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Ostfriesengrab

Ostfriesengrab

Titel: Ostfriesengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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verhaftet. Alles, was Sie ab jetzt sagen, kann und wird gegen Sie verwendet werden.«
    Oben auf der Treppe erschien Ann Kathrin.
    Weller rieb sich sein rechtes Bein. »Scheiße, mein Knie!«
    »Die Kollegen sind schon unterwegs«, stellte Ann Kathrin fest und steckte ihr Handy wieder ein.
     
    Auf dem Rückweg in der doppelstöckigen Regionalbahn sprachen sie nur wenig. Es war unglaublich voll im Regionalexpress. An jedem kleinen Bahnhof verlor der Zug Zeit, weil die Menschen so nah an den Türen standen, dass sie sich nicht selbständig schlossen.
    Bitte treten Sie zurück von den Türen, damit wir weiterfahren
können
, war der übliche Lautsprecherspruch, auf den dann Gelächter oder lautes Schimpfen erfolgte.
    Ann Kathrin und Weller standen in der ersten Klasse, während sich einige Jugendliche ohne Fahrscheine auf den Sitzen herumlümmelten. Ann Kathrin wollte nicht eingreifen, sie war der Meinung, dies sei die Aufgabe des Schaffners, aber in dem vollen Zug zog er es wohl vor, sich auf der Toilette einzuschließen.
    Die Stimmung wurde immer schlechter. Es funktionierte nur noch eine Toilette, und die war natürlich ständig besetzt. Auf den Treppenstufen saßen Fahrgäste, sodass die Leute von oben Probleme hatten, mit ihrem Gepäck nach unten durchzukommen. Überhaupt waren die Abteile nicht für Menschen mit Gepäck gebaut. Es gab eine Art Hutablage, an der sich jeder den Kopf stieß, weil sie viel zu tief über den Sitzen angebracht war, aber Koffer passten da nicht hinein, nicht mal kleine Aktentaschen.
    Ein Geschäftsmann, der inzwischen im Gang auf seinen Koffern saß, fluchte: »Warum baut man eine Hutablage, die so stabil ist, dass eine ganze Fußballmannschaft sich daran aufhängen kann? Für den kollektiven Fahrgästesuizid oder was? Ist denn noch keiner auf die Idee gekommen, dass man, wenn man reist, einen Koffer dabeihat?!«
    Weller sah, dass Ann Kathrin immer missmutiger wurde. Er versuchte, sie mit dem Satz aufzuheitern, erster Klasse stünde es sich doch viel besser als zweiter, aber damit kam er nicht gut bei ihr an. Ihr lag die Nummer in Duisburg schwer im Magen. Ihre Kollegen hatten sich nicht gerade erfreut über ihren Alleingang gezeigt. Sie waren mit Eiseskälte behandelt worden.
    Die ganze Art und Weise, wie alles abgelaufen war, fand Ann Kathrin Klaasen erniedrigend. Meuling war ein V-Mann der Duisburger Kripo. Für die Kollegen in Duisburg war er ein Kleinkrimineller, bei dem man ab und zu ein Auge zudrückte und dafür gute Tipps aus der Szene bekam. Die Duisburger Kollegen
schützten ihren Informanten und spielten die Sache mit den Inkassobriefen auf das Niveau eines Schülerstreichs herunter. Sie hatten einen cholerischen Drogenfahnder hinzugezogen, der Ann Kathrin mit unglaublich hektischen Bewegungen nervös machte und aussah, als würde er selber vom Koks unter Strom gehalten. Er hatte zwischen seinen Schneidezähnen große Lücken, und während er sprach, fragte Ann Kathrin sich, wie er die sauber hielt. Ob er Zahnseide benutzte oder kleine Bürsten.
    Er kam sich selbst so wichtig vor, dass er seinen richtigen Namen nicht nannte, um »die Aktion nicht zu gefährden«. Er kam Ann Kathrin beim Reden immer ein Stückchen zu nah. Er verletzte die Distanz, die sie brauchte, um sich wohl zu fühlen. Sie wich mehrfach zurück, wenn er ihr in die Aura latschte.
    »Ich bin so kurz davor!«, schrie er. »So kurz!« Und zeigte mit den Fingern einen Abstand von höchstens einem Zentimeter. »Wir lassen mit Meulings Hilfe einen der größten europäischen Drogenringe auffliegen. Die holländischen Kollegen sind dabei, die Franzosen und … « Er machte mit der rechten Hand eine Bewegung, als würde er sich selbst verbieten, weiterzusprechen, weil er schon zu viel ausgeplaudert hatte. » … und dann kommen zwei Clowns aus Ostfriesland und machen in letzter Minute unseren ganzen Fahndungserfolg zunichte? Ihr habt ja keinen Schimmer, wie viel Energie wir in diese Sache gesteckt haben. Und da kommt ihr an mit irgendwelchem Papierkram?« Er schüttelte den Kopf, schnäuzte sich unangenehm laut die Nase und steckte das blauweiß gemusterte Taschentuch wieder ein.
    Komisch, dachte Ann Kathrin, wer benutzt heute noch Stofftaschentücher?
    »Es geht hier nicht um irgendein Kavaliersdelikt«, verteidigte sie sich. »Wir ermitteln in einem Mordfall.«
    »Ach, hören Sie doch auf!«, brüllte der Drogenfahnder. »Meuling ist kein Lustmörder, sondern ein kleiner Abzocker!
Versicherungsbetrug,

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