unterrichtet. Die Gründe waren Veronica natürlich nicht bekannt. Als
Agentin stand es ihr nicht zu, die Entscheidungen der Monarchin zu
hinterfragen, aber sie entschloss sich, ein besseres Verständnis für die Rolle
zu gewinnen, die sie selbst in den Intrigen der Königin spielte. Keinesfalls
wollte sie dabei mitwirken, die Stellung eines anderen Agenten zu untergraben,
und erst recht wollte sie das nicht bei Sir Maurice tun, ganz egal, welche
Ziele die Königin verfolgte.
    Da sie unsicher war, was sie tun sollte, trat Veronica zu Newbury an
den Tisch und forschte in den verbliebenen Dokumenten nach irgendetwas, das
ihren Ausbruch erklären könnte. Mit heißen Wangen verfluchte sie sich insgeheim
selbst, obwohl Newbury nicht weiter reagiert hatte. Er ging um den Tisch herum
und suchte nach weiteren Bruchstücken der Uschebti-Figuren.
    Auf einmal fiel Veronica etwas ein. »Die Arzttasche!«
    Â»Was für eine Tasche?«
    Â»Sie muss noch an der Tür stehen. Knox hat Gegenstände vom Tisch
eingesammelt und in die Tasche gesteckt. Ampullen mit Flüssigkeiten, Papiere,
Artefakte – offenbar die Ergebnisse seiner Experimente.«
    Newbury drehte sich um. »Was … wo ist sie denn?«
    Â»Dort an der Tür. Ich dachte jedenfalls, er hätte sie dort
abgestellt, als er ging.« Veronica überprüfte es,
konnte die Tasche jedoch nicht entdecken. Sie zuckte mit den Achseln. »Dann hat
er sie wohl mitgenommen.«
    Â»Hm. Wir finden sie sicher oben hinter der Bühne. Sie dürfte alle
Beweise enthalten, die wir brauchen, um Knox der Morde zu überführen.« Kritisch musterte er sie. »Können Sie laufen?«
    Â»Ja, ja, mir geht es ganz gut.«
    Â»Sind Sie sicher?«
    Â»Sir Maurice …«, begann sie streng. Er suchte ihren Blick, nickte
kurz und bot ihr den Arm. Sie hakte sich ein.
    Â»Kommen Sie. Wir suchen die Tasche und rufen die Polizei. Es wird
Zeit, dass Charles sich einschaltet.« Sie verließen
den feuchten Raum und traten in den Flur hinaus. Newbury führte Veronica
vorsichtig durch den Gang, während sie sich auf ihn stützte. Der Flur war
schmal und lang und unterquerte sicherlich das halbe Theater. Veronica hatte
keine Ahnung, wo sie sich im Verhältnis zum Zuschauerraum befanden.
    Nachdem ihre Füße eine kleine Weile über den rauen Stein geschlurft
waren, zog Newbury unter einem Bogengang den Kopf ein und bog nach links ab.
Dort stießen sie auf eine Holztür, durch die er offenbar hereingekommen war. »Hier
entlang.« Er schob sie zu einer hölzernen Treppe, und sie stieg hinauf.
    Er räusperte sich, sie hielt inne und drehte sich zu ihm um. »Veronica …« Ihr entging nicht, dass er sie mit dem Vornamen angesprochen hatte. »Können
Sie ihm unter die Augen treten? Ich meine, nach allem, was Sie erlebt haben …«
    Â»Wen meinen Sie? Knox?«
    Â»Ja. Er ist natürlich außer Gefecht gesetzt, aber wenn Sie lieber
durch einen anderen Ausgang hinausgehen wollen, dann würde ich es Ihnen gewiss
nicht vorwerfen.« Er schien ernstlich besorgt. »Ich
könnte Ihnen eine Droschke rufen.«
    Â»Sir Maurice, ich bin Ihnen für Ihre Rücksichtnahme sehr dankbar,
aber das ist nicht nötig. Ich fühle mich durchaus fähig, ihm in die Augen zu
blicken.«
    Er nickte, und sie gingen weiter.
    Die Stufen knarrten, als sie langsam zum Licht emporstiegen. Gleich
darauf kletterten sie blinzelnd aus einer kleinen hölzernen Falltür neben der
Bühne heraus. Veronica kniff geblendet die Augen

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