Osteopathie: Sanftes Heilen mit den Händen
Manipulation auch genau kontrollieren. Dann erfolgt die Vorspannung des zu behandelnden Gelenks, so dass die darauf folgende Korrektur mit äußerst geringem Kraftaufwand durchgeführt werden kann.
Die Korrektur wird während des Ausatmens des Patienten vorgenommen, in dem Augenblick, in dem die Spannung des Gewebes von selbst nachlässt. Nur während dieser so genannten Passage führt die Manipulation zu einer lang andauernden freien Gelenkbeweglichkeit.
Kraniosakrale Techniken
Nicht die einwirkende Kraft der Technik, sondern deren Dauer spielt die entscheidende Rolle.
Bei den kraniosakralen Techniken werden meist die Bewegungen ausgenutzt, die die primäre Respirationsbewegung auf die einzelnen Strukturen ausübt. Mit den kraniosakralen Techniken lassen sich der Schädel – insbesondere Schädelknochen, Schädelnähte, Blutgefäße, Dura mater und Ventrikelsystem – behandeln, ebenso jedoch spinale Dura mater und Kreuzbein. Auch wenn mit diesen Techniken meist der vermeintlich harte Schädel behandelt wird, bleibt die einwirkende Kraft gering und spielt die Dauer der Einwirkung die entscheidende Rolle.
PRAXISTIPP
Kleine Ursache – große Wirkung
Es mag unglaublich klingen, dass man mit sanftem Händedruck von außen Veränderungen im Inneren des Schädels herbeiführen kann. Mit einem einfachen Experiment lässt sich dies leicht nachvollziehen.
Ergreifen Sie hierzu beide Ohrmuscheln und üben Sie einen leichten Zug auf sie aus, jeweils im rechten Winkel vom Kopf weg. Wenn Sie dabei die Augen schließen, können Sie die bald eintretenden Veränderungen noch besser wahrnehmen. Deutlich spüren Sie, wie der Zug von den Händen über die Ohrmuscheln langsam in den Schädel »hineinfährt« und sich der Nasen-Rachen-Raum leicht weitet – und dies alles bei nur geringem Kraftaufwand.
Kraniosakrale Techniken können direkt oder indirekt ausgeführt werden. Bei Kindern unter sechs Jahren werden aufgrund der noch nicht feststehenden Bewegungsachsen nur direkte Techniken angewandt. Um bestimmte Schädelknochen sicher zu erreichen, können kraniosakrale Techniken auch innerhalb des Mundes, meist am Gaumen, ansetzen.
Somato-emotional-Release
Der Ausgangspunkt dieser Technik ähnelt den Vorstellungen der traditionellen chinesichen Medizin.
Eine abschließende Art von Technik sei hier der Vollständigkeit halber aufgeführt. Sie dient dem so genannten Somato-emotional-Release. Ausgangspunkt ist ein Ansatz, der – ähnlich den Vorstellungen der chinesischen Medizin – zusätzlich den Energiefluss im menschlichen Körper in die Osteopathie mit einbezieht. Das dabei zu Grunde liegende Denkmodell geht davon aus, dass die Energiezirkulation im Körper eingeschränkt werden kann und sich Energiestaus, so genannte Energiezysten, vorzugsweise im Gehirn und in der Leber bilden können. Auslöser dieser »Energiezysten« können Unfälle sein. Aber auch psychische Traumen und nicht verarbeitete Emotionen können den Transport der Energien behindern.
Das gezielte Auflegen der Hand oder einzelner Finger beeinflusst die Energieströme. Mithilfe dieser Techniken kann eine körperlich-seelische Freisetzung (so die Übersetzung des englischen Begriffes somato emotional release) der gestauten Energie erfolgen, die Energiezysten werden somit aufgelöst.
Wie der Patient an der Behandlung teilnehmen kann
Eine osteopathische Behandlung erfolgt weitestgehend schmerzfrei. Trotzdem können gewisse Techniken ein vorübergehendes »Ziehen« bewirken oder eine Verklebung kann, wenn sie gelöst wird, einen leichten Schmerz verursachen. Auch gibt es Beschwerden oder diesen zu Grunde liegende Ursachen, die der Patient bewusst oder unbewusst mit starken Emotionen verbindet. Eine Behandlung der Symptome oder ihrer Auslöser kann die Freisetzung dieser Emotionen bewirken.
PRAXISTIPP
Das optimale Patientenverhalten
Obwohl es kaum Behandlungstechniken gibt, die der Patient selbst durchführen kann, benötigt der Osteopath einen Patienten, der aktiv an der Behandlung teilnimmt. Der Patient sollte sich nicht sperren, sondern sich neugierig der Behandlung öffnen. Der Osteopath muss wissen, wie der Patient die Behandlung erlebt, um sie gegebenenfalls den jeweiligen Empfindungen des Patienten anpassen zu können. Aufmerksamkeit und aktive Teilnahme des Patienten sind für eine erfolgreiche Behandlung genauso notwendig wie die individuell abgestimmten Techniken.
Wie lange dauert eine Behandlung?
Die Behandlungsdauer hängt immer vom Einzelfall
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