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Ostfriesengrab

Ostfriesengrab

Titel: Ostfriesengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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fertig zu werden.
    Während wir uns im Büro den Hintern breitsitzen und Akten schieben, dachte er, trainieren die im Fitnessstudio an ausgefeilten Geräten Muskeln, von deren Existenz unsereins nicht mal etwas weiß.
    Ann Kathrin war wesentlich fitter als er. Bis vor kurzem hatte sie regelmäßig das Butterfly-Fitnessstudio besucht und, wenn es möglich war, auch einmal in der Woche die Sauna. Sie trug den grünen Gürtel im Judo, doch in solchen Fällen verließ Weller sich lieber auf die einschüchternde Wirkung seiner Dienstwaffe.
    »Soll ich die Kollegen rufen?«, fragte er sachlich und behielt die Männer im Auge, die verdächtig mit ihren Billardstöcken spielten. Jeder Queue konnte zu einem tödlichen Speer werden.
    »Ich muss mit Ihnen reden«, sagte Ann Kathrin Klaasen, »und von Ihren beiden Bekannten brauche ich auch die Personalien.«
    Meuling legte seinen Stock auf den Billardtisch und überprüfte noch einmal mit einem Blick, wie die Kugeln lagen. Dann zeigte er auf den Tisch und sagte zu seinen Mitspielern: »Wehe, das verändert einer.«
    Der mit dem spitzen Kinn nickte. Er schien Angst vor Meulings Zorn zu haben.
    »Bin ich verhaftet?«, fragte Meuling.
    Ann Kathrin Klaasen schüttelte den Kopf. »Noch nicht.«
    Während Weller sich die Ausweise von Gregor Paulsen und Torsten Meister zeigen ließ, stand Ann Kathrin ein wenig unschlüssig mit Meuling vor einem großen Flipper. »Wollen wir an der Theke einen Kaffee trinken?«, fragte er. Sie stimmte zu.
    Der Kaffee aus der Maschine war grässlich, aber Ann Kathrin hatte auch nicht vor, ihr Plastiktässchen leer zu trinken. Sie fragte: »Nun, was glauben sie, warum wir hier sind?«
    Damit verunsicherte sie Meuling sofort. Er begann unter seinem Jackett zu schwitzen und rang mit den Händen.
    »Na, so viel Dreck am Stecken werden Sie doch nicht haben, oder? Die meisten Menschen wissen genau, warum ich komme. Weil es nur eine oder zwei Sachen in ihrem Leben gibt, für die sich die Kriminalpolizei interessierte könnte. Wie ist das bei Ihnen?«
    »Ich glaube, so allgemeine Fragen muss ich gar nicht beantworten, Frau Kommissarin. Da müssen Sie schon konkreter werden … «
    Ann Kathrin verzog anerkennend die Mundwinkel. »Hey, da hat ja jemand Erfahrung. Bravo! Haben Sie Jura studiert, oder
wissen Sie das, weil Sie schon öfter in so einer Situation waren?«
    »Ich kann auch meinen Anwalt anrufen«, drohte Meuling.
    Ann Kathrin lächelte verbindlich. »Ja, das können Sie zweifellos. Ich kann Sie auch mit aufs Revier nehmen und Sie da verhören, wenn Ihnen das lieber ist. Sagt Ihnen der Name Mareike Henning etwas?«
    Treffer. Er tat, als müsse er nachdenken, aber das war nicht so.
    »Ja, Mareike Henning. Ja, die kenne ich. Sie hat mir eine Beule in meinen Wagen gemacht und ist dann abgehauen. Fahrerflucht sozusagen.«
    »Sie fahren also einen schwarzen Porsche?«
    »Nein, nicht wirklich … also … es ist der Wagen von einem Freund. Ich hatte ihn mir nur geliehen, deshalb war das alles ja besonders peinlich.«
    »Wie heißt Ihr Freund?«
    »Ich weiß nicht, ob Sie das wirklich was angeht.«
    Weller kam aus dem Billardraum zurück. Am Klack-Klack der Kugeln hörte Ann Kathrin, dass die beiden Männer ein neues Spiel begonnen hatten.
    Meuling war jetzt zwischen Weller und Ann Kathrin eingeklemmt und fühlte sich zunehmend unwohler. Sein linker Fuß wippte nervös. Sein Blick schweifte hektisch durch den Raum, als ob er eine Fluchtmöglichkeit für sich suchte.
    »Und wer ist Herr Sidorov?«, fragte Ann Kathrin.
    »Ein flüchtiger Bekannter.«
    »Ein flüchtiger Bekannter. Das klingt originell. Er hat Frau Henning immerhin einen Drohbrief geschrieben.«
    »Ach, ich würde das nicht überbewerten … Bei der Zahlungsmoral der Leute heutzutage, da muss man schon ein bisschen Druck machen, sonst … «
    »Herr Meuling – Frau Henning ist tot. Ich fürchte, Sie sind
sich nicht ganz über Ihre Situation im Klaren. Sie stehen unter dringendem Mordverdacht.«
    Weller zog seine Handschellen aus der Tasche und spielte damit.
    »Aber ich habe sie doch nicht umgebracht! Ich … «
    Ann Kathrins Augen wurden ganz klein. »Sie haben sie bedroht, und zwar massiv. Und jetzt ist sie tot.«
    »Was sind Sie eigentlich von Beruf?«, fragte Weller scharf.
    »F … Finanz … Finanzoptimierer.«
    »Oh – was ist das denn?«
    Wellers Fragestellungen gefielen Ann Kathrin nicht. Damit bekam Meuling zu viel Spielraum. Er witterte schon wieder Oberwasser und erklärte Weller

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