Osteopathie: Sanftes Heilen mit den Händen
diesen Bereich erst in späteren Sitzungen zu palpieren.
Primäre und sekundäre Ursachen erkennen
Aufgabe des Osteopathen ist es auch, versteckte Ursachen für Krankheitssymptome aufzuspüren.
Bei der überwiegenden Mehrzahl der Beschwerden, mit denen ein Patient den Osteopathen aufsucht, handelt es sich um Symptome. Die Symptome können unübersehbar auf die sie auslösende Ursache hinweisen. Manchmal hält diese sich allerdings auch regelrecht »versteckt«. Sie aufzuspüren und zu behandeln ist Aufgabe des Osteopathen.
Hinter der Ursache verbirgt sich in der Regel eine strukturelle Veränderung. Sie führt zu Beschwerden. Die strukturelle Veränderung selbst entsteht aus einer funktionellen Störung, einer osteopathischen Verletzung heraus. Zu der osteopathischen Verletzung ist es gekommen, weil der Organismus nicht mehr in der Lage war, Einflüsse von innen oder außen auszugleichen. Stattdessen hat er kompensiert, sich der funktionellen Störung angepasst, bis diese die strukturelle Veränderung bewirkt hat. Der klassische Weg des Krankwerdens.
Wenn Kompensationen zu neuen Einflüssen werden
Für den Organismus werden Kompensationen zu neuen Einflüssen, die jetzt von innen kommen.
Abhängig von der Schwere der funktionellen Störung kann die Phase der Kompensation recht lang dauern oder sehr kurz sein. Für den Organismus werden die Kompensationen zu neuen Einflüssen, die diesmal von innen, aus dem Körper kommen. Das Spiel wiederholt sich, der Organismus kann diese neuen Einflüsse ausgleichen und nichts passiert. Der Körper kann beim Ausgleichen aber auch überfordert werden, dann kompensiert er erneut. Dabei können neue strukturelle Veränderungen entstehen und andere Beschwerden nach sich ziehen. Diese neuen strukturellen Veränderungen bilden die sekundären Ursachen, die aus einer primären Ursache heraus entstanden sind.
WISSEN
Eine typische Ursachenkette
Eine kleine Unachtsamkeit, und man knickt mit einem Fuß nach innen um. Die Bänder werden dabei überdehnt, die Durchblutung verändert, der Knöchel schwillt an und verursacht Schmerzen. Der Knöchel gehört zum oberen Sprunggelenk. Es wird aus drei Knochen gebildet: dem Schienbein, dem Wadenbein und dem Sprungbeinknochen. Am oberen Ende des Wadenbeins sitzt auf Höhe des Knies der Wadenbeinkopf. Am Wadenbeinkopf setzen Muskeln und Sehnen an, die mit dem Becken verbunden sind. So überträgt sich der Zug des Wadenbeins bis zum Becken hin. Das Becken verändert seine Haltung und verdreht sich. Am Übergang zwischen Kreuzbein und Lendenwirbel überträgt sich die veränderte Haltung auf die Wirbelsäule. Dies macht sich entlang der gesamten Wirbelsäule bemerkbar, auch am Schädel. Hier steuert die Muskulatur der Kopfgelenke die Haltung des Kopfes, sorgt dafür, dass die Augen immer horizontal ausgerichtet sind. Vom umgeknickten Fuß bis zum Kopf hin ändern sich Beweglichkeit und Bewegungsachsen der betroffenen Bereiche. Jede Veränderung wird der Körper kompensieren. Schafft er dies nicht, werden die Veränderungen zu Ursachen neuer Probleme. So kann das Iliosakralgelenk am Becken blockieren, um eine Überbeweglichkeit der Wirbelsäule auszugleichen. Die Blockade als Folge der Knöchelverletzung wird zur Ursache von Kreuzschmerzen. Auch kann etwa die Muskulatur der Kopfgelenke verspannen und die durch sie hindurchführenden Blutgefäße beeinträchtigen. Die verspannte Muskulatur als Folge der Knöchelverletzung wird dann zur Ursache von Kopfschmerzen.
Untersuchung des Wadenbeinkopfgelenks
Die Ursachen von Beschwerden treten – von Traumen einmal abgesehen – nie allein auf, sondern bilden ganze Ketten, bei denen eine Ursache die nächste bedingen kann. Auch aus diesem Grund behandelt der Osteopath keine einzelne Krankheit, sondern immer den ganzen Menschen. Anders wäre dem Patienten auch nicht geholfen.
Verletzungsmuster
Eine veränderte Körperhaltung kann eine lange Kette von weiteren Beschwerden auslösen.
Meistens bleiben veränderte Beweglichkeit und veränderte Bewegungsachsen bestehen, obwohl ihre Ursache längst behoben ist. Daher spielt bei der osteopathischen Behandlung die Krankheitsgeschichte eine so wichtige Rolle. Verletzungen, die nicht mehr existieren, deren Kompensationen aber noch vorhanden sind, erklären, warum neue Ursachen entstehen und zu Beschwerden führen können.
Verletzungsmuster unterscheiden sich je nach Haltungstyp.
Führt eine primäre Ursache zu einer veränderten Körperhaltung, kann dies eine
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