Ostern im Möwenweg
Ostern!«, hab ich gesagt.
Und Vincent hatte eigentlich auch einen verdient, weil er mir ja extra die Klorolle gebracht hatte. Ich hab aber gewusst, dass ich ihm den nur geben kann, wenn Petja nicht dabei ist. Der lacht mich sonst aus. Da musste das noch warten.
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Wir backen einen Osterzopf und Maus sagt Wörter
Als ich von Fritzi und Jul nach Hause gekommen bin, hab ich schon im Windfang gesehen, dass Mama gebacken hat.
»Weggucken, Mama!«, hab ich gesagt. »Ich muss mal kurz eine Überraschung verstecken!«
Mama hat gesagt, wie toll. Wenn sie die nicht sehen soll, dann ist die Überraschung ja bestimmt auch mit für sie. Dafür dreht sie mir gerne kurz den Rücken zu, damit ich mich an ihr vorbeischleichen kann. Sie ist sowieso gerade dabei, einen Osterzopf zu backen. Den muss sie ja vor Ostern lieber mal ausprobieren, nicht dass er ihr sonst nächste Woche noch misslingt, und dann gibt es bei uns kein richtiges Osterfrühstück.
Da war ich froh, dass Mama so vorsichtig war und erst mal geübt hat.
Ich hab die vier Hasen alle unter meinem Bett versteckt. Es war ein bisschen staubig, aber nicht sehr. Und der Staub hat ja außerdem bedeutet, dass Mama da nicht immerzu sauber macht, da war die Überraschung vor ihr sicher.
In der Küche hat Mama gerade einen Hefeteig aus der Rührschüssel genommen. Da hatte sie ihn gehen lassen, als ich bei Fritzi und Jul gewesen war. (Wie Hefeteig funktioniert, weiß ich, weil wir zum Fasching bei Oma Kleefeld Verdreihte Görn gebacken haben.) Mama hat den Teig auf der bemehlten Arbeitsplatte in drei gleich große Stücke geteilt und jedes Stück zu einem dicken Seil gerollt.
»Jetzt bist du dran, Tara!«, hat sie gesagt und dass das Osterbrot Osterzopf heißt, weil man den Teig vor dem Backen flechten muss wie einen echten Zopf.
Petja war zum Glück mit Vincent und Laurin zum Bolzplatz gegangen, sonst hätte er bestimmt auch mithelfen wollen. Aber Maus war noch da.
»Ich will das auch!«, hat er gesagt und die Stirn kraus gezogen. »Ich kann das ja!«
»Ja, hast du denn überhaupt schon mal einen Zopf geflochten, Maus?«, hat Mama gefragt. »Sei ehrlich! Guck mich mal an!«
Da ist Maus ganz böse geworden. Weil er ja logisch überhaupt gar nicht flechten kann.
»Warum darf nur immer ich nichts?«, hat er geschrien. »Warum darf das immer die blöde Pupe-Tara?«
Mama hat gesagt, langsam hat sie die Nase voll von seinen Wörtern, und da ist Maus noch wütender geworden und hat geschrien, so blöde pupe-flechten will er ja sowieso gar nicht, weil Pupe-Zöpfe was für Pupe-Mädchen sind. »Haha!«, hat er gerufen. »Pupe-Zöpfe! Pupe-Zöpfe!«
Mama hat ihn bei den Schultern gepackt und gesagt, sie glaubt, dass Maus jetzt besser mal in sein Zimmer geht und sich besinnt. Wenn er wieder ein lieber Junge ist, kann er gern wieder zu uns runterkommen.
»Du doofer Pisspott!«, hat Maus geschrien und sich losgerissen. »Pisspott-Pupe-Mama!« Dann ist er ganz laut die Treppe hochgestapft in sein Zimmer. Da hat er die Tür hinter sich zugeknallt, aber dann hat er sie noch mal aufgerissen. »Pisspott!«, hat er gebrüllt und die Tür noch mal zugeknallt. »Pupe-Mama!« Maus kann leider manchmal sehr wütig sein.
Mama hat geseufzt.
»Na, da ist aber einer sauer!«, hat sie gesagt. »Das kann noch ein bisschen dauern, bis der sich wieder beruhigt hat. Es ist aber auch bestimmt nicht schön, wenn man immer der Kleinste ist und noch nichts mitmachen kann, Tara.«
»Ich kann ihm ja zeigen, wie man flicht«, hab ich gesagt. »Dann kann er nächste Woche beim Osterzopf helfen.«
»Das ist aber eine schöne Idee, Tara!«, hat Mama gesagt. »Weißt du, was ich immer denke? Ich denke immer, was ich doch für ein Glück habe, dass ausgerechnet meine Tochter so tüchtig und nett ist.«
Ich finde, das kann Mama auch denken. Tieneke hätte Maus vielleicht den Osterzopf nicht erklärt.
Ich hab gesehen, dass die drei Teigseile auf dem Tisch inzwischen schon wieder ein bisschen dicker geworden waren, da war es ja Zeit, dass ich sie endlich geflochten habe. Dann haben Mama und ich den Zopf zusammen vorsichtig auf das Backblech gehoben und ihn noch ein bisschen ruhen lassen. Und dann haben wir ihn in den Ofen geschoben.
Als es angefangen hat, in der Küche richtig schön nach Hefebrot zu riechen, ist Maus die Treppe wieder runtergekommen. Aber er hat immer noch ein ganz böses Gesicht gemacht.
»Oh, da ist ja mein kleiner Großer!«, hat Mama gesagt. »Na, alles wieder in
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