Osteopathie: Sanftes Heilen mit den Händen
auszulösen vermag.
Der Osteopath versucht, ein ganzheitliches Bild des Patienten zu erhalten.
Der Osteopath stellt Fragen zur Lebensweise des Patienten, er fragt nach seinen Schlafgewohnheiten ebenso wie nach seinen Freizeitaktivitäten, nach der Art der Ernährung und danach, ob der Patient raucht. Die Fragen können sehr persönlich werden, doch der Osteopath braucht die Antworten, um ein ganzheitliches Bild des Patienten zu erhalten.
Es gibt kein Schema, nach dem befragt wird. Je nach Patient unterscheiden sich Erwartungshaltung, Einstellung und seelische Verfassung. Suggestivfragen, mit denen der Osteopath Einfluss auf die Antwort nimmt, werden nichtgestellt. Vielmehr verhält sich der Osteopath wie ein Spiegel: Er fragt wertneutral und reflektiert sozusagen die Äußerungen des Patienten.
Die Anamnese bei Kindern
Auch Schwangerschaft und Entbindung ermöglichen Rückschlüsse auf funktionelle oder strukturelle Störungen.
Bei Kindern hängt die Erstellung der Anamnese von der ärztlichen Diagnose und dem Alter des Kindes ab. Schwangerschaft und Entbindung können sehr wichtige Rückschlüsse auf funktionelle oder strukturelle Störungen zulassen. Die Eltern werden um Auskunft über das Verhalten und die Gewohnheiten des Kindes gebeten.
Die Krankheitsgeschichte ertasten
Die Antworten der Patienten sind immer subjektiv. Oft erinnert sich ein Patient an einen erlittenen Schlag, Stoß oder Sturz erst dann, wenn ihn der Osteopath bei seiner manuellen Untersuchung danach befragt. Der Körper vergisst nichts, das Gedächtnis schon.
Nicht immer können Patienten ihre Beschwerden richtig beschreiben. Oft fühlen sie sich einfach unwohl – mögliche Anzeichen für eine funktionelle Störung. Schmerzen werden individuell sehr unterschiedlich wahrgenommen. Die akute Beschwerde, die den einen Patienten zum Osteopathen drängt, registriert der chronisch kranke Patient oft gar nicht mehr.
Die Behandlung darf keinem fertigen Konzept folgen, sondern muss sich den Reaktionen des Organismus ständig anpassen.
Die Erstellung einer korrekten Anamnese ist entscheidend. Doch mit ihr allein lässt sich noch kein Befund oder gar eine individuelle Therapie »zusammenbauen«. Die Anamnese endet keineswegs dort, wo die manuelle Untersuchung anfängt. Sie ist zwar Schwerpunkt zu Beginn einer Behandlung, zieht sich aber oft bis zur Befunderhebung und manchmal bis zur Therapie hin. Vor jeder weiteren Behandlung, also zu Beginn einer jeden neuen Sitzung,wird der Osteopath seinen Patienten erneut befragen. Er muss wissen, ob und wie sich die Beschwerden verändert haben und ob der Patient andere Veränderungen festgestellt hat, etwa gesteigerte Leistungsfähigkeit oder besseren Schlaf. So wie die Behandlung kein fertiges und endgültiges Konzept sein darf, weil sie sich den Reaktionen des Organismus ständig anpasst, entwickelt sich auch die Krankheits-, oder besser gesagt, Gesundungsgeschichte kontinuierlich weiter.
Behandeln wörtlich genommen: die manuelle Untersuchung
Bevor der Osteopath seine sensiblen und geschulten Hände einsetzt, erfolgen Beobachtungen im Stehen. Der Patient, meist in Unterwäsche gekleidet, nimmt dabei eine lockere und entkrampfte Alltagshaltung ein. Es ist wichtig, dass sich der Patient während der ganzen Untersuchung und der späteren Behandlung wohl fühlt, Vertrauen gewinnt, weil er weiß, was mit ihm geschieht, und er so auch »mitarbeiten« kann.
Ein aktiver Test zur Befunderhebung im Stand
Untersuchungen zum Stand
Zu Beginn der manuellen Untersuchung schaut sich der Osteopath also den Stand des Patienten an. Alle Seiten werden begutachtet. Von vorn lassen sich mögliche Asymmetrien besonders gut erkennen. Es geht erst einmal um Auffälligkeiten, hängende Schultern beispielsweise oder eine krumme Wirbelsäule, durchgedrückte Knie oder das abgesenkte Längsgewölbe eines Fußes.
Suche nach Anpassungen
Durch genaues Beobachten kann der Osteopath beipielsweise ein Magenproblem erahnen, worüber Patienten oft staunen.
Soweit der erste Eindruck. Als Nächstes sucht der Osteopath nach Anpassungen. Wie wirken etwa die Schwerkraftlinien auf den Körper? Sitzt der Kopf zentriert auf der Wirbelsäule? Verlaufen die Wirbel alle in einer Reihe? Wie steht der Schultergürtel im Verhältnis zum Becken? Der Osteopath betrachtet den Verlauf der Beinachsen. Er sucht nach sichtbaren Folgen von Unfall- oder Operationsnarben. Eine Narbe kann sich eingezogen zeigen, weil ein inneres Organ die Narbe in eine
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