Osteopathie: Sanftes Heilen mit den Händen
fast immer alle Bereiche, nämlich der Bewegungsapparat, die inneren Organe und der Schädel gemeinsam mit der Wirbelsäule, behandelt.
Die direkte und die indirekte Methode
Für das Therapieren mit den Händen bedient sich der Osteopath zahlreicher Techniken, deren Grundlage immer die Palpation ist. Die Techniken selbst lassen sich meist auf zwei unterschiedliche Arten ausführen.
Die direkte Methode empfiehlt sich zum Beispiel bei Kindern, insbesondere wenn der Kopf behandelt werden soll.
Bei der so genannten direkten Methode wird gegen die Bewegungseinschränkung – der Osteopath nennt sie auch »Verlangsamung« – gearbeitet. Ein verkürzter Muskel etwa wird direkt gedehnt. Wenn sich beispielsweise ein Wirbel nur ungenügend nach rechts drehen kann, so verwendet der Osteopath hier Techniken, mit denen er den Wirbel direkt nach rechts führt. Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass verschobene oder unvollständigeBewegungsachsen wiederhergestellt werden können. Dabei wird die behandelte Struktur immer selbst und nicht in ihrem Verhältnis zu den sie umgebenden Strukturen behandelt. Techniken nach der direkten Methode lassen sich schneller durchführen, benötigen aber eine gründliche Vor- und Nachbereitung. Die direkte Methode empfiehlt sich bei Kindern, insbesondere wenn der Kopf behandelt werden soll. Da Kinder noch wachsen, sind ihre Bewegungsachsen noch nicht endgültig definiert. Bei Techniken nach der direkten Methode lässt sich dies gut berücksichtigen.
Die indirekte Methode bietet sich zum Beispiel an, wenn der Patient große Schmerzen hat.
Umgekehrt wird bei der so genannten indirekten Methode mit der Bewegungseinschränkung gearbeitet, hin in den Bereich, der frei und leicht beweglich ist. Daher wird die indirekte Methode vom Patienten häufig als sehr wohltuend und schonend empfunden. Die Behandlung der jeweiligen Struktur erfolgt dabei im Verhältnis zu den sie umgebenden Strukturen. Die indirekte Methode bietet sich an, wenn der Patient große Schmerzen hat oder die Läsion recht groß ist. Sie kann auch als Vorbereitung für Techniken dienen, die anschließend nach der direkten Methode ausgeführt werden.
WISSEN
Die Suche nach dem Neutralpunkt
Das Ziel einer jeden Technik besteht darin, die eingeschränkte Beweglichkeit wiederherzustellen. Das geschieht, indem der Osteopath dem Körper mit seinen Händen Bewegungsvorschläge macht und dessen »Antworten« abwartet. Ist der Bewegungsvorschlag korrekt, macht ihn sich der Organismus jedoch nicht sofort zu eigen. Er scheint vielmehr zu überlegen und »schweigt« dabei. Dieser Augenblick der gespannten Bewegungslosigkeit ist der so genannte Neutralpunkt. Er leitet die wiedergefundene Beweglichkeit ein. Wenn ein Osteopath einen Patienten behandelt, sucht er mit seinen Techniken letztlich immer nach diesem Neutralpunkt.
Die allgemeine osteopathische Behandlung
Die »allgemeine osteopathische Behandlung« ist die umfassendste Technik, weil sie sich auf den gesamten Organismus erstreckt.
Die wohl umfassendste Technik wird, weil sie sich auf den gesamten Organismus erstreckt, als allgemeine osteopathische Behandlung (AOB) bezeichnet. Man setzt sie oft bei der Untersuchung ein, um die Beweglichkeit unterschiedlicher Strukturen zu bestimmen; sie kann jedoch auch der Vor- und besonders der Nachbereitung einer osteopathischen Behandlung dienen, beispielsweise nach Manipulationstechniken. Mit der AOB werden Muskeln, Sehnen, Gelenkkapseln und Faszien behandelt. Hypertone, also übererregte segmentale Zonen lassen sich mit ihr beruhigen, hypotone, also verlangsamte segmentale Zonen dagegen stimulieren. Die segmentale Zone bezeichnet einen Bereich des Körpers (mit seiner Haut, seinen Knochen, Muskeln oder Organen), der von einem Rückenmarksnerv versorgt wird. Jeder einzelne Rückenmarksnerv hat seine eigene segmentale Zone.
Die Muscle-Energy-Technik
Die Muscle-Energy-Technik nutzt die Kontraktion von Muskeln, um Bewegungseinschränkungen zu lösen.
Eine weitere typische osteopathische Behandlungstechnik ist die so genannte Muscle-Energy-Technik. Dabei wird die Kontraktion, die Anspannung von Muskeln genutzt, um Bewegungseinschränkungen zu lösen. Die Einschränkung muss natürlich in der Muskulatur selbst sitzen. Zumindest muss der behandelte Muskel direkten Kontakt mit dem beeinträchtigten Bereich haben, sodass hier die Lösung indirekt über den Muskel erfolgen kann. Dies gilt auch für innere Organe, wie etwa die Niere, die auf dem
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