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Ostern im Möwenweg

Ostern im Möwenweg

Titel: Ostern im Möwenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Boie
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sich doch gar nicht vorstellen! Er hat gesagt, die sind bestimmt längst ausgetrocknet, aber sein Chef mag ja nie was wegschmeißen.
    »Meine Ursel hortet den alten Kram wie ein Eichhörnchen!«, hat er gesagt. »Aber sie hat nichts dagegen, dass du die hier mitnimmst.«
    In meinem Zimmer hab ich auch noch nach alten Stiften gesucht, und Mama hatte in ihrer Stifteschublade auch noch zwei, die nicht mehr so gut waren. Sie hat gesagt, Fritzi hat noch mal angerufen und gesagt, ich soll unbedingt meinen Malkittel mitbringen. Da bin ich immer neugieriger geworden. Von Filzern, die nicht mehr malen, kann man ja eigentlich nicht so schmutzig werden.
    Bei Fritzi und Jul hatten sie in der Küche den ganzen Tisch mit altem Zeitungspapier abgedeckt und darauf standen lauter Schüsseln mit Wasser. Tieneke war auch schon da.
    »Also!«, hat Jul gesagt. »Ich zeig euch das jetzt! Wir machen nämlich Filtertütenhasen.«
    »Filzertütenhasen?«, hat Tieneke gefragt.
    »Filtertütenhasen!«, hat Jul ärgerlich gesagt. »Hör doch mal zu!«
    »Aber wozu brauchen wir dann die Filzer?«, hat Tieneke gefragt. »Da brauchen wir doch Filter!«
    Jul hat sich mit der Hand an den Kopf geschlagen und gesagt, oh nee, wenn Tieneke in der Schule auch so begriffsstutzig ist, kann einem Frau Streng leidtun. Wenn Tieneke sie immer unterbricht, kann es ja mit dem Erklären nicht klappen, hat Jul gesagt. (Ich finde
begriffsstutzig
ein schönes Wort. Auch wenn Jul es ja nicht nett gemeint hat. Ich hab eine Liste mit besonderen Wörtern hinten in meinem Tagebuch, da schreib ich es rein.)
    Jul hat einen von meinen alten Filzern genommen (Dunkelblau) und ihn mit Michaels alter Rosenschere in der Mitte durchgeschnitten. Danach hat sie die beiden Hälften in eine von den Wasserschüsseln auf dem Tisch gelegt, und kann man so was glauben? Da ist noch ganz viel Farbe aus der Mine gekommen und wie ein blaues Wölkchen im Wasser rumgewirbelt.
    »Der Nächste bitte!«, hat Jul dann gesagt und einen grünen Stift in die nächste Schüssel gelegt. Da haben wir ihr geholfen. Manche Stifte konnte man einfach so durchbrechen und bei manchen musste man die Rosenschere nehmen. Wir haben immer alle blauen Stifte in die blaue Schale gelegt und die grünen in die grüne und die roten in die rote. Gelb hatten wir nur einen einzigen.
    »Und was hat das jetzt mit den Filtertüten zu tun?«, hat Tieneke wieder gefragt.
    »Wirst du schon noch sehen!«, hat Jul gesagt. Sie hat sich aufgeführt, als ob sie unsere Lehrerin wäre. Aber zum Glück ist unsere echte Lehrerin ja nicht so zickig.
    Jul hat eine Filtertüte genommen und mit dem oberen Rand zuerst in die Schüssel mit dem gelben Filzerwasser getaucht. Da ist das Wasser langsam in der Tüte hochgestiegen und hat das Papier bis oben hin ganz gelb gefärbt. »So!«, hat Jul zufrieden gesagt. »Erste Runde!«

    Tieneke und Fritzi und ich durften auch Filtertüten eintunken (es waren weiße, wie wir sie bei uns zu Hause nie haben wegen der Umwelt) und danach haben wir die Tüten in das blaue Wasser getunkt. Aber nicht so lange. Darum ist das blaue Wasser nur ein bisschen hoch gestiegen, da waren die Tüten unten ganz grün und oben ganz gelb, das hat schön ausgesehen. Als Letztes haben wir auch noch Rot genommen und die Tüten umgedreht, da hatten sie unten einen roten Rand.
    »Cool!«, hat Tieneke gesagt. Eigentlich mag sie ja nicht so gerne basteln, aber wenn man nur Tüten eintunken muss, findet sie es auch gut. »Und jetzt?«

    Wir haben unsere Tüten alle an eine Wäscheleine geklammert, und Jul hat gesagt, nun müssen wir leider noch mal losgehen und leere Klorollen organisieren. Das hatte sie ganz vergessen uns zu sagen, die brauchen wir nämlich auch noch. Sie hat vier Stück für Fritzi und sich selbst, aber für unsere Hasen müssen wir sie uns schon selbst besorgen.
    »Leere Klorollen?«, hab ich gefragt. »Das ist ja peinlich!«
    Aber dann sind Tieneke und ich doch jede zu sich nach Hause geflitzt.
    »Leere Klorollen?«, hat Mama gesagt. »Woher soll ich die denn so schnell nehmen und nicht stehlen?«
    Sie hatte nämlich gerade vor zwei Tagen den Papiermüll weggebracht, hat sie gesagt. Ich durfte trotzdem in unserer Papiertonne suchen, aber da war nur eine einzige.
    »Ich brauch aber noch mehr für Osterüberraschungen!«, hab ich ganz jammerig gesagt. »Warum hast du die denn weggeschmissen?«
    Mama hat gesagt, normalerweise herrscht bei uns im Haus ja nicht so ein Bedarf an leeren Klorollen. Aber keine Sorge,

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